Advent – eine besinnliche Zeit

Schritt für Schritt führt uns die Adventszeit auf Weihnachten hin. Viele Bräuche und Rituale sind mit dieser Zeit verbunden, die uns «alle Jahre wieder» den besonderen Weihnachtszauber spüren lassen: Das Schmücken im und ums Haus, das Singen von Liedern und das Erzählen von Geschichten. Aber ganz besonders nehmen uns auch die Düfte aus der Backstube in die Advents- und Weihnachtsstimmung hinein. Das alles hilft uns, etwas vom Weihnachtswunder wahrzunehmen, das gar nicht so einfach zu erklären ist. So heisst es auch treffend in der Bibel: «Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist» (Psalm 34,9). Ein Vers, der für mich einen wichtigen Aspekt der Adventszeit beschreibt.

Süsse Seelenhäppchen

Ja, was wäre die Adventszeit ohne ihre Guetzli und Gebäcke? Kürzlich habe ich dafür die Bezeichnung «süsse Seelenhäppchen» gelesen und musste schmunzeln: Spätestens jetzt ist jedes Argument der Waage entkräftet und man muss doch einfach zugreifen! Aber Spass beiseite: Dieser Begriff gefällt mir, weil er darauf hinweist, dass hinter den ursprünglichen Weihnachtsgebäcken wirklich mehr steckt als eine schmackhafte Süssigkeit. Schon im Mittelalter wurden in den Klöstern Lebkuchen gebacken. Damals aber vor allem, um sie den Armen und Bedürftigen zu verschenken. Für diese Menschen waren das eher Lebenskuchen, weil sie ihnen tatsächlich geholfen haben, die kalte Jahreszeit zu überstehen. Sie sollten nicht nur den Hunger stillen, sondern durch ihre Gewürze auch gesund halten. Das Lebkuchengewürz, das wir heute meist als fertige Mischung kaufen, ist nämlich aus unterschiedlichen Gesundheit fördernden Gewürzen zusammengesetzt: Aus Ingwer, der wärmt und Erkältungen vorbeugt und Änis, der die Atemwege frei hält. Kardamom und Muskat, die die Verdauung unterstützen. Zimt, der den Blutzucker senkt und Nelken, die gegen Zahnschmerzen helfen sollen. Dieses letztgenannte Gewürz ist aber auch darum besonders, weil es im Mittelalter ein Symbol für die Passion Christi war. Die «Nägeli» galten als Erinnerung an die Nägel, mit denen Jesus ans Kreuz geschlagen wurde.

Lebkuchen – Brot des Lebens

So erinnert uns der Lebkuchen auch daran, dass Jesus sich selber mit dem «Brot des Lebens» verglichen hat. Er sagte: Wer von diesem Brot isst, wird keinen Hunger mehr haben – weil es eine besondere Wirkung hat. Wie früher der Lebkuchen nicht einfach ein gutes Znüni oder Zvieri war, sondern das Lebensbrot, das die Leute genährt und gestärkt hat, so soll auch Jesus Christus für uns zum «Brot des Lebens» werden. Das mag uns, die mehrheitlich keinen Mangel an Brot leiden, nicht unbedingt als etwas Besonderes erscheinen. Aber ich glaube, dass genau darin der Wert dieses Vergleiches liegt: Jesus Christus vergleicht sich mit etwas Alltäglichem, etwas, das wir Tag für Tag für unser Leben brauchen. Er will kein Luxusprodukt sein, das wir uns nur an Weihnachten und vielleicht noch an Ostern leisten, sondern etwas, das uns tagtäglich zur Verfügung steht: Jemand, der bei uns ist, nicht nur an Feiertagen, sondern auch im Alltag. Jemand, der uns in allen Lebenslagen zur Seite steht. Jemand, der uns stärkt und schützt, wie man es dem Lebkuchen zuschreibt.

Daran erinnert uns Weihnachten: Dass Gott uns Menschen als Mensch nahe kam und das Leben kennt, mit seinem süssen, seinem salzigen und seinem bitteren Geschmack. Und dass er darum nicht nur die Festzeiten mit uns teilen will, sondern jeden Tag. So, wie es Dietrich Bonhoeffer so treffend in seinem Weihnachtsgruss ausdrückte: «Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.» Mögen die Klänge und die Düfte, die uns diese Botschaft auf wunderbare Weise vermitteln, uns in dieser Adventszeit berühren und über sie hinaus in unserem Alltag präsent bleiben.

Vielleicht auch mit meinem unkomplizierten Lieblings-Lebkuchenrezept (siehe Box), das durchaus Allzeit- und nicht nur Adventszeittauglich ist.

Lebkuchen-Rezept

– 3dl Milch

– 200g brauner Zucker

– 2 EL Kakao

– 1 EL Lebkuchengewürz

– 300g Mehl

– ½ P. Backpulver

Alles in eine Schüssel geben und mixen. In eine eingefettete Kuchenform von ca. 22 cm Durchmesser geben und bei 180 Grad 40 Minuten backen.