
«Total Digital»: Wenn der Roboter den Segen erteilt
Dreiteilige Vortragsreihe
An den drei Abenden der ökumenischen Septemberveranstaltung steht «Total Digital» im Mittelpunkt. Die Vortragsreihe findet im reformierten Kirchgemeindehaus in Zofingen statt. Ab 19.30 Uhr ist Türöffnung mit Apéro. Um 20 Uhr beginnen die Vorträge mit Diskussion.
Donnerstag, 12. September, «Digitalisierung und Arbeitswelt» mit Peter Kirchschläger, Professor für theologische Ethik.
Dienstag, 17. September, «Social Media – und die Kirche?» mit Social-Media-Pfarrerin Mirja Zimmermann.
Donnerstag, 19. September, «Erziehung in digitalen Zeiten» in Zusammenarbeit mit dem Verein Schule & Elternhaus Zofingen mit Medienpädagoge Prof. Dr. phil. Thomas Merz.
Der erste und letzte Blick am Tag gilt bei vielen dem Handy. Auch sonst bestimmen Smartphone und Computer unseren zunehmend digitalen Alltag mit. «Das Natel weckt mich – und so blicke ich zuerst da drauf, obwohl ich lieber meine Frau anschauen würde», gesteht Lukas Stuck. Der reformierte Pfarrer aus Zofingen sitzt in seinem Büro mit Peter Calivers, dem Sozialdiakon der römisch-katholischen Kirchgemeinde Zofingen, am Tisch. Die beiden haben die ökumenische Septemberveranstaltung zum Thema «Total Digital» organisiert. An drei Abenden beleuchten Experten, wie sich die Digitalisierung auf die Arbeitswelt, die Kirche und Erziehung auswirkt (siehe Box).
Nicht ohne das Handy unterwegs
«Sie verändert auch die Beziehungen, denn ich kann von wo auch immer auf dieser Erde mit jemandem in Kontakt sein», sagt Peter Calivers. «Die Digitalisierung ist nicht schlecht. Aber es ist wichtig, darüber nachzudenken und für sich den Umgang festzulegen, damit wir Menschen bleiben und nicht irgendwann vollständig von Maschinen und Algorithmen gesteuert werden.» Hier knüpfen die drei Vortragsabende an.
Für sich hat Calivers handyfreie Zeiten und Zonen bestimmt. «Zu Hause schalte ich das Handy auf stumm, lege es zum Aufladen in die Küche und muss jeden Morgen daran denke, es mitzunehmen und auf Laut zu stellen.» Ohne Handy aus dem Haus geht auch Lukas Stuck nicht. «Mails lesen, etwas im Internet nachschauen oder Bahntickets kaufen: Es ist heute einfacher, ohne Portemonnaie als ohne Smartphone unterwegs zu sein.»
Obwohl er den technologischen Fortschritt schätzt, hat sich Stuck schon entschieden, in den Ferien komplett offline zu sein. «Es war sehr erholsam.» Auch als Pfarrer nutzt er die verschiedenen medialen Kanäle. Nicht nur in der Jugendarbeit erleichtern Whats-app-Gruppen die Organisation und Absprachen. Was Facebook anbelangt, hat Lukas Stuck bemerkt, wie schnell ein grösserer Kreis über vermeintlich private Meldungen informiert ist. «Auf einen Post über unseren Hochzeitstag haben mich einige Teilnehmer der Seniorenwochen angesprochen, die von jemand anderem davon erfahren hatten.» Die Reaktionen haben ihn gefreut, aber auch zum Nachdenken angeregt. «Soziale Medien und auch Roboter können eine Riesenchance sein, wenn der Umgang damit bewusst ist», sagt Peter Calivers. Stuck teilt diese Meinung.
Die beiden reden über Roboter, die in der Pflege und bei der Betreuung von dementen Menschen zunehmend im Einsatz stehen. Das Gespräch der beiden zeigt, dass sich auch viele ethische Fragen stellen. Wenn beispielsweise demente Menschen glauben, sich mit einem Menschen zu unterhalten oder ein lebendes Tier zu streicheln – und es sich dabei um einen Roboter handelt.
Fortschritt macht keinen Halt vor der Kirchenpforte
Stuck erwähnt, dass es einen Segensroboter gibt, der sechs Sprachen beherrscht. Den Segen kann man auswählen – und auf Wunsch druckt er ihn zum Mitnehmen auf einen Einkaufszettel aus. «Bless-U 2» ist die Erfindung des hessischen Pfarrers Fabian Vogt. Wo immer «Bless-U 2» seinen Segen erteilt, ist er ein Stein des Anstosses. Dies ist gewünscht, denn der Segensroboter soll unter anderem die Herausforderungen der Digitalisierung verdeutlichen.
«Er erfüllt seinen Zweck, denn er regt an, zu diskutieren und sich Gedanken über die Zukunft zu machen», sind sich Lukas Stuck und Peter Calivers einig. Beide glauben nicht daran, dass seelen- und gefühlslose Roboter je das reale Gespräch zwischen Menschen ersetzen können. Dennoch sind sich die beiden einig, dass der Fortschritt auch vor der Kirchenpforte nicht Halt macht.
Eine aktuelle Umfrage unter Zofinger Konfirmanden hat gemäss Lukas Stuck gezeigt, dass WLAN in der Stadtkirche gewünscht ist. «Ob wir dem nachkommen, ist offen. Für mich steht fest, dass während meiner Gottesdienste dieser Dienst nicht in Betrieb ist», sagt der reformierte Pfarrer lachend.