Marco Schneuwlys Wiedergeburt

Was zeichnete Marco Schneuwly in früheren Jahren und in seiner Zeit als Goalgetter aus? Der Torinstinkt! Der Fribourger stand in heissen Szenen vor dem gegnerischen Gehäuse fast immer am richtigen Ort. Und so schoss er in den knapp 14 Super-League-Jahren bei den Young Boys, Thun, Luzern und Sion insgesamt 103 Tore. Zuletzt wurde es allerdings immer ruhiger um Schneuwly. Mehr noch, der 34-Jährige geriet beim FC Aarau wegen seiner Ladehemmung in den vergangenen eineinhalb Jahren je länger, je mehr ins Kreuzfeuer der Kritik.

Gestern im Brügglifeld war der Mittelstürmer des FC Aarau wieder einmal die grosse Nummer. Seine zwei Abstauber-Tore in der 25. und 63. Minute sicherten dem FC Aarau ein 2:2 und damit einen Punkt.

Winterthur hätte das Spiel früh entscheiden müssen

Nun ist es nicht so, dass der FC Aarau diesen Punkt gestohlen hat. Aber Winterthur hätte das Spiel mit etwas mehr Kaltblütigkeit schon in den Startminuten entscheiden müssen. Nach etwas mehr als einer Viertelstunde hätten die am Anfang voll auf Offensive eingestellten Gäste 3:0 führen können. Der FC Winterthur spielte den in der Anfangsphase unkonzentrierten, ja wirren Gegner buchstäblich an die Wand. Luka Sliskovic vergab nach 10 Minuten die erste Grosschance. Fünf Minuten später gelang dem Österreicher im Dress der Zürcher das 1:0. Kurze Zeit später scheiterte Davide Callà mit einem Abschlussversuch aus kürzester Distanz an Goalie Nicholas Ammeter. Und dann war es erneut Callà, der im 18-jährigen Torhüter des FC Aarau seinen Meister fand.

Und was machte eigentlich der FC Aarau? Zu Beginn nichts! Es dauerte bis zur 25. Minute, ehe die Mannschaft von Trainer Patrick Rahmen ein Lebenszeichen von sich gab. Dann aber ging die Post ab. Olivier Jäckle lancierte auf der rechten Seite Raoul Giger, der zur Mitte flankte. Stefan Maierhofer markierte im Fünfmeterraum Präsenz. Der Ball flog in Richtung Schneuwly, der aus acht Metern zum 1:1 traf. Nun brachen aus Sicht der Aarauer alle Dämme: Yvan Alounga und Schneuwly hatten noch vor der Pause das 2:1 auf dem Fuss. Das wäre mit Blick auf den Spielverlauf in der ersten Halbzeit allerdings des Guten zu viel gewesen.

Statt den Schwung mitzunehmen, verschlief der FC Aarau auch den Beginn der zweiten Halbzeit – und bekam prompt die Quittung: Nach einer Flanke von Callà brachte Roman Buess Winterthur zum zweiten Mal in Führung. Dann aber ging erneut ein Ruck durch die Aarauer Mannschaft. Geoffroy Serey Dié vergab Sekunden nach dem Tor der Zürcher eine hochkarätige Möglichkeit. Nach einer Stunde übernahm Rahmens Team das Spieldiktat. Das 2:2 lag in der Luft. Und fiel dann auch. Nach einer Massflanke von Markus Neumayr und einem Gestocher von Maierhofer traf Schneuwly zum zweiten Mal ins Schwarze. Nach 63 Minuten und Schneuwlys drittem Saisontreffer war der Mist geführt. Und obwohl noch eine halbe Stunde zu spielen war, schien es so, als seien beide Mannschaften mit dem Punktgewinn zufrieden.

Schiedsrichteraufgebot sorgt für Gesprächsstoff

Bleibt eine Randnotiz: Für viel Gesprächsstoff sorgte im Vorfeld der Partie die Tatsache, dass mit Fedayi San ein Aargauer als Schiedsrichter aufgeboten wurde. Der 37-jährige Fifa-Schiedsrichter zeigte in dieser Saison in der Super League starke Leistungen. Bei Aarau – Winterthur wirkte er ungewohnt unsicher und verdiente sich alles andere als gute Noten. Woran das wohl lag? Etwa daran, dass er auf heimischem Terrain pfeifen musste?