Der EHC Olten bezwingt Visp im dritten Viertelfinalspiel in letzter Sekunde

Manchmal reichen wenige Sekunden, um einen Abend komplett auf den Kopf zu stellen. Lange sah es im Stadion Kleinholz danach aus, als würde der EHC Olten erstmals in den diesjährigen NLB-Playoffs verlieren. Eine Niederlage hätte die Viertelfinalserie gegen den EHC Visp womöglich neu lanciert. Doch dann gelang die späte Wende doch noch. Silvan Wyss wurde zum Helden, seine zwei Tore bedeuten: Olten führt in der Serie 3:0, für den Halbfinaleinzug fehlt nur noch ein Sieg.

Es war eine aufwühlende Partie. An dessen Ende EHCO-Trainer Chris Bartolone sagte: «Es sah lange so aus, als wäre dieser dritte Abend nicht wirklich unser. Aber so sind Playoffs nun einmal.» Doppeltorschütze Wyss sagte: «So muss es weiter gehen.» Er lobte das ganze Team, das trotz lange Zeit erfolgloser Bemühungen den Glauben an den Sieg nie verlor. Wyss konnte im Anschluss wohl selbst noch nicht ganz glauben, was sich in diesen letzten Sekunden des Spiels zugetragen hatte.

Die Tore tun auch ihm persönlich gut. Silvan Wyss spielte bis anhin noch nicht seine beste Saison. Dass er in den Playoffs aufblüht, zeigte er am Mittwoch aber nicht zum ersten Mal. 1:2 lag sein EHCO zurück. Nur noch wenige Momente waren zu spielen, die letzten, verzweifelten Angriffsbemühungen drohten bereits zu verpuffen. Doch dann versuchte es Wyss noch einmal. Er schoss den Puck einfach aufs Tor. Und tatsächlich, obwohl sein Versuch nicht gerade ein Geschoss war, fand der Puck irgendwie den Weg ins Netz hinter Reto Lory. Das ist für den Visper Torhüter umso bitterer, weil er zuvor überragend hielt.

2:2 stand es also nach 60 Minuten – es ging in die Verlängerung. Und in dieser erhielt Olten bereits nach 32 Sekunden ein Powerplay zugesprochen. Nach einigen wirkungslosen Aktionen fiel der Puck erneut Silvan Wyss vor die Schaufel. Und diesmal war sein Tor schlicht grosse Klasse. Er schlenzte die Scheibe herrlich zum 3:2 in den Winkel. Danach durfte er sich minutenlang von den Fans feiern lassen.

Zwei Schlüsselspieler fallen aus
Bei aller Euphorie über den Sieg: Der gestrige Tag könnte den EHC Olten in diesen Playoffs noch beträchtlich schmerzen. Am Vormittag im Warm-Up verletzte sich Stan Horansky. Im Spiel selbst schied Marco Truttmann – an seinem Geburtstag – nach einem Stockschlag auf den Arm aus. Horansky wird wohl etwa vier Wochen fehlen, ist frühestens im Final zurück. Wie gravierend die Verletzung von Truttmann ist, wird sich zeigen. Es bleibt zu hoffen, dass sein Arm nicht gebrochen ist. Bereits kurz vor den Playoffs schied bekanntlich Jewgeni Schirjajew aus, damit wächst das Oltner Lazarett bedrohlich.

Und auch der Start in die gestrige Partie missglückte Olten ziemlich. Gleich im ersten Powerplay kassierte der EHCO einen Shorthander. Der stets agile Visper Topskorer Jules Sturny profitierte von einem Missverständnis. Die Reaktion blieb vorerst aus. Anfangs des zweiten Drittels kam es noch schlimmer. In Unterzahl blockte Bryce Gervais einen Schuss und konnte alleine losziehen. Doch sein Stock war gebrochen. Und weil der Kanadier gleichwohl weiterspielte, kassierte er eine Strafe. Visp brauchte nur 14 Sekunden, um die doppelte Überzahl zum 2:0 zu nutzen.

Nun endlich reagierte Olten. Im Stolz verletzt und angestachelt vom Publikum stürmte das Heimteam immer mehr. Die Bemühungen wurden belohnt, Haas gelang der Anschlusstreffer. Die Wende lag in der Luft. Doch ein weiteres Tor wollte und wollte nicht fallen. Es fehlten Präzision, Kaltblütigkeit und Glück. Bis zur Wende in letzter Sekunde.

Mit Blick auf die vielen Verletzungen gilt für Olten nun: Am Freitag sollte in Visp möglichst der letzte Schritt folgen, den es für den Halbfinal benötigt.

Olten – Visp 3:2 n.V. (0:1, 1:1, 1:0, 1:0)

 
Kleinholz. – 4097 Zuschauer. – SR: Oggier/Borga, Micheli/Dreyfus. – Tore: 6. Sturny (Alihodzic/Ausschluss Van Guilder!) 0:1. 23. Kissel (Steiner/Ausschlüsse Rouiller, Gervais) 0:2. 30. Haas (Schwarzenbach, Zanatta/Ausschluss Brem) 1:2. 60. (59:47) Wyss (Rouiller/Ausschluss Brem) 2:2 (Olten ohne Torhüter). 62. Wyss (Hohmann/Ausschluss Brantschen) 3:2. – Strafen: 4-mal 2 Minuten gegen Olten, 6-mal 2 Minuten gegen Visp.
Olten: Rytz (Mischler); Rouiller, Grossniklaus; Lüthi, Zanatta; Colin Gerber, Bagnoud; Bucher, Kparghai; Truttmann, Gervais, Schwarzenbach; Hohmann, Mäder, Ulmer; Haas, Rexha, Wyss; Huber, Schneuwly, Muller.
Visp: Lory (Rochow); Furrer, Sartori; Heynen, Steiner; Nater, Brantschen; Ritz, Haueter; Sturny, Van Guilder, Kissel; Burgener, Brügger, Brem; Dolana, Achermann, Altorfer; Hofstetter, Alihodzic, Fogstad Vold.
Bemerkungen: Olten ohne Schirjajew, Horansky, Eigenmann, Vodoz (alle verletzt) und Roland Gerber (bei den SCL Tigers). Visp ohne Camperchioli, Lindemann, Wiedmer (verletzt), Fellay, Valenza, Zwissler und Schübach (alle überzählig) – 27. Truttmann verletzt ausgeschieden. Olten von 58:39 bis 59:47 mit sechstem Feldspieler statt Torhüter Rytz.

Alle Spiele und Resultate der Playoff-Viertelfinals finden Sie hier.