Der Frauenverein Reiden ist auf der Suche nach Familien und Anerkennung

Sandra Keller ist die Leiterin des Teams Tagesfamilie Wiggertal. (Bild: rzu)
Sandra Keller ist die Leiterin des Teams Tagesfamilie Wiggertal. (Bild: rzu)

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ein Problem, das die drei Mütter Sandra Keller, Nadja Küttel und Karin Fischer aus eigener Erfahrung kennen. Um andere Eltern zu unterstützen, arbeiten sie als Vermittlerinnen von Tagesfamilien und bieten diese Dienstleistung in der Region Wiggertal an.

«Die Nachfrage ist grösser als das aktuelle Angebot», sagt die Zofingerin Sandra Keller, Leiterin des Teams. So seien sie quasi permanent auf der Suche nach neuen Tagesfamilien, also Personen, die Kinder ganztags, halbtags, nachts oder stundenweise gegen Entlöhnung betreuen. Ihre Suchanfragen richten sie sowohl an Frauen wie auch Männer. Voraussetzung: kinderfreundlich, einfühlend, psychisch und physisch gesund. Fast vierzig Tagesfamilien hat die Gruppe zurzeit registriert. Freie Plätze in Tagesfamilien und Mittagstischen gibt es zurzeit nur in Pfaffnau, Altishofen, Winikon und Wauwil, wie es auf der Website der Gruppe heisst.

Bedürfnisse der Kinder im Vordergrund

Trotz Aufrufen auf den sozialen Medien treffen sich Angebot und Nachfrage oft im Privaten, sagt Keller. «Viele lernen unser Angebot über Mund-zu-Mund-Propaganda kennen.» Vermittlerin Nadja Küttel regelt anschliessend das Administrative. Zuvor gelte es aber, die Bedürfnisse und Anforderungen zu klären – vor allem die der Kinder, sagt Keller. Sind die Vertragspartner immer noch interessiert, sei es wichtig, dass während einer Angewöhnungszeit von zwei, drei Wochen die Kinder von den Eltern zur Tagesfamilie begleitet werden.

Das Bedürfnis nach familienergänzender Kinderbetreuung ist gross. Im Kanton Luzern gibt es über 400 Angebote: von Kindertagesstätten über Spielgruppen bis hin zu Tagesfamilien. In Reiden hat vor wenigen Monaten die private Kinderkrippe small foot eröffnet (wir berichteten).

Das Team der Tagesfamilie Wiggertal ist seit 2005 fester Bestandteil des Gemeinnützigen Frauenvereins Reiden. Keller, selbst mal Spielgruppenleiterin, aber nie Tagesmutter, wurde 2014 Teil der Gruppe. Die letzten vier Jahre seien schwere Arbeit gewesen, sagt Keller. Neben dem Job bei der Tagesfamilie Wiggertal leitet sie den Mini-Treff in Zofingen und als Aushilfe in Spielgruppen. Um für mehr Anerkennung und gegen das Vorurteil zu kämpfen, dass ihr Engagement in der Vermittlung von Tagesfamilien nur ein Hobby sei, ist sie diesen Frühling anlässlich des Frauenstreiks auch auf die Strasse gegangen. Schliesslich heisst es in dessen Manifest: «Damit Mütter einer Berufsarbeit nachgehen können, muss die Kinderbetreuung ausgebaut werden.» Welche Auswirkungen diese Bewegung habe, könne sie aber nicht beurteilen, sagt Keller. «Der Wandel ist da – aber wohin gehts?», fragt Keller rhetorisch. Klar sei, dass es die Kinderbetreuung immer brauchen werde.

Die drei Frauen sind zuversichtlich und gehen nun ein weiteres Mal in die Offensive: «In den nächsten Wochen wollen wir ein neues Logo und eine neue Website erstellen lassen.»