
Der FC Aarau mit falscher Gastfreundschaft
Neutrale Beobachter würden sagen: «Spielt Aarau, ist Spektakel garantiert.» Solche mit einem FCA-Herz hingegen fragen sich: «Warum gibt die Mannschaft schon wieder eine komfortable Ausgangslage aus der Hand?»
Wir erinnern uns an den 10. August: In Neuenburg spielt Aarau Xamax eine Halbzeit lang an die Wand, führt zur Pause 2:0 und es stellt sich nur noch die Frage, wie hoch der Gästesieg ausfallen wird. Am Ende steht es 4:2 für Xamax, nach zwei Doppelschlägen innerhalb von je zwei Minuten. 17 Tage später empfängt Aarau den FC Vaduz: 1:1 das Pausenresultat. Dann kommt es sieben Minuten nach Wiederanpfiff zu einem Rencontre zwischen FCA-Captain Shkelzen Gashi und Denis Simani, in dem der Vaduzer einen Kopfstoss andeutet. Die harte, aber berechtigte Strafe: Rote Karte für Simani.
Innerhalb von fünf Minuten in Überzahl zwei Gegentore
Also alles angerichtet für den vierten FCA-Saisonsieg? Könnte man meinen. Doch dann passiert, was sich wohl für alle der 3207 Zuschauer wie ein Novum anfühlt: 54. Minute, Dobras, 2:1. 57. Minute, Gajic, 3:1. Fünf Minuten nach dem Platzverweis liegen die Gäste mit zwei Toren vorne. Innerhalb von fünf Minuten kassiert Aarau in Überzahl zwei Gegentreffer. Mit Gastfreundschaft ist im Fussball etwas anderes gemeint. Zuerst pennt die gesamte Aarauer Hintermannschaft, ehe nach dem abgefälschten Schuss von Dobras auch Goalie Enzler keine gute Falle macht. Dann vertändelt FCA-Verteidiger Jan Kronig dilettantisch den Ball im eigenen Strafraum und schenkt so Gajic das 1:3.
Apropos Geschenk: Für solche ist an diesem Abwehr nicht nur die Aarauer Hintermannschaft, sondern auch Schiedsrichter Luca Piccolo zuständig. Der Freistoss in der 4. Minute, der zum frühen 1:0 durch den Vaduzer Rahimi führt, ist eine Erfindung des Unparteiischen. Und Piccolos Entscheidung, kurz vor dem Pausenpfiff auf Penalty für das Heimteam zu entscheiden, muss man auch aus Aarauer Sicht als schlechten Witz bezeichnen. Das «Foul» von Rahimi an Rrudhani ist keines – Shkelzen Gashi ists egal, präzis besorgt er den Ausgleich.
Zwar fällt das 1:1 Sekunden vor der Pause und somit zu einem psychologisch idealen Zeitpunkt, doch kann der Treffer nicht überschatten, dass der Penalty gleichbedeutend ist mit der ersten Grosschance für das Heimteam. Gegen den Abwehrriegel der Liechtensteiner, die von Beginn an mit einer Fünferkette verteidigen, findet Aarau kaum Lücken und agiert fehlerhaft, wenn der Durchbruch mal gelingt.
Eine klare Torchance gibt es keine mehr zu notieren
Spieler wie Spadanuda, Njie und Jäckle können ihre Gala-Auftritte beim 5:2 vor Wochenfrist gegen Ouchy nicht bestätigen. Auch nach dem 1:3 rennt Aarau pausenlos an, aber zu durchschaubar, eine klare Torchance gibt es keine zu notieren. Was gegen eine Mannschaft, die mit neun Feldspielern verteidigt, zugegeben auch wenig verwunderlich ist.
Verschenkt hat Aarau den Sieg in den fünf Minuten nach dem Platzverweis. Oder um es mit den Worten des ehemaligen FCA-Captains im TV-Studio zu sagen: «Das ist kein Qualitätsproblem, sondern eine Frage der richtigen Einstellung. Vaduz hat es den Aarauern vorgemacht.»
Aufregung um begehrten Spadanuda
Bleibt Kevin Spadanuda über den Transferschluss am 31. August hinaus beim FC Aarau? Diese Frage stellt sich nach seinem Gala-Auftritt beim 5:2 gegen Stade Lausanne-Ouchy zwangsläufig – umso mehr nach dem Abschlusstraining am Donnerstag vor dem Heimspiel gegen Vaduz, in dem 24-Jährige fehlte: Weilte der Schinznacher zu Verhandlungen bei einem anderen Klub? Zwar hat es unter der Woche gemäss Informationen dieser Zeitung Interessensbekundungen gegeben, sogar ein konkretes Angebot eines Super-League-Klubs hatte Sportchef Sandro Burki wohl auf dem Tisch. Doch die gebotene Summe soll weit unter dem vom FCA geforderten Minimum liegen – dieses dürfte sich um die 700000 Franken bewegen.
Spadanudas Absenz hatte einen anderen, simplen Grund: Ihn plagten Magenprobleme, die er rechtzeitig für das Vaduz-Spiel los wurde. Stand Freitagabend also bleibt Spadanuda zumindest bis im Winter beim FC Aarau. Es sei denn, in den nächsten drei Tagen flattert doch noch eine Offerte im hohen sechsstelligen Bereich rein.
Bekanntlich wollen Burki und Trainer Stephan Keller ihrerseits noch auf dem Transfermarkt aktiv werden, ein Mittelfeldspieler und ein Stürmer sollen her. Ersterer soll gefunden sein und in Kürze zum FCA wechseln – die Stürmersuche indes läuft noch.