FC-Aarau-Legende Petar Aleksandrov und seine Erinnerungen an Lausanne

Eine vermeintliche Tätlichkeit, eine rote Karte, ein blöder Spruch in Richtung Schiedsrichter, eine Sperre, die von sechs auf vier Spiele reduziert wurde, eine Busse von 3000 Franken, die gestrichen wurde, ein Happyend mit vielen Toren und die rauschende Meisterfeier am 12. Juni 1993 im Brügglifeld: Das sind die turbulenten Ereignisse rund um Petar Aleksandrov, der während des Auswärtsspiels gegen Lausanne am 3. April 1993 und im Schlussspurt der Meistersaison 1992/93 auf und neben dem Spielfeld im Brennpunkt des Geschehens stand.

Der Reihe nach: Aleksandrov war Anfang der 1990er-Jahre die grosse Aarauer Figur. Mit 19 Toren schoss der Bulgare den FCA 1992/93 quasi im Alleingang zum Titel. Das Sahnehäubchen setzte der Mittelstürmer mit dem legendären weissen Stirnband am 25. Mai 1993. Die Aarauer gewannen das Auswärtsspiel gegen die Young Boys 4:1 und legten damit den Grundstein für den Gewinn der Meisterschaft. Vierfacher Torschütze: Petar Aleksandrov.

Der Zoff mit dem Schiedsrichter
Wenn Lausanne am Samstag (20 Uhr) im Brügglifeld zum Challenge-League-Showdown im Kampf um den Barrage-Platz antreten muss, kommen bei Petar Aleksandrov allerdings gemischte Gefühle auf. Der 3. April 1993 war für ihn ein rabenschwarzer Tag. Der FC Aarau verlor im Waadtland 1:2. Der grösste Gegner des Bulgaren war Fredy Philippoz. Der Schiedsrichter aus Sion pfiff ein ums andere Mal gegen den Torschützen vom Dienst. Nach 78 Minuten leistete sich Aleksandrov ein grobes Foul an Lausannes Laurent Gasser und wurde vom Platz gestellt. Aleksandrov verlor die Nerven, eilte in Richtung Philippoz und sagte zu ihm: «Schiedsrichter, such Dir das beste Optikergeschäft aus. Du musst Dir eine Brille kaufen.»

Philippoz rapportierte sowohl die vermeintliche Tätlichkeit als auch den folgenden Spruch. Aleksandrov wurde für sechs Spiele gesperrt und musste eine Busse von 3000 Franken bezahlen. Das liess sich der FC Aarau nicht gefallen. Die Führungscrew protestierte lautstark gegen dieses Urteil und legte umgehend Rekurs ein. Und hatte damit Erfolg: Nach einer mehrstündigen und hitzigen Verhandlung vor dem Rekurs-Gericht der Nationalliga in Bern mit Aleksandrov, Präsident Ernst Lämmli, dem damaligen Sportchef Fredy Strasser und dem früheren Mäzen Ernst Brunner als Vertreter des FC Aarau wurde die Sperre auf vier Spiele reduziert und die Busse gestrichen. Am 22. Mai gab Aleksandrov sein Comeback und schoss im Brügglifeld beim 3:0-Sieg des FC Aarau zwei Tore. Der Gegner? Natürlich Lausanne!

Es ist klar, dass bei Petar Aleksandrov am Samstag im Heimspiel gegen Lausanne gemischte Gefühle aufkommen. «Die ganzen Ereignisse sind zwar schon 26 Jahre her», sagt Aleksandrov, «aber ich kann mich trotzdem noch an diese turbulenten Tage und Wochen erinnern. Die vier Spielsperren kamen mir vor wie eine Ewigkeit. Dass ich nach meiner Rückkehr in zwei Spielen innert vier Tagen sechs Tore geschossen habe, ist eine verrückte Geschichte. Aber in dieser Saison war ich voll im Element. Damals konnte mich keiner stoppen.»

Wieder beim Lieblingsverein
Es ist schön zu wissen, dass für Petar Aleksandrov nach langem Warten und vielen Scharmützeln vor kurzer Zeit ein Herzenswunsch in Erfüllung ging. Dank Präsident Alfred Schmid, Vizepräsident Roger Geissberger, Sportchef Sandro Burki und Trainer Patrick Rahmen wurde der 56–jährige Bulgare in den FCA-Trainerstab aufgenommen. Er ist nun Assistenzcoach, Stürmertrainer, Analytiker und Motivator in einer Person.

«Ich bin dankbar und glücklich, dass ich nach meiner aktiven Karriere endlich wieder für meinen Lieblingsverein arbeiten darf», sagt Aleksandrov, «das Brügglifeld ist so etwas wie mein zweites Zuhause. Und das wird Zeit meines Lebens auch so bleiben.»

Hautnah dabei


Das Spitzenspiel der 32. Runde in der Challenge League zwischen dem FC Aarau und dem FC Lausanne-Sport wird am Samstag ab 20 Uhr im Livestream auf der Homepage des Schweizerischen Fussballverbands übertragen. 

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