
Neuer Modus ist zu teuer: Kein Europacup für die Frauen des RHC Vordemwald
Wer das Teilnehmerfeld des Frauen-Europacups der laufenden Saison betrachtet, sucht eine Mannschaft vergeblich: den RHC Vordemwald. Dabei wären die Aargauer als Schweizer Meister und Schweizer Cupsieger zur Teilnahme auf dem internationalen Parkett berechtigt gewesen. Warum also bleiben die RHCV-Frauen diesen Partien fern?
Die Antwort liefert der Rollhockey-Weltverband (CIRH), der auf diese Saison hin eine Modusänderung beschlossen hat. Die Vorrunde und Viertelfinals, die bis anhin jeweils im K.o.-Modus mit Hin- und Rückspielen ausgetragen wurden, sind durch eine Gruppenphase ersetzt worden. Als gesetzter Teilnehmer wären die Vordemwalderinnen in einer der beiden Vierergruppen in den Genuss von drei lukrativen Heimspielen gekommen, hätten aber auch drei happige Auswärtspartien bestreiten müssen. «Das bringt einen massiven Mehraufwand mit hohen Kosten mit sich. Wir waren nicht bereit, diese zu tragen», erklärt Patrick Mühlheim.
Hohe Kosten und ein spät gefällter Entscheid
Der RHCV-Trainer spricht von rund 15 000 Franken, die durch die drei Europacup-Reisen entstehen. Darin sind Kosten für die Flüge, Unterkunft und Transfers am jeweiligen Spielort enthalten. Das ist zehnmal mehr als das, was die Vordemwalderinnen bei ihrem Europacup-Auftritt vor einem Jahr berappen mussten. «Damals hatten wir nur ein Auswärtsspiel in Noisy Le Grand, für das wir mit Privatautos angereist sind. Das hat uns etwa 1500 Franken gekostet», sagt Patrick Mühlheim.
Zum Verzicht beigetragen hat auch der Umstand, dass der Weltverband den definitiven Modus nach losen Gesprächen im Juli erst im Oktober kommuniziert hat – zwei Wochen vor Beginn des Wettbewerbs. «Wir hatten keine Zeit, einen Sponsor zu suchen oder um diese Spiele zu vermarkten», sagt Mühlheim.
Der grosse Rest hat Mühe mit der Änderung
Der Entscheid hat beim RHC Vordemwald für viel Frust gesorgt. «Der Europacup war für junge Spielerinnen ein tolles Erlebnis und für die Älteren eine Herausforderung, sich mit besseren Mannschaften zu messen. Das ist in der Schweiz nicht immer der Fall», sagt Patrick Mühlheim. Auch er als Trainer hat Mühe mit dem neuen Modus. Während Klubs aus Portugal, Spanien und Frankreich, wo Rollhockey professionell betrieben wird, nun noch mehr Spiele auf hohem Rhythmus absolvieren können, verliert der grosse Rest den Anschluss. «Dass die Spitze unter sich ist, stösst nicht nur in der Schweiz auf keinen Anklang», sagt Mühlheim und verweist auf Teams aus Deutschland, Holland oder Italien, die aus denselben Gründen auf den Europacup verzichtet haben.
Dass der Unterschied zwischen den Topklubs und den Aussenseitern längst nicht mehr gross ist, haben die RHCV-Frauen in jüngerer Vergangenheit bewiesen. 2018 scheiterten sie in der Vorrunde mit dem Gesamtkore von 4:5 denkbar knapp an Noisy Le Grand, 2017 feierten sie beim 4:3 im Rückspiel gegen Molfetta (It) ihren ersten Europacup-Sieg überhaupt.
Gespräche und ein kleines Trostpflaster
Immerhin: Dem RHC Vordemwald bleibt ein Hoffnungsschimmer. Nächsten März finden Gespräche zwischen CIRH-Verantwortlichen und dem Schweizer Verband statt, an denen Letzterer seine Bedenken zum Thema nochmals äussern wird. Ob die RHCV-Frauen in der Saison 2020/21 auf Europas Bühne zurückkehren, hängt zudem davon ab, ob sie sich über den sportlichen Weg qualifizieren können.
Als Trostpflaster steht für die Vordemwalderinnen die Teilnahme an einem international stark besetzten Turnier im kommenden April zur Debatte. «Das wäre trotz allem ein europäisches Highlight für uns», sagt Patrick Mühlheim.