
Vom Bankdirektor zum neuen Leiter Finanzen von Wikon – Silvans Gilgens ungewöhnliche Karriere

Einst lag Silvan Gilgen die Finanzwelt zu Füssen. Doch als er die letzte Stufe der Karriereleiter zum CEO der Raffeisenbank Luzern erklommen hatte, fühlte er sich nicht mehr glücklich. Nach einer Auszeit fand er eine neue Stelle bei der Gemeinde Wikon, dort ist er jetzt rundum zufrieden.
Selbstbewusst und mit festem Händedruck begrüsst mich Silvan Gilgen. Seit September leitet er auf der Gemeindeverwaltung Wikon die Finanzen. Markante Gesichtszüge und ein freundliches Lächeln beschreiben den bald 48-Jährigen in Kürze; dazu trägt er eine Brille, ist mit einem weissen Polohemd und braunen Jeans sportlich-lässig gekleidet. Ähnlich sein neues Büro: eher bescheiden, aber zweckmässig eingerichtet. «Zusätzliches, neues Mobiliar wird noch geliefert», sagt Gilgen fast entschuldigend und lacht.
Um 2016 hatte er sein Karriereziel erreicht
Szenenwechsel: Vor rund drei Jahren führte Silvan Gilgen als CEO der Raiffeisenbank Luzern 70 Mitarbeiter. Sprach unter anderem auch an einer Mitgliederversammlung vor 3000 Genossenschaftern in der Messe Luzern. Es schien alles darauf hinzudeuten, dass er womöglich bis zur Pensionierung bei dieser Bank arbeiten würde.
Bereits nach dem Nachdiplomstudium im Januar 2016 machten sich erste Zweifel bemerkbar, erzählt er. Er hatte zwar sein Karriereziel erreicht. Doch damit seien nicht nur die äusseren Erwartungshaltungen gestiegen, sondern auch seine eigenen. «Am meisten machte mir die Omnipräsenz zu schaffen», gesteht der Ex-Banker. «Ich konnte gar nie richtig abschalten, auch an Wochenenden nicht.» Zudem habe ihm der Verwaltungsrat ans Herz gelegt, doch noch eine Weiterbildung zum Master anzuhängen. Gleichzeitig wurde die Bank neu strukturiert. Er sei zu diesem Zeitpunkt nicht bereit gewesen, erneut am Wochenende zu lernen und im Privaten zurückzustecken.
«Meine Partnerin Angela zeigte mir, dass es noch wichtigere Dinge im Leben gibt als die Karriere.» Inzwischen sind sie eine grosse Patchworkfamilie mit sieben Kindern, davon sind fünf bereits volljährig. Drei Söhne jedoch leben noch bei ihnen in Rain.
Er könne behaupten, dass er während dreissig Jahren gerne für die Bank gearbeitet habe. Doch dann sei ihm die Freude immer mehr abhandengekommen. «Ich machte mir ernsthafte Gedanken über einen Wechsel oder eine Auszeit.» Dieser Prozess dauerte einige Monate. Dabei sei er von seiner Partnerin Angela Niederberger tatkräftig unterstützt worden. Schliesslich fasste Silvan Gilgen den mutigen Entscheid, die Bankkarriere an den Nagel zu hängen.
Mit der Banklehre in Ebikon begann alles
Bis dahin hatte Gilgen eine beeindruckende Karriere hingelegt. Aufgewachsen ist er mit einer älteren Schwester in Ebikon. Nach der obligatorischen Schulzeit ging sein grösster Berufswunsch, eine Banklehre zu machen, in Erfüllung. Er absolvierte sie auf der Raiffeisen-Filiale in Ebikon. Danach folgte der Wechsel nach Luzern. Während 30 Jahren arbeitete er dort, zuletzt eben als CEO (Chief Executive Officer). Heute lebt der bald 48-jährige Mann mit seiner Partnerin und drei Söhnen in Rain. Zu seinen liebsten Hobbys gehören Badminton und Fussball. Während seiner Auszeit konnte er wieder vermehrt Sport treiben und den Kopf durchlüften. Dabei kam ihm auch die Idee, sich bei der Gemeinde Wikon auf eine Ausschreibung zu bewerben. Nicht zuletzt auch, weil er fast ein Jahrzehnt in der Controlling-Kommission in der Gemeinde Ebikon tätig war. Und es hat geklappt. «Ich bin froh», sagt er dankbar, «dass ich als Quereinsteiger die Chance erhalten habe, eine neue Herausforderung anzunehmen.»
Bei seiner neuen Aufgabe gehe es darum, den Gemeinderat im Finanzbereich zu entlasten. Die Gemeinde Wikon steht nach einer Krise ebenfalls vor einem Neuanfang.
Silvan Gilgen ist sich also sehr wohl bewusst, dass auch sein neuer Job nicht immer ein Zuckerschlecken sein wird. Doch er ist zuversichtlich, dass ihm seine langjährige Bankkarriere zugutekommt. «Ich bin wieder im Tagesgeschäft und sehe als Allrounder die Zusammenhänge.» Es sei sein Ziel, den Finanzhaushalt der Gemeinde so ausgeglichen wie möglich zu gestalten, um eine gesunde Basis zu schaffen. «Das ist die beste Voraussetzung, damit sich die Gemeinde weiterentwickeln kann.»