
Finanziell ist der FC Aarau noch besser als auf dem Rasen
Wer im Fussball Erfolg hat, wird von den Zuschauern geliebt: Im letzten Frühling, in der Rückrunde 2018, kamen durchschnittlich 2600 Personen an die Heimspiele des FC Aarau. In den vergangenen vier Monaten waren es über 3900 Personen (ohne Barragespiel).
Ob die Rückrunde 2019 für die FC Aarau AG finanziell lukrativ war, ist noch nicht bekannt. Es gab nicht nur mehr Zuschauer, sondern auch höhere Kosten (Prämien etc). Erste Aussagen zur Geschäftsentwicklung dürfte es am übernächsten Montag, 24. Juni, an der Generalversammlung der Aktiengesellschaft geben.
An der Versammlung, an der der designierte neue Präsident Philipp Bonorand (Aarau) und der Suhrer Architekt Kurt Sandmeier neu in den Verwaltungsrat gewählt werden sollen. Und an der der zurücktretende Infrastruktur-Chef Urs Bachmann verabschiedet wird. Er gehörte dem Gremium seit 2007 an, hatte zeitweise die Funktion des Sportchefs.
Sechster Reingewinn in Folge
Die FC Aarau AG ist die Trägerin des Profi-Fussballbetriebs und eines Teils des Nachwuchses (U12 bis U15, ohne Team Aargau). Ihre Aktien sind sehr bereit gestreut, das heisst, es gibt keinen Grossaktionär mit bestimmendem Einfluss. Das Geschäftsjahr der FC Aarau AG entspricht dem Kalenderjahr (Abschluss per 31. Dezember).
Wie dem eben publizierten Geschäftsbericht 2018 entnommen werden kann, wies die FC Aarau AG zum sechsten mal in Folge einen Reingewinn aus. Der Unternehmensgewinn ist mit 25’327 Franken bei einem Umsatz von 5,6 Millionen Franken vergleichsweise klein ausgefallen. Das hat damit zu tun, dass die Rückstellungen um weitere 385’000 auf 935’000 Franken erhöht worden sind. «Sie dienen primär für Sondermassnahmen zum Wiederaufstieg, zu erwartende Sanierungskosten im Brügglifeld sowie Vorlaufkosten zum Stadionprojekt Torfeld Süd», steht im Bericht über das Geschäftsjahr.
Sehr solide finanziert
Das Unternehmen FC Aarau AG ist kerngesund: «Die Liquidität bewegt sich weiterhin auf einem hohen Niveau», heisst es. Sie stieg um 442’000 auf 2,64 Millionen Franken. Dank des Reingewinns ist auch das Eigenkapital höher. Das Aktienkapital ist zu 110 Prozent gedeckt, was für einen Sportverein relativ komfortabel ist. Der FC Aarau würde auch nach einem mageren Jahr nicht gerade in existenzielle Nöte geraten. Bemerkenswert ist, dass bei den Transferrechten keine Verpflichtungen gegenüber Dritten bestehen.
Eine der Stärken des FC Aarau ist laut Geschäftsbericht die «ausserordentlich breite Abstützung» bei den Marketing- und Werbepartnern. Sie trugen mehr als 30 Prozent zum Budget bei. Allerdings gab es da 2018 auch Abgänge: So verabschiedete sich der Premium-Sponsor Möbel Märki. Und die beiden Energieversorger Eniwa und Axpo sind neu statt Premium- nur noch Classic-Sponsoren.
Die Gönnerbeiträge gingen letztes Jahr um gut 150’000 Franken zurück. Dies hauptsächlich, weil der «Club 100» der Sammelaktion «meinstadion.ch» unter die Arme greifen musste: Ihr war auf der Zielgeraden, man wollte 2 Millionen Franken sammeln, etwas der Schnauf ausgegangen.
Mehr Geld aus Transfergeschäft
Deutlich besser als im Vorjahr lief das Transfer- und Leihgeschäft: Mit Einnahmen von 579’000 Franken (2017 waren es nur 71’000 Franken) konnte wieder ein normales Niveau erreicht werden. «Es waren primär Ausbildungsentschädigungen und Fifa-Solidaritäten, welche diverse in- und ausländische Klubs für beim FC Aarau ausgebildete Spieler im Zusammenhang mit Transfers zu bezahlen hatten», heisst es.
Auf die Einnahmen positiv ausgewirkt haben sich auch die neuen TV- und Marketingverträge der Swiss Football League.
«Noch Jahre im Brügglifeld»
Der Spielertrag der 1. Mannschaft sank um 19 Prozent und lag mit 907’334 Franken erstmals seit längerer Zeit unter der Millionen-Grenze. Eine wichtige Rolle spielte dabei das sinkende Zuschauerinteresse im letzten Herbst beim laut Präsident Alfred Schmid «völlig missratenen Auftakt in die Meisterschaft 2017/18». Schmid schreibt dazu: «Der Verwaltungsrat bewahrte Ruhe und schenkte Patrick Rahmen und seinem Staff weiterhin das Vertrauen.» Die Regelung der Nachfolge von Alfred Schmid benötigte mehr Zeit als erwartet. «Mein Wunsch, bis im Herbst einen Nachfolger präsentieren zu können, hat sich nicht erfüllt», schreibt Schmid.
Er freut sich, dass dank intensivem Lobbying die Barrage wieder eingeführt werden konnte: «Der nächste Schritt wäre nun die Aufstockung der Super League auf 12 oder 14 Teams», meint Schmid.
Zur Stadion-Frage steht im Geschäftsbericht: «Das dringend benötigte neue Fussballstadion für den FC Aarau lässt weiter auf sich warten. Der FCA wird noch mehrere Jahre seine Heimspiele im Stadion Brügglifeld auszutragen haben.» Zum Streit um die Trainingsfelder (Keba-Problematik) heisst es: «Der Fussball ist darauf angewiesen, nebst Spiel- und Trainingszeiten auch genügend Zeitfenster für Unterhalt und Pflege sowie die Bewässerung der Plätze zu haben.»