
Ein Gewinn – doch wer macht tatsächlich Gewinn?
«Herzliche Gratulation Herr Wyss, Sie haben gewonnen!», begrüsste mich eine Stimme am Telefon, kaum habe ich meinen Namen genannt. Erst gerade von der Arbeit nach Hause gekommen, noch in den Schuhen und mit den Gedanken beim bevorstehenden Nachtessen, habe ich das Telefon entgegen meiner Gewohnheit abgenommen. Normalerweise lasse ich es um die Essenszeit herum nämlich einfach klingeln. Aber selbst die mir unbekannte Nummer mit Luzerner Vorwahl konnte mich irgendwie nicht abhalten.
Die Glückwünsche liessen mein Herz zu rasen beginnen und ich hatte tausend Szenarien im Kopf, was ich denn genau gewonnen haben könnte. Den ersten Gedanken, Lotto, musste ich gleich wieder verwerfen. Erstens ist Swisslos in Basel, zweitens wüssten die ja nicht, dass ich gewonnen hätte und drittens ist mein letzter Lottoschein mehrere Jahre alt. Aufgeregt fragte ich, was ich denn genau gewonnen habe. «Eine Gesundheitsmatratze, somit gesunden Schlaf und damit Lebensqualität, Herr Wyss!» Meine Begeisterung muss spürbar gewesen sein, denn die Stimme am Telefon begann zu rezitieren, wie wichtig doch gesunder Schlaf sei und dass ich mich glücklich schätzen dürfe, zu den auserwählten 50 Gewinnern einer solchen Matratze und somit gesundem Schlaf und damit Lebensqualität zu gehören. Den Gewinn dürfe ich im Übrigen meinen Kundenkarten wie Supercard und Cumuluscard verdanken, da die Gewinner aus diesen Datensätzen ausgelesen werden.
Damit ich jedoch die Matratze erhalte, sei ein Beratungstermin bei mir zu Hause nötig. Dort würde mich ein Schlafexperte aufklären, was denn neben der Matratze sonst noch nötig sei, um einen gesunden Schlaf und damit Lebensqualität zu erhalten. Zu empfehlen sei ein spezieller Lattenrost, den die Firma zu meinem Glück gleich selbst im Angebot habe. Auf Nachfragen hin erfahre ich, dass mein Bett und der Lattenrost nicht zusammenpassen. Sprich: Ich würde auch ein neues Bettgestell benötigen, welches einfachheitshalber ebenfalls direkt bei der Firma erworben werden kann. Den Gewinn habe ich, ganz zum Unverständnis der Stimme am Telefon, abgelehnt. «Aber Herr Wyss, ihre Lebensqualität …» hörte ich noch, bevor ich das Telefon aufgelegt habe. So widmete ich mich wichtigeren Dingen, wie meinem Nachtessen.