Wie sehen die Zukunftspläne aus? So muss der FC Aarau nach dem Stadion-Ja den Steilpass verwerten

Nach Monaten voller Hoffen und Bangen hat der FC Aarau nach der gewonnenen Stadion-Abstimmung Klarheit: Der Profifussball am Standort Aarau hat Zukunft, die Tür zur Super League bleibt offen. Als unmittelbare Profiteure des 24. November liegt der Ball nun bei den Klubverantwortlichen des FC Aarau. Sie müssen den Steilpass des Stimmvolks verwerten und schnellstmöglich ihre Vision für die kommenden Jahre skizzieren, um dereinst (frühestens 2024) als Super-League-Verein mit einer klaren Handschrift die neue Heimstätte im Torfeld Süd zu beziehen.

 

Sportliche Strategie:

Am Mittwochmittag kommt es zur wegweisenden Sitzung der Strippenzieher im Brügglifeld: Präsident Alfred Schmid, Vizepräsident Roger Geissberger, Bald-Präsident Philipp Bonorand, Sportchef Sandro Burki und Trainer Patrick Rahmen entscheiden über den weiteren Verlauf der aktuellen Saison: Wird in der Winterpause neben dem feststehenden Rückkehr von Stürmerstar Shkelzen Gashi auch auf anderen Positionen in das Kader investiert? Mit dem Ziel, sich im Frühling erneut für die Aufstiegsbarrage (Rang 2) zu qualifizieren? Die Verlockung ist gross: Der FCA muss sich, das hat das Spiel am Sonntag im Letzigrund offenbart, nicht hinter dem aktuellen Tabellenzweiten GC verstecken. Kommt dazu: In dieser Saison dürften weniger als die in der vergangenen Spielzeit nötigen 64 Punkte für die Barrage reichen. Und: Die Ende Saison abtretenden Schmid und Geissberger hätten nichts dagegen, den FCA als Super-League-Klub an die Nachfolgerschaft zu übergeben.

Oder lautet das Rückrunden-Motto «Warmlaufen für die Saison 2020/21»? Trotz der verschobenen Abstimmung über die Liga-Vergrösserung ist weiterhin davon auszugehen, dass ab Sommer 2021 die Super League aus zwölf Teams besteht. Nach der gewonnenen Stadion-Abstimmung gäbe es demzufolge aus FCA-Sicht nur ein Ziel für die Übergangssaison 2020/21: Aufstieg. Statt bereits im kommenden Winter das Kader für einen sofortigen Aufstieg zu verstärken, würde das Geld für Transfers im Sommer 2020 gespart werden. Einhergehend mit der Konsequenz, im kommenden Frühling den jungen Spielern Rrudhani, Spadanuda, Balaj, Pepsi und Alounga viel Einsatzminuten zu geben: So kann getestet werden, ob sie für eine gewichtige Rolle im Aufstiegskader 2020/21 taugen.

Das Führungs-Quintett wird am Mittwoch die Szenarien besprechen. Endgültig entschieden über die Rückrunden-Strategie wird jedoch erst nach dem letzten Vorrundenspiel am 15. Dezember: Schrumpft bis dann der aktuelle Rückstand von acht Punkten auf den Barrage-Platz, dürfte im Frühling Rang 2 angepeilt werden. Vergrössert er sich hingegen, wird die Planung für 2020/21 in Angriff genommen.

 

Mut zur Veränderung:

Egal wie der Entscheid zur weiteren Saison ausfällt: Im Winter braucht es Mut zur Veränderung und zu unpopulären Entscheidungen. Spieler wie Stefan Maierhofer (37), Marco Schneuwly (34) und Damir Mehidic (27) haben in der laufenden Saison (noch) nicht geliefert, ihre Verträge laufen im Sommer aus und wenn Platz für neue Spieler geschaffen werden muss, sind sie Stand heute die ersten Streichkandidaten. Der Zukunftsplanung zuliebe müssten Spieler, von denen sich der FCA Ende Saison eh trennt, in der Rückrunde ins zweite Glied treten und Platz machen für Wackelkandidaten oder jene mit weiterlaufendem Vertrag. Im Idealfall gelingt es bereits in der Winterpause, den einen oder anderen Spieler, der im Brügglifeld keine langfristige Zukunft hat, von der Lohnliste zu streichen.

Anders verhält es sich mit Geoffroy Serey Dié: Der Ivorer hat in Anbetracht seiner zuvor langen Spielpause gebracht, was von ihm erwartet wurde: Aggressivität gegenüber dem Gegner und Ansporn für die Mitspieler. Sein Vertrag läuft Ende Dezember aus, seine Qualitäten sind unbestritten. Doch braucht es den 35-jährigen noch? Kaum, wenn in der Rückrunde das Mittelfeld-Zentrum wieder aus Olivier Jäckle und Elsad Zverotic bestehen soll – und dahinter mit Gezim Pepsi ein hochveranlagtes Talent auf mehr Einsätze hofft? Einem Serey Dié trotz dessen Willen zum Bleiben keinen neuen Vertrag zu geben, wäre mutig, aber ein klares Signal für den nötigen Verjüngungsprozess.

 

Näher zu den Leuten:

Über 60 Prozent der Urnengänger haben am vergangenen Sonntag ihre Unterstützung für den FC Aarau bekundet. Ein deutliches Signal der Bevölkerung: Sie will einen starken FCA in der Super League. Der Klub darf sich nach dem erfolgreichen Abstimmungskampf nun nicht wieder zurück in sein Schneckenhaus im Brügglifeld ziehen; er sollte die Welle der Solidarität zum Anlass nehmen, mehr auf die Leute zuzugehen und mehr Präsenz in der Stadt zu markieren. Und in Zukunft offener und transparenter gegenüber seinen Fans und Sympathisanten zu kommunizieren und sie in seine Pläne einzuweihen. Wie es sich in einer (FCA-)Familie gehört.