
Ich wünsche allen schöne Fasnacht
Im Zusammenhang mit dem heutigen Schmutzigen Donnerstag kommt mir immer dasselbe Bild aus meiner Kindheit in den Sinn: Das Foto stand zu Hause im Büchergestell und zeigt meinen älteren Bruder und mich, vor unserem Garagentor stehend, verkleidet für die Oltner Fasnacht. Das war vor vielen Jahren. Und gleichzeitig meine einzige Erinnerung an die Fasnacht. Wäre meine Familie in Olten geblieben und nicht ins benachbarte (reformierte) Aarburg gezügelt, wer weiss, wäre ich vielleicht heute ein begeisterter Fasnächtler.
Aber woher kommt eigentlich die Fasnacht? Laut Historischem Lexikon der Schweiz gibt es aus dem Spätmittelalter erste Zeugnisse für einen carnevale in der Schweiz. Das Wort leitet sich vom lateinischen carnem levare ab, was so viel wie das Fleisch wegräumen bedeutet. Denn nach Aschermittwoch (dieses Jahr der 6. März) beginnt die 40-tägige Fastenzeit, die bis Ostern dauert. Während dieser von der Kirche festgelegten Periode war ursprünglich der Genuss von Fleisch, Milchprodukten, Eiern und alkoholischen Getränken sowie Sex verboten. Also wurden alle verderblichen Lebensmittel noch vor der Fastenzeit aufgebraucht. Nicht umsonst wird die Zeit vor Aschermittwoch im französischen als semaine des sept jours gras bezeichnet, mit dem mardi gras (Fasnachtsdienstag) als Höhepunkt. Übrigens: Dass die Basler Fasnacht erst nach derjenigen der Luzerner und Solothurner stattfindet, hat weder mit dem Wechsel vom julianischen zum gregorianischen Kalender 1583 noch mit der Reformation zu tun. Die Kirche hatte im 11. Jahrhundert beschlossen, dass die Sonntage während der Fastenzeit nicht als Fastentage gezählt werden. Somit verschob sich der Beginn der Fasnacht um sechs Tage in Richtung Jahresbeginn. Die Basler hielten lediglich am bisherigen Termin fest.
Eigentlich bin ich froh, dass meine Eltern damals den Wohnort gewechselt haben. Denn freiwillig um 5 Uhr in der Früh verkleidet auf der Strasse stehen? Nein, danke!