Das Aufbäumen des EHC Olten hatte kein Happy-End – mit Video

Klotens Ausländer Robin Figren setzt sich durch, zieht vors Tor, wird von Oltens Jewgeni Schirjajew von den Beinen geholt und rutscht in Torhüter Silas Matthys. Doch bevor sich dies abspielte, kullerte die Scheibe bereits hinter die Linie. Es ist Klotens 3:2 in der Verlängerung. Über die strittige Szene mochten die Oltner nicht lamentieren. «Ein kurioses Tor. Aber ich möchte nicht darüber nachdenken. Denn ich bin glücklich, wie das Team einmal mehr Charakter bewiesen, gekämpft und sich den Punkt mehr als verdient hat», sagte Trainer Fredrik Söderström.

Dass sich die Oltner überhaupt in die Overtime retteten, war dem Teamgeist auf der Oltner Bank in der Schlussphase zu verdanken – und Topskorer Dion Knelsen, der in einem der letzten Angriffe seine Chance nutzte und 43 Sekunden vor Ende die Powermäuse ins Zusatzdrittel schoss. Torhüter Matthys hatte Sekunden zuvor das Tor für einen zusätzlichen Feldspieler verlassen. Eine geglückte Aufholjagd mit Punktgewinn, auch wenn Olten letztlich konstatieren musste, dass Leader Kloten an diesem Sonntagnachmittag keineswegs unwiderstehlich auftrat.

Dass der EHC Olten das Momentum von Beginn weg den Klotenern überliess, war einem unerklärlich passiven Auftritt geschuldet. Im Schlummermodus brachten die Oltner die ersten 20 Minuten hinter sich. Kein Puzzlestück passte zum anderen, insbesondere im Spielaufbau taten sie sich schwer. Viele erste Pässe landeten auf der Stockschaufel des Gegners oder wurden blindlings aus der Defensivzone spediert. Die Konsequenz: Wenig Zugriff auf die Partie und ein 0:2-Rückstand. Erst amtete Fogstad Vold als Passgeber bei Klotens Führungstor durch Kindschi (9.). Danach liess Verteidiger Heughebaert Klotens Oldie Sutter gewähren, der unbedrängt Torschütze Steiner bedienen konnte (18.). Zu allem Oltner Unheil kam der Ausfall des Captains: Philipp Rytz musste die Partie nach einem Zusammenstoss mit Verdacht auf eine Hirnerschütterung nach 15 Minuten vorzeitig beenden. Die nächsten Tage sollen zeigen, ob er länger ausfallen wird.

Der Schwung kam zu spät

Doch der EHC Olten wäre nicht im NLB-Spitzentrio vertreten, würde er das Aufbäumen nach etlichen Rückschlägen nicht beherrschen. So kam man mit mehr Biss aus der Kabine, übernahm das Spieldiktat und kam zu mehr Abschlüssen. Ein Dorn im Auge war dem EHC Olten wiederum die Effizienz im Powerplay. Bemüht waren die Oltner mit einem Mann mehr stets, sie suchten den indirekten Abschluss über Knelsens Stockschaufel vor dem Slot, fanden jedoch den Erfolg nie. Erst im vierten Überzahlspiel brach Silvan Wyss mit seinem Tor den Überzahlfluch, der sich in den letzten Spielen wieder eingenistet hatte. Das 1:2 war jedoch kein klassisches Powerplaytor: Anthony Rouiller hatte nach einem Klotener Befreiungsschlag das Spiel schnell gemacht und mit einem Zweilinienpass Oltens Torschützen lanciert (26.).

Dies brachte Schwung ins Oltner Spiel, sodass der Spitzenkampf doch auf Augenhöhe zweier Topteams ausgetragen wurde, mit einer Dramaturgie, mit welcher letztendlich beide Teams leben können. «Der Punkt ist sicher nicht geklaut», bilanzierte Söderström, «das Gute ist, dass wir stets im Spiel blieben, weil wir defensiv auch nicht überaus viel zuliessen.»

Langenthal offensiv zu harmlos

Im Fussball würde man ein solches Kräftemessen als Mittelfeldgeplänkel bezeichnen. Auf dem Rasen ist das keine Seltenheit. Im Eishockey entstehen solche Spiele selten – vor allem auch zwischen dem HC La Chaux-de-Fonds und dem SC Langenthal. Die Duelle dieser Teams überzeugen normalerweise mit Schnelligkeit, Torszenen und einem Hin und Her, das stets spannend ist. Beim Aufeinandertreffen gestern Abend war aber im Vergleich zur vorletzten Begegnung Mitte Oktober vieles anders. Zwischenzeitlich entliess der HCC seinen schwedischen Trainer Mikael Kvarnström, Sportchef Loic Burkhalter hat interimistisch übernommen und die Mannschaft offensichtlich taktisch umgekrempelt. Der HCC überzeugte weiterhin mit Schnelligkeit im Weg nach vorne, vor allem aber auch mit einem defensiven Gewissen.

Im zweiten Abschnitt änderte sich die Ausgangslage stetig. In der 25. Minute versiebte Ramon Tanner eine erste hochkarätige Chance, als er im Slot vor Philip Wüthrich angespielt wurde, die Scheibe aber neben dem Tor vorbeischoss. So erging es auch Samuel Grezet (34.) der nach einem Fehlpass von Dario Kummer alleine davonlief und den Puck nicht an Wüthrichs Fanghand vorbeibrachte.

Die Partie hätte längst entschieden sein können

Erst als der HCC erstmals in Überzahl spielte, sollte neben seinen Vorderleuten auch der SCL-Hintermann erstmals zu spät kommen. Beim Schuss von Frédéric Iglesias lenkte Brett Cameron wenige Zentimeter vor Wüthrichs Gesicht die Scheibe ins Tor ab. Bis zu diesem Zeitpunkt musste der SCL gar dankbar sein, dass die Partie nicht schon längst entschieden war, auch deshalb wurde letztlich Wüthrich als bester Spieler ausgezeichnet. Die Neuenburger brachten das 1:0 über die Zeit, aufs leere Tor schoss Daniel Carbis das 2:0 als letzten Treffer des Jahres.