Wie ein Heimkommen: Shkelzen Gashi ist zurück beim FC Aarau

Am Montag kurz vor 11 Uhr ist es so weit: Mit seinen neuen Teamkollegen beim FC Aarau betritt Shkelzen Gashi den Kunstrasenplatz neben der Keba – das erste Training des sehnlichst erwarteten Rückkehrers. Und der 31-Jährige zeigt von Anfang an, was er in Aarau vorhat: Vorangehen. Zusammen mit Jéròme Thiesson, ein Kumpel aus gemeinsamen Jugendzeiten beim FC Zürich, führt er die Gruppe bei der Einlaufrunde an. Ein weiteres Indiz für Gashis Tatendrang: Er hat sich die Rückennummer 10 geschnappt – und die ist Führungsspielern vorbehalten, zuletzt trug sie bis im Sommer 2019 Ex-Captain Gianluca Frontino.

Aussagekraft bezüglich seines Formstandes hat das erste Training naturgemäss noch keines. Aber was sogleich deutlich wird: Gashi macht einen hoch motivierten, zufriedenen und gleichzeitig entspannten Eindruck. Ein Schwatz hier, ein Spässchen da – es scheint, als wäre er nie weg gewesen. Dabei ist es siebeneinhalb Jahre her, als Gashi den FCA 2012 nach der verlorenen Barrage gegen Sion in Richtung GC verliess.

Vom talentierten Lausbub zur Schweizer Fussballgrösse
Cupsieger mit den Hoppers, zwei Mal Super-League-Torschützenkönig, Fussballer des Jahres, Meister mit dem FC Basel, EM-Teilnahme mit Albanien, Wechsel in die USA zu den Colorado Rapids – Gashi ist nach seinem ersten Engagement in Aarau auf der Karriereleiter einige Stufen emporgestiegen, aus dem talentierten Lausbub ist eine Grösse im Schweizer Fussball der Gegenwart geworden.

Auch der FCA hat sich in dieser Zeit bewegt – zumindest sportlich: Ein Jahr nach Gashis Abgang gelang der Aufstieg, ehe es 2015 zurück in die Challenge League ging. Doch neben dem Platz ist fast alles beim Alten –zum Beispiel wartet Aarau immer noch auf sein neues Stadion. Also sagt Gashi nach dem ersten Training: «Ich habe mich im Brügglifeld sofort wieder zurechtgefunden. Viele Leute sind noch im Verein, die Garderobe, die Trainingsplätze – es ist wie ein Heimkommen. Ich habe nur gute Erinnerungen an meine erste Zeit hier und bin sehr motiviert, an die Erfolge von damals anzuknüpfen.»

Diese Ziele verknüpfen auch die Fans mit Gashis Rückkehr. Doch gleich von Anfang an Wunderdinge zu erwarten, wäre vermessen: Weil die Colorado Rapids im vergangenen Jahr auf die Dienste des Flügelstürmers verzichteten, bestritt Gashi sein letztes Pflichtspiel am 28. Oktober 2018. Vor 435 Tagen. «Die vier Jahre in den USA waren eine Erfahrung fürs Leben. Auch das Jahr 2019, in dem ich mich mit einem privaten Team fit gehalten und kein Mannschaftstraining bestritten habe. Natürlich will man als Sportler immer spielen, insofern war es nicht optimal, aber ich habe das beste daraus gemacht.» Er wolle nun die drei Wochen bis zum Rückrundenstart am 25. Januar gegen Stade Lausanne-Ouchy nützen, um in den Rhythmus zu kommen – wie schnell das gelingt, werde sich zeigen.

Spätestens zu Beginn der nächsten Saison in Topform
Ähnliche Töne schlägt FCA-Trainer Patrick Rahmen an: «Ab dem ersten Treffen vor der Vertragsunterschrift spürte ich bei Shkelzen die Vorfreude, nach Aarau zurückzukehren. Er will hier noch einmal etwas reissen. Sollte er von Anfang leistungsmässig vorangehen und Tore erzielen – umso besser. Doch man muss damit rechnen, dass er nach seiner langen Pause Zeit braucht, um seine Bestform zu erreichen.» Dass Gashi ein Zukunftsprojekt ist, zeigt die Vertragsdauer bis 2023. Anders gesagt: Spätestens zu Beginn der kommenden Saison, in welcher der Aufstieg das Ziel sein wird, soll er in Hochform sein und den FCA in die Super League schiessen.

Bis dahin gilt für Gashi wie für den FCA: Arbeiten, arbeiten, arbeiten. Nach der enttäuschenden Vorrunde gilt es im kommenden Halbjahr vieles gutzumachen und rund um den Verein wieder eine positive Grundstimmung zu entfachen, der FC Aarau soll sportlich wieder Freude bereiten – konkrete Ziele in Form eines Tabellenrangs zu formulieren, das vermeidet man im Brügglifeld nach den Irritationen über die sportlichen Vorgaben und angesichts elf Punkten Rückstand auf den Barrage-Platz vehement.

Nach dem Abgang von Geoffroy Serey Dié (zu Xamax?) und der Gashi-Verpflichtung deuten sich aktuell keine weiteren Kadermutationen an. Was sich in den kommenden Wochen ändern kann. Rahmen: «Alle haben die gleichen Chancen, sich zu empfehlen. Aber ich werde in der Vorbereitung genau hinschauen, wer mitzieht.»