
McDonald’s macht auf heimelig – die neue Filiale suggeriert mit viel Holz den Charme einer Gaststube

Er liegt verkehrsmässig optimal: Beim «Schoren»-Kreisel kommt vorbei, wer vom oder ins Seetal unterwegs ist oder wer nach Lenzburg will. Der 170. McDonald’s der Schweiz (der 12. im Aargau) wird heute eröffnet.
Er ist in mehrfacher Hinsicht speziell: In der 1. und 2. Etage hat es ein Hotel der «Anstatt»-Kette – sukzessive Eröffnung ab kommender Woche. Und der «McDo» selber ist nach dem «Natural Integrity»-Konzept realisiert worden. Der US-Imbiss wirkt fast schon wie eine klassische Schweizer Gaststube. Schafisheim ist der erste McDonald’s in der Deutschschweiz mit «Holz isch heimelig»-Konzept. Integriert ist ein McCafé.
Lizenznehmer ist ein Aargauer mit «McDo» im Blut
Fredy Bruder, 47, ist in Seengen aufgewachsen und wohnt in Sarmenstorf. Der ehemalige Schulpfleger ist seit kurzem Ersatzmitglied der Steuerkommission. Er stieg vor 25 Jahren bei McDonald’s ein. In einer Filiale an der Zürcher Langststrasse.
Der gelernte Bäcker/Konditor hat eine ganz schöne Karriere gemacht: Ab heute beschäftigt er als Gastro-Unternehmer 104 Mitarbeitende. Alleine in Schafisheim arbeiten 30 Personen (davon 25 Teilzeit). 2009 machte er sich als «McDo»-Lizenznehmer selbstständig: als Betreiber eines Lokals an der A1 (Autobahnraststätte Kölliken Süd).
2013 übernahm er die Filiale in Aarau. Das Restaurant in Schafisheim ist der dritte Betrieb von Fredy Bruder. Restaurantleiterin in Schofise ist Svetlana Vasic (46). Sie hat in den letzten sechs Jahren den Aarauer Betrieb geführt.
Nach Mitternacht soll das Geschäft florieren
Der Seetaler ist stark mitverantwortlich für die «Holz isch heimelig»-Atmosphäre. Er wollte die einzigartige Holztribüne in der Mitte des Restaurants. «Das ist ein ‹Bleacher›. Ich habe so etwas vor über drei Jahren in McDonald’s in London gesehen.» Fredy Bruder hat auch dafür gesorgt, dass es in seinem neuesten Lokal besonders viele Steckdosen für Handy- und Laptop-Benutzer hat. Das Restaurant hat 120 Innen- und 42 Aussensitzplätze.
Es ist damit von mittlerer Grösse. Der McDonald’s beim Schoren ist in den Nächten auf Samstag und auf Sonntag jeweils bis 2 Uhr offen: «Ich erwarte, dass wir von Mitternacht bis 2 Uhr einen grösseren Umsatz machen werden als von 21 Uhr bis Mitternacht», erklärt Fredy Bruder. Und er verrät, dass er mit dem McDrive etwa einen Drittel des Umsatzes zu erwirtschaften gedenkt. Im Restaurant selber hat es vier Bestellautomaten. Die Speisen werden an den Tisch gebracht.
Steigende Umsätze an der A1 und in Aarau
Wie ist die Umsatzentwicklung in den beiden bisherigen Betrieben von Fredy Bruder? In Aarau hat er den Turnaround nach seinem Einstieg 2013 schnell geschafft und ein anhaltendes Umsatzwachstum eingeleitet. Auch der Kölliker Betrieb wächst, aber im Vergleich etwas unterdurchschnittlich. «McDos» an der Autobahn haben ihre eigenen Gesetze.
«Der ‹Schoren› war eine klassische Chauffeuren-Beiz»
Nostalgie: Als im Januar 2017 bekannt wurde, dass der McDonald’s nach Schafisheim kommen möchte, gab es einige kritische Stimmen. Und viele trauerten einer Traditionsbeiz nach. Einer, der sich noch sehr gut an den «Schoren» erinnern kann, ist Ernst Sandmeier, der seit bald 40 Jahren im Werkhof in Schafisheim arbeitet.
Ab den 70er-Jahren ging er im Schoren ein und aus. «Der «Schoren» ist das, was ich als klassische Chauffeuren-Beiz bezeichnen würde. Es hatte einen grossen Parkplatz für die Lastwagen und die Chauffeure konnten sowohl von der Aarauer- als auch von der Seetalstrasse zum Restaurant zufahren.» Die Beiz habe zudem auch über eine Dusche verfügt, für die Trucker, die auf dem Parkplatz übernachteten.
Werktags öffnete der Wirt die Beiz bereits um 6 Uhr morgens. «Viele Chauffeure kehrten für einen Kaffee ein, bevor sie zu ihrer Tour aufbrachen», berichtet Sandmeier. Auch er besuchte das Restaurant oft schon früh morgens: «Gut in Erinnerung sind mir die Coop-Mitarbeiter geblieben, die jeweils um 6 Uhr in der Früh nach der Nachtschicht ein ‹Füürobe-Bier› tranken.»
Doch nicht nur Chauffeure und Büezer verkehrten im «Schoren». In den Abendstunden wurde er eine klassische Dorfbeiz. Primär für die eine Hälfte der Dorfbewohner. «Im ‹Schoren› verkehrte vor allem die untere Dorfhälfte», so Sandmeier. Die Schofiser aus der oberen Dorfhälfte seien meist im «Lamm» oder der «Eintracht» eingekehrt.
2006 wurde der «Schoren» für immer geschlossen. Mit seinem Abriss im Jahr 2016 sei ein Stück Dorfgeschichte verschwunden, findet Sandmeier. «Als die Bagger auffuhren, hat der eine oder andere Schofiser eine Träne verdrückt.»

