
Neun Grossräte treten definitiv wieder an
Das Wahlkarussell für den Grossen Rat beginnt sich zu drehen. Wer tritt am 18. Oktober erneut an. Wer verlässt den Rat der 140 freiwillig? Wer unter den 15 Grossrätinnen und -räten des Bezirks Zofingen hat sich noch nicht entschieden?
Beginnen wir mit den Amtsjüngsten – mit Kurt Gerhard und Erich Hunziker von der SVP. Sie sind zum Jahreswechsel für die in den Nationalrat gewählten Martina Bircher und Benjamin Giezendanner nachgerückt. Rolf Walser (SP) wurde am 7. Januar als Nachfolger des zurückgetretenen Manfred Dubach in Pflicht genommen. Sie alle kandidieren.
Für eine erneute Teilnahme an den Wahlen hat sich Christian Glur (SVP) entscheiden: «Ich bin nach wie vor sehr motiviert, die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger aus dem Bezirk Zofingen in Aarau im Grossen Rat einzubringen.» Motivation für eine weitere Amtszeit auch bei Markus Gabriel (SVP) und bei Urs Plüss (EVP). Ebenfalls unter den Kandidierenden wird Daniel Hölzle, Präsident der Grünen Kantonalpartei, zu finden sein. Hans-Ruedi Hottiger tritt erneut als Parteiloser auf der CVP-Liste an. Definitiv aber werde er 2021 nicht mehr für das Zofinger Stadtammannamt kandidieren.
Die Zofinger SP-Stadträtin Rahela Syed will sich auch in der nächsten Legislatur im Grossen Rat politisch engagieren. Wie Hottiger betont sie die Bedeutung dieses Mandats im Zusammenhang mit jenem eines Stadtratmitglieds. Hottiger: «Wir kommen leichter an Informationen und können zugunsten von Stadt und Region Einfluss nehmen.»
Künftig mehr Zeit für Beruf und Privatleben
Den Grossen Rat auf Ende Jahr verlassen werden Regina Lehmann-Wälchli (SVP) und Martin Lerch (EDU). Dieser sagt: «Wenn ich die Wahlperiode beende, habe ich drei Amtszeiten miterleben dürfen. Das ist ein Privileg – dafür bin ich dankbar.» Lehmann-Wälchli: «Vor zwei Jahren habe ich mich als Gemeindeammann von Reitnau aus der Gemeindepolitik verabschiedet. In einem zweiten Schritt scheide ich nun, nach zwanzig Jahren engagierter Grossratstätigkeit, aus der Kantonspolitik aus.» Die dadurch wegfallenden Fremdbestimmungen ihrer Agenda lassen ihr mehr Raum für sich und ihre berufliche Tätigkeit. «Mein politisches Interesse wird auch als normale Bürgerin weiter bestehen.»
Unentschlossen ist Viviane Hösli (SP). Sie hat beruflich eine neue Aufgabe: Sie ist Geschäftsleiterin der Gewerkschaft VPOD Zentralschweiz. «Ich muss Abklärungen treffen, wie ich berufliches und kantonalpolitische Engagements zeitlich so organisieren kann, dass keine der Aufgaben leidet.» Renata Siegrist-Bachmann (GLP) nimmt nach einem intensiven Jahr als Grossratspräsidentin eine Auszeit – in ihrer früheren Heimat Südafrika: «Die Ruhe im Busch und in den Bergen bringt wieder die Füsse auf den Boden.» Wieder daheim ist sie Ende Februar und wird sich bezüglich Kandidatur mit ihrer Partei besprechen.
Dies gilt auch für die Freisinnigen Sabina Freiermuth – notabene Chefin der FDP-Grossratsfraktion – und Herbert H. Scholl. Auch sie: Keine Kommunikation ohne Absprache mit der Ortspartei Zofingen. Hat die getagt, werde die Öffentlichkeit informiert.
Apropos Mandate: 15 für den Bezirk Zofingen wirken angesichts der 140 Sitze wenig. Zofingen hat jedoch am viertmeisten und nur ein Mandat weniger als der Bezirk Aarau.
Adäquate parlamentarische Vertretung der AHV-Bezüger
Kommentar von Beat Kirchhofer
Einer hat sich entschlossen – einer ist noch unentschlossen. Gemeint sind Hans-Ruedi Hottiger (parteilos) und Herbert H. Scholl (FDP). Beide sind im AHV-Alter, beide aber setzen sich als Politiker sachkundig und topmotiviert für die Region ein. Scholl beispielsweise war 2019 Koordinator und Motor hinter der Rettung des Maschinenbaubereichs der Berufsfachschule Zofingen.
Scholl hat sich Ende Jahr zehn Legislaturen – 40 Jahre lang – für die Region, die Wirtschaft und die Menschen im Aargau im Kantonsparlament eingesetzt.
Wenn er mit Blick auf den FDP-Parteitag sagen würde: Ich habe es gesehen – es gibt auch ein Leben nach der Politik, dann stösst er sicher auf Verständnis und Dank für das Geleistete. Was aber verloren ginge, wäre ein enormes politisches Know-how. Nach wie vor sind Scholl und sein Wissen im Gesetzgebungsverfahren ein wichtiger Teil des juristischen Gewissens unseres Kantonsparlaments. Zudem: Die Generation 65+ fehlt adäquat vertreten in unseren Parlamenten – auf allen Stufen – und in den Exekutiven.