
Lukas Steiner: Der Tipp-Geber beim Austoben im Sägemehl
Mittwochabend, kurz vor 18 Uhr. Nach und nach treffen mehrere Knaben und ein Mädchen im Schwingkeller beim Zofinger Stadtsaal ein und geben Lukas Steiner zur Begrüssung die Hand. Wenig später bespritzt ein Jungschwinger auf Anweisung von Steiner das Sägemehl mit Wasser, während sich der Rest für die Aufwärmphase bereit macht. Wer die Szenerie mitverfolgt, kann nachvollziehen, wenn Steiner den Schwingsport mit einer Lebensschule vergleicht. «Man lernt mit Verlieren und Gewinnen umzugehen», sagt der der 28-jährige Jungschwinger-Obmann des Schwingklub Zofingen und Umgebung.
Auch die körperliche Betätigung ist für Lukas Steiner ein Grund, weshalb ein Kind den Schwingsport ausüben sollte. «Je länger, desto wichtiger ist es, dass die Kinder Energie abbauen können. Das merkt man dann in der Schule», sagt Steiner. Und die Kinder erfahren, was Kameradschaft bedeutet. «Im Ring ist man Gegner, daneben aber dickste Freunde», erklärt Steiner.
Feilen an der Technik
Das leben die rund 20 anwesenden Jungschwinger auch an diesem Mittwochabend beim Üben der Bodenarbeit vor. Der Umgang bleibt stets ein freundschaftlicher, und wenn nötig greift Lukas Steiner ein und gibt seinen Schützlingen Tipps. «Luft nach oben gibt es immer«, sagt der Landschaftsgärtner-Bauführer, «vor allem bei den älteren Jungschwingern kann man in gewissen Bereichen an der Technik feilen.» Konkret geht es ihm um das korrekte Anwenden und die Kombination der verschiedenen Schwünge. «Wenn im Wettkampf ein Schwung nach links nicht funktioniert, soll man diesen direkt auf rechts probieren. So überrascht man den Gegner», erklärt Steiner.
Im bisherigen Saisonverlauf gibt es für den Obmann jedoch wenig zu bemängeln. «Sie haben schöne Gänge gezeigt und das Gelernte aus dem Winter umgesetzt», lobt Steiner den Nachwuchs. Bei ihm stehe der Erfolg nicht im Vordergrund: «Zweige sind schön, da habe auch ich grosse Freude», sagt Steiner, «aber in erster Linie muss der Jungschwinger mit sich zufrieden sein und am Ende des Tages sagen können: ‹Ich hatte heute ein gutes Fest›.»
Ideale Werbe-Plattform
Dieses Fazit soll der SKZ-Nachwuchs auch heute Abend nach dem Jungschwingertag anlässlich des 113. Aargauer Kantonalschwingfests ziehen. Lukas Steiner hofft, dass jene Athleten, die regelmässig einen Zweig gewinnen, in der Zofinger Altstadt an ihre Leistung anknüpfen und jene, die nahe an dieser Auszeichnung sind, den letzten Schritt machen.
Gleichzeitig will Lukas Steiner den Heimevent nutzen, um die Werbetrommel für den Klub zu rühren. «Aktuell ist ein Zofinger bei den Jungschwingern dabei. Es wäre schön, wenn noch mehr kommen würden», sagt er. Man spüre aber, dass die Popularität des Schwingsports in den vergangenen Jahren gestiegen ist. Besonders in den Monaten vor und nach einem Eidgenössischen Schwingfest nehme das Interesse zu, erzählt Steiner. «Zu meiner Zeit als Jungschwinger waren wir sechs, sieben Kinder. Jetzt stehen bis zu 25 im Keller, das ist schön und passt auch von der Infrastruktur her», ist er zufrieden.
Alle sind wichtig
Seit sieben Jahren ist Lukas Steiner für den SKZ-Nachwuchs tätig, die letzten vier als Obmann. Nachdem er seine Aktivkarriere als 19-Jähriger wegen einer schweren Knieverletzung beenden musste, folgte nahtlos der Wechsel auf die Funktionärsebene. «Für uns wurde die Arbeit auch gemacht. Ich finde, das muss man weitergeben», sagt Steiner. Dass seine Arbeit Früchte trägt, zeigt nicht zuletzt das Beispiel von Yanik Bucher: Der Rothrister, der morgen Sonntag bei den Aktiven startet, triumphierte letzten August beim Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag in seiner Alterskategorie. «Es erfüllt mich ein Stück weit, wenn man sieht, wie ein junger Schwinger seinen Weg macht», sagt Steiner. Er betont aber, dass der Klub von allen Mitgliedern lebe und nicht nur von jenen, die es an die Spitze schaffen.
Potenzielle Nachfolger für Yanik Bucher oder den Uerkner Eidgenossen Patrick Räbmatter hat Lukas Steiner zwar ausgemacht, weist aber darauf hin, dass es noch zu früh für eine Prognose sei. «Talent und Wille sind am wichtigsten», sagt Steiner. Im Keller könne er die Technik beibringen und Tipps geben, wie man sich am Wettkampf verhalten müsse. «Im Vordergrund steht aber der Schwinger, der wollen muss.»
Training immer mittwochs
Jeden Mittwoch, jeweils von 18 bis 19.30 Uhr, trainieren die Jungschwinger des Schwingklub Zofingen und Umgebung im Schwingkeller beim Zofinger Stadtsaal. Pro Jahr nimmt die SKZ-Nachwuchsabteilung an 15 bis 20 Wettkämpfen teil. Mehr Infos zu den Jungschwingern und dem Verein gibt es hier.