
Es gibt keinen Grund für den SC Langenthal, zur Ligaqualifikation anzutreten
Ligadirektor Denis Vaucher hat es gegenüber «Watson» öffentlich gemacht: Der SC Langenthal würde die Spielbewilligung für die National League mit dem Schoren-Stadion nicht erhalten. Dass dies noch vor dem letzten Finalspiel und somit vor einer allfälligen Ligaqualifikation gegen den schwächsten NLA-Vertreter kommuniziert wurde, liess allfällige Aufstiegsspiele zur Farce werden. Der unglücklich gewählte Kommunikationszeitpunkt hat nun Folgen: Der SC Langenthal verzichtet auf die Aufstiegsspiele. «Für uns steht ausser Frage, dass wir im Falle eines sportlichen Aufstiegs unsere Heimspiele in einem fremden Stadion austragen würden», sagt Geschäftsführer Gian Kämpf. Weil der SCL nur unter dieser Bedingung spielberechtigt wäre, ist ein Aufstieg für die Oberaargauer kein Thema mehr – und damit entfällt auch die Ligaqualifikation. «Aufstiegsspiele als reine Showspiele auszutragen, kommt für uns nicht in Frage», sagt Gian Kämpf.
Der SC Langenthal bat gestern die Bevölkerung und die Fans um Verständnis und richtete einen Appell an die Behörden der Stadt und die Verwaltung, das Projekt für eine neue Eishalle voranzutreiben, damit die Langenthaler auch in Zukunft auf höchstem Niveau Eishockey spielen können. «Der Schoren war für die National League noch nie tauglich», sagt Kämpf und hängt an, dass man davon schon gewusst habe. «Vor zwei Jahren wäre es möglich gewesen, aufzusteigen, weil wir auf einem ähnlichen Weg wie Ambri waren. Mit der Kehrtwende des Gemeinderats im letzten Jahr hat sich das geändert.» Ohne Aussicht auf ein zeitnah realisierbares Stadionprojekt, sei eine Bewilligung für die höchste Schweizer Liga nicht zu erwarten gewesen, sagt Kämpf. Dennoch sei er auch verärgert, dass dem SCL die Möglichkeit verwehrt bleibt. «Da können wir aber auch nichts tun. Wir hoffen, dass die Volksabstimmung gut vorbereitet wird, damit das Volk zu unseren Gunsten entscheidet.» Erst danach darf der SCL mit seinen Fans wieder von einem Aufstieg träumen.
Wollte man überhaupt aufsteigen?
Zweifellos dürfte die neue Situation dem SC Langenthal immerhin sportlich gesehen nicht gänzlich ungelegen kommen, hatte man doch schon vor gut einem Monat einen Strukturwechsel für die neue Saison angekündigt. Ob man aufsteigen will oder nicht, wurde aber öffentlich nie klar kommuniziert, es war daher Ligadirektor Denis Vaucher, der die Oberaargauer mit seinem Statement unter Druck gesetzt hatte. Der Infrastrukturkatalog, unter anderem mit der Stadionmindestgrösse von 5000 Zuschauern, sei aber schon länger bekannt, sagte Vaucher gestern an der Pressekonferenz. Wirklich klar wurde es laut Kämpf für den SCL aber dennoch erst in den letzten Tagen, als das Thema Aufstieg immer mehr aufs Tapet kam. Dies führte letztlich auch zum Entscheid, die Ligaqualifikation nicht zu spielen. Das freiwillige Nichtantreten bei den Aufstiegsspielen dürfte kaum Konsequenzen haben, weil bei beiden Teams, auch bei Rapperswil-Jona, kein wirtschaftlicher Schaden entstanden ist.
Der Fehler liegt nicht beim SCL
Kommentar von Leroy Ryser
Es wurde schon lange gemunkelt, dass die Ligaqualifikation zur Farce werden könnte. Will der SCL überhaupt aufsteigen oder gäbe es gegen Rapperswil eine «Saison-Auslumpete»? Ähnliche Spiele gab es schon in den Jahren 2012 und 2017. Gegen Ambri wollte Langenthal nicht aufsteigen und trat dennoch an. Der SCL hat dort immerhin clever kommuniziert. «Wenn es soweit käme, dann würden wir», hiess es wohlüberlegt.
Der SCL profitierte jeweils von der Ligaqualifikation. Die Partien waren ausverkauft und das Interesse gross. Es gab Geld, Aufmerksamkeit und Zufriedenheit – verdientermassen.
Dass Denis Vaucher gegenüber einem Journalisten «geplaudert» und dem SCL einen Aufstieg vor der Ligaqualifikation verunmöglicht, ist unfair, denn die Langenthaler haben sich sportlich das Recht gesichert, Geld zu verdienen. Auch heuer wäre die Ligaqualifikation nicht zur sportlichen Farce verkommen. Nun wird der SCL bestraft, obwohl er alles richtig gemacht hat. Etwas Positives kann man der Situation aber dennoch abringen: Der Druck auf die Stadt und die Politik wächst. Es braucht mehr denn je ein neues, A-taugliches Stadion.