
Die Lärmschutz-Ziele wurden teils massiv verfehlt
Bis zum Frühling 2019 musste die Lärmbelastung entlang der Schweizer Strassen mithilfe von Sanierungsmassnahmen so reduziert sein, dass der Immissionsgrenzwert eingehalten wird. Dies verlangt die bereits 1987 in Kraft gesetzte Lärmschutzverordnung (LSV) des Bundes. Dennoch sind noch immer mehr als eine Million Menschen täglich Lärm ausgesetzt – das ist die Mehrheit der von Strassenlärm betroffenen Leute in unserem Land. Das dem so ist, zeigen Daten, die sich die Lärm-Liga Schweiz per Öffentlichkeitsgesetz beim Bundesamt für Umwelt erstritten hat.
Wirklich geholfen wird nur wenigen Betroffenen
Laut Auswertungen der Liga wurde «mit einem Aufwand von 1,8 Milliarden Franken nur rund 20 Prozent der Lärmbetroffenen effektiv geholfen». Und die übrigen 80 Prozent? Peter Etter ist Präsident der Lärm-Liga: «Die Kantone entbinden sich gleich selber von der Pflicht, indem sie viele Lärmsanierungen als unverhältnismässig erklären.»
An diversen Standorten begnügte man sich damit, den Anwohnern Zuschüsse an Schallschutzfenster anzubieten – und den Lärm nicht an der Quelle beseitigen zu müssen. Eine wirksame, schnell umsetzbare und billige Massnahme wären Tempo-30-Zonen – auch für Hauptstrassen. Gemäss dem Bundesamt für Umwelt ist Verkehr, der mit Tempo 30 statt 50 rollt, nur halb so laut.
Wie ist es im Aargau um den Lärmschutz bestellt? Die Liga hat vom Bund Daten für jeden Kanton bekommen. Laut diesen gab es im Aargau für 19 Prozent der Lärmgeplagten Abhilfe. Mit einem Aufwand von 301 Millionen Franken wurden 20 607 Personen vorschriftsgemäss geschützt. Das sind Kosten von 14 616 Franken pro Person.
Die Stadt Zofingen vermeldete unlängst: «Zofingen hat die Hausaufgaben gemacht und die Lärmsanierungen der Gemeindestrassen abgeschlossen.» Auf Zielkurs befinden sich auch andere Gemeinden aus der Region. Einen Vorsprung erzielt hat Zofingen, indem es das Übel an der Wurzel packt, mit den bereits erwähnten Temporeduktionen den Lärm gar nicht erst entstehen lässt. So konnte beispielsweise die Lärmbelastung der Anwohnerinnen und Anwohner der Brittnauer- und Küngoldingerstrasse mit verhältnismässig günstigen Massnahmen reduziert werden.
Lärmschutzwände sind Symptombekämpfung
Viel teurer und nur Symptombekämpfung wären aus Sicht der Stadt Lärmschutzwände und -fenster. Noch nicht abgeschlossen ist die Sanierung von zwei stark belasteten Kantonsstrassen im Stadtgebiet – der Aarburgerstrasse und der Strengelbacherstrasse.
Über den Stand der Sanierungsarbeiten in jeder Gemeinde – ob für die eigene Liegenschaft der Grenz- oder gar der Alarmwert überschritten wird –, dazu gibt eine Fachkarte des Aargauer Geoportals (unter diesem Begriff auf der Website ag.ch zu finden) Auskunft.
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