
Perfekter Saisonstart: Fischer zieht riesigen Hecht aus dem Baldeggersee

Um 6.30 Uhr startete der 61-jährige Fischer Bruno Mannhart seine Saison in der Badi Baldegg. An diesem 1. Mai zog der Nebel über den Baldeggersee. Mannhart übte sich in Geduld. Schliesslich war er schon bei den letzten vier Saisoneröffnungen erfolgreich. Und tatsächlich: um 8 Uhr biss etwas an.
Im 1.5 Meter tiefen Wasser hatte ein Fisch Mannharts Köder gepackt. Es war ein Hecht. Kein besonders grosser, wie Mannhart zunächst dachte. Doch dann zog der Fisch das erste Mal richtig Schnur ab, und zwar an der hart eingestellten Bremse. «Da korrigierte ich meine Schätzung», erinnert sich Mannhart. Wenn der Hecht nach fünf Minuten seinen Kopf erstmals aus dem Wasser streckt, weiss der Fischer: das Exemplar ist riesig.
Leicht geschlagen geben will sich der Hecht dann aber auch nicht. Fünfzehn Minuten harten «Drill» verlangte er Mannhart ab. «Danach konnte ich ihn gleich beim ersten Versuch keschern (im Netz fangen).» Zurück an Land ist die Freude riesig: Mannhart vermutet gleich, dass es nun der Fang seines Lebens ist. Die Messung des Fisches bestätigt diese Vermutung: der Prachts-Hecht misst 133 Zentimeter und ist 15.8 Kilogramm schwer.
Das ist nicht nur für Mannhart aussergewöhnlich. Er und seine Fischer-Freunde warten seit Jahren auf einen Fang, der die 130-Zentimeter-Marke sprengt. Vergangenes Jahr im Dezember gelang dies erstmals Marvin Zeller aus Hitzkirch. Er fing in der Badi Gelfingen einen exakt 130 Zentimeter langen Hecht. Dass dieser Rekord in so kurzer Zeit getoppt wird, hätte wohl niemand gedacht.
Gute Vorbereitung – und der richtige Riecher
Mannhart ist kein Anfänger. Der Sicherheitstechniker aus Baldegg fischt seit bald 55 Jahren. Schon im Kindergartenalter hielt er seine erste Angelrute in der Hand. Und mittlerweile weiss er, wie man die grossen Fische an die Angel kriegt. Für seinen Hechtfang hat Mannhart einen Platz im warmen, seichten Teil des Seeufers ausgewählt. Dort, in der Nähe des Schilfs, treiben sich Hechte gerne herum, gerade im Mai, nach dem sie dort abgelaicht haben.
Auch das Material ist entscheidend. Mannhart hat einen sogenannten «Zalt-Wobbler» als Köder verwendet. Der «Wobbler» führt beim Einholen taumelnde Bewegungen aus und soll einen kranken, geschwächten Fisch imitieren. Solches Wissen hat sich Mannhart nebst seiner langjährigen Erfahrung auch übers Internet angeeignet. «Auf Youtube gibt es sehr viele gute Anleitungen, wenn es ums Fischen geht», erklärt er. Sein Wohnort spielt Mannhart ebenfalls in die Karten. Er wohnt gleich bei der Badi Baldegg – von seiner Terrasse zum Ufer seien es rund 150 Meter Luftlinie.
Dieser Fang ist übrigens nicht Bruno Mannharts erster Erfolg. Das ist nun das vierte Jahr in Folge, in dem er bei der Saisoneröffnung einen Hecht von über einem Meter aus dem See zieht. Im Jahr 2015 gewann er mit einem 126-Zentimeter-Hecht am Freundschaftsfischen am Baldeggersee den Wettbewerb.
Experte sagt: «Dieser Hecht ist ein Ausnahmefisch»
Der Fang ist aussergewöhnlich, das ist klar. «Dieser Hecht ist ein Ausnahmefisch», bestätigt denn auch Nils Anderson, Chefredaktor des Schweizer Fischereimagazins «Petri-Heil». «Pro Jahr verzeichnen wir etwa drei Fänge in ähnlicher Grössenordnung. Im Baldeggersee wurde letztmals 1976 ein so grosser Fisch gemeldet.»
Das Magazin verzeichnet seit dem Jahr 1960 kapitale Fänge. Der grösste Hecht war gemäss Anderson etwa 141 Zentimeter lang. «Mannharts Fang wird es aber sicher in die schweizweite Top 100 schaffen.»
Badegäste des Baldeggersees müssen aber keine Angst haben vor solch grossen Fischen. «Für Menschen stellt der Hecht eigentlich keine Gefahr dar», versichert Anderson.
Der Fisch kommt an Mannharts Bürowand
Und was passiert jetzt mit dem Hecht? Mannhart hat ihn zu einem Präparator gebracht. Dieser hat zunächst die enorme Masse des Fisches bestätigt und präpariert ihn nun. Dem Hecht wird das Fleisch entnommen und die Haut entfernt. Der Körper und der Kopf des Fisches werden mit Spachtelmasse und dem Material Styrofan nachgebaut. Die Haut wird wieder aufgezogen, so dass der Fisch lebensecht erscheint. Nach zwei bis drei Monaten wird ihn Mannhart zusammen mit dem Fleisch, dieses wird zwischenzeitlich eingefroren, wieder entgegennehmen können. «Dann gibt es sicher ein feines Fischessen mit Familie und Freunden», freut er sich. Für den Riesen-Hecht hat er sich schon einen Platz an seiner Bürowand reserviert.