
Luana Bühler aus Altishofen hat den Sprung in die Bundesliga geschafft
Einmal im Monat fährt sie nach Hause. Sie nimmt die 311 Kilometer unter die Räder, von Hoffenheim nach Altishofen. Seit Mitte des letzten Jahres ist die 3300 Einwohner zählende Gemeinde, 26 Kilometer südöstlich von Heidelberg gelegen und dem Bundesland Baden-Württemberg zugehörig, der Arbeitsort von Luana Bühler. Genauer gesagt, es ist der Bundesligist TSG Hoffenheim.
Die 23-jährige, kopfballstarke Verteidigerin aus dem Luzerner Hinterland fühlt sich wohl in ihrer neuen Heimat. «Ich wurde bestens aufgenommen, das Umfeld ist sehr familiär, und wir sind ein junges Team. Es passt alles zusammen», sagt Luana Bühler. Der Kontakt zu Hoffenheim kam über die ehemalige Schweizer Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg zustande. «Für mich war klar, wenn ich im Ausland spiele, dann muss viel zusammenpassen», erzählt Luana Bühler, «ich habe mir alles angeschaut, die Infrastruktur, die Trainingsanlage und war positiv überrascht, wie professionell die Strukturen sind. Zudem geniesst dieser Verein einen hervorragenden Ruf.»
Grosse Unterschiede im Vergleich zur Schweiz
Die bisherige Bilanz lässt sich sehen: Hoffenheim, das die letzte Saison auf Platz 6 beendet hatte und in diesem Jahr im Cup bis in den Halbfinal vorgestossen war, liegt eine Runde vor der Winterpause auf Platz 2, drei Zähler hinter Wolfsburg. Dieser Rang wäre am Saisonende gleichbedeutend mit dem Ticket für die Champions League. Um dieses Ziel zu erreichen, stehen nebst Mannschaftstraining, fünfmal in der Woche, individuelle Technikeinheiten und Videoanalysen auf dem Programm.
Luana Bühler musste sich zu Beginn erst an die Gegebenheiten in Deutschland gewöhnen, denn die Unterschiede zur Schweiz seien recht gross. «Der Fussball in der deutschen Bundesliga – der wohl besten Liga in Europa – ist temporeicher, taktisch und spielerisch auf einem höheren Niveau und professioneller organisiert als in der obersten Schweizer Liga.» Sie stellt bei den Schweizer Vereinen auch grosse Fortschritte fest, «aber die Voraussetzungen sind anders. In Deutschland kann ich vom Fussball leben, das wäre in der Schweiz nicht der Fall.»
Wohngemeinschaft mit zwei Österreicherinnen
Zusammen mit den beiden österreichischen Teamkolleginnen Nicole Billa und Katharina Naschenweng bildet sie eine Wohngemeinschaft. Das Leben im «Drei-Mädel-Haus» klappt bestens, «ich hätte es nicht besser treffen können», sagt Luana Bühler. Was sie in Deutschland vermisst? Die Familie und den Sonntagszopf von Mutter Evelyne.
An Gesprächsstoff fehlt es in der WG nicht, denn ihre Teamkolleginnen gehören dem österreichischen Nationalteam an. Was diese Ebene anbelangt, kann auch Luana Bühler mitreden, die nach dem Mittun in den Schweizer U17- und U19-Mannschaften seit Februar 2018 dem A-Kader angehört. Ihr Debüt gab sie am Zypern-Cup und verstärkte die Reihen bei EM-Qualifikationsspielen. Die Schweiz steht noch ungeschlagen auf Rang 2 und besitzt gute Chancen, an der EM 2021 in England dabei zu sein. «Dies ist unser erklärtes Ziel», sagt sie.
Wegweisend ist wohl der Spitzenkampf im April gegen Tabellenführer Belgien. «Bei uns herrscht diesbezüglich eine sehr optimistische Stimmung.» Unter dem neuen Nationaltrainer Nils Nielsen hätte sich die Mannschaft zu Beginn finden müssen, bis eine homogene Einheit entstand, «aber jetzt läuft es sehr gut». Seine Trainingsmethoden seien jenen in Hoffenheim ähnlich: Ein gepflegter Spielaufbau mit konstruktiven Lösungen nach vorne stehen im Vordergrund.
«Brauche einen Ausgleich neben dem Sport»
Luana Bühler setzt aber nicht nur auf Fussball, «ich brauche einen Ausgleich neben dem Sport». 2019 schloss sie ihr Bachelor-Studium in Betriebswirtschaft an der Uni Zürich ab. Als Nächstes soll der Masterabschluss folgen. Dafür arbeitet sie im Fernstudium, ebenfalls an der Uni Zürich. Sie stammt aus einer Fussballerfamilie, aufgewachsen in Altishofen mit fünf Geschwistern. Schwester Romina spielt beim B-Ligisten Aarau, Bruder Yannick bei Schötz II, Nando ist bei Willisau in der 2. Liga inter engagiert und Massimo bei der U18-Equipe des FC Luzern. Einzig Schwester Alessia spielt nicht Fussball, sondern Tennis. Vater Gody war dereinst als Trainer tätig, trat nun kürzer und findet vermehrt Zeit, zusammen mit seiner Frau Evelyne die Spiele in Hoffenheim zu besuchen. «Mit ihm kann ich vieles besprechen, ich schätze seine objektive Meinung.»
Ihre fussballerische Laufbahn begann Luana Bühler beim FC Schötz, dann folgten der SC Kriens, der FC Luzern und 2017 wechselte sie zum FC Zürich, mit dem sie 2018 das Double gewann und auch erste Erfahrungen in der Champions League sammeln konnte. Wohin sie ihre weitere sportliche Laufbahn bringt, lässt sie offen. «Ich nehme alles mit und schaue dann, wo ich stehe. Ich blicke nicht mehr sehr weit nach vorne, denn meine Kreuzbandrisse 2011 und 2016 haben mich gelehrt, den Moment mit Demut zu geniessen. Ich geniesse es einfach, Fussball zu spielen.» Man spürt es: Ihre Liebe und ihre Begeisterung für diesen Sport sind grenzenlos.