
Die Gelassenheit als guter Ratgeber: Anthony Rouiller gibt beim EHC Olten sein Comeback
Am 24. August kassierte Anthony Rouiller im Testspiel gegen den EHC Kloten (4:6) einen harten Check. Die Schulter schmerzte. Er spielte die Partie trotzdem zu Ende. «Am nächsten Morgen merkte ich, dass etwas gar nicht in Ordnung ist», erinnert sich der 25-Jährige noch genau an den Moment vor gut zehn Wochen, als die Saison, die für ihn noch nicht einmal richtig begonnen hatte, schon hätte zu Ende sein können.
Denn lange Zeit war nicht klar, wie schwerwiegend die Schulter-Verletzung ist. Mit konservativer Behandlung wäre mittelfristig ein Comeback absehbar gewesen. Bei einer Operation wären seine Einsatzchancen in der Meisterschaftskampagne 19/20 auf ein Minimum reduziert worden. Rouiller entschied sich nach Rücksprache mit Ärzten dazu, auf einen operativen Eingriff zu verzichten.
Doch bis vor zwei Wochen war immer noch nicht hundertprozentig sicher, ob die Schulter den Belastungen des Eishockey-Alltags wirklich standhalten würde. Ein letztes MRI beseitigte dann aber die gröbsten Zweifel. Und so dürfte Rouiller heute Abend gegen den EHC Visp sein langersehntes Comeback im EHCO-Dress geben.
Comeback als Belastungsprobe für die Schulter
Logisch sagt der spielstarke Verteidiger: «Ich freue mich riesig.» Obwohl ihm bewusst ist, dass es möglicherweise nicht viel braucht und die Schulter erneut in Mitleidenschaft gezogen wird. «Selbst wenn es so sein sollte, dann habe ich die Gewissheit, es wenigstens versucht zu haben», bleibt er gelassen.
Gelassenheit war in den letzten Tagen und Wochen generell ein guter Ratgeber für Anthony Rouiller. Er wurde Zeit seiner Karriere immer wieder von Verletzungen und Krankheiten heimgesucht.
Entsprechend fand er sich nach der ersten Diagnose im August damit ab, dass die Geduld mit seinem Körper einmal mehr auf die Probe gestellt wird. «Ich bin mir inzwischen einiges gewöhnt. Aber in den ersten Wochen habe ich mich schon gefragt, warum es immer mich trifft.»
Die neuen Spieler haben ihre Rolle gefunden
Umso mehr, als sich Rouiller im Hinblick auf diese Saison besonders viel vorgenommen hat. «Ich habe so viel ins Sommertraining investiert wie noch nie», erzählt er. Auch vor dem Hintergrund, dass sein Vertrag mit dem EHCO Ende Saison ausläuft und er richtig Anlauf nehmen wollte, seine Karriere zu lancieren.
Man merkt: Anthony Rouiller ist bis in die Haarspitzen motiviert. Freut sich darauf, sich ins zuletzt so formidabel funktionierende Oltner Kollektiv einfügen zu können. Er erlebte quasi als Aussenstehender, wie sich die Mannschaft nach anfänglichen Schwierigkeiten entwickelt hat.
Er sagt: «Man merkt, dass vor allem die neuen Spieler ihre Rolle gefunden haben.» Besonders die Jungen seien viel offener geworden, sorgen für Stimmung.
Die Qual der Wahl bei Trainer Söderström
«Am Anfang waren noch alle mit sich selber beschäftigt. Jetzt haben alle einen Schritt gemacht.» Rouiller selbst erachtet die Rückkehr in eine Mannschaft, die zuletzt siebenmal in Serie gewonnen hat, als einfacher. «Wenn es gut läuft, dann kann man sich leichter integrieren. Wenn die Mannschaft Probleme hat, dann erwartet man von Rückkehrern oft, dass sie sofort funktionieren und gleich eine tragende Rolle spielen.»
Anthony Rouiller ist vorderhand froh um jede Minute Eiszeit, die er von Headcoach Fredrik Söderström zugeteilt bekommt. Der Schwede selbst ist froh, dass er mit Rouiller einen Mann erhält, der das Spiel mit seinen Pässen und seiner Übersicht schnell machen kann. Und der für weiteren Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft sorgt.
Mit Esbjörn Fogstad Vold trainierte am Tag vor dem Visp-Spiel auch der andere, zuvor noch angeschlagene Spieler wieder voll mit. Das heisst, dass Söderström personell erstmals aus dem Vollen schöpfen kann. «So hat man es gerne als Trainer», sagt er lächelnd.
Wer kommt schneller in die Gänge?
Auch Fredrik Söderström blickt dem Duell gegen die starken Visper gespannt entgegen. Die grosse Frage ist wie immer, wie das Team aus der Nationalmannschaftspause herauskommt. Gelingt es, an die Galavorstellung in Kloten (7:2) anzuknüpfen, oder braucht die Equipe einen Moment, ehe sie wieder in die Gänge kommt?
Die beiden Trainings nach der viertägigen Pause – die Spieler hatten vom Donnerstag bis und mit Sonntag frei – hinterliessen beim EHCO-Headcoach jedenfalls einen guten Eindruck. «Möglich aber, dass wir einen Moment brauchen, bis wir wieder in die Gänge kommen. Aber das wird den Vispern genauso ergehen», bemerkt Söderström.