
Janine Frei und der Traum von Edelmetall beim Heimauftritt
Noch immer prägen viele falsche Vorstellungen das Bild des Schiesssports, der seit 1896 nur zweimal nicht im Programm der Olympischen Spiele stand. Die meisten dieser falschen Vorstellungen basieren allerdings auf Unwissen oder fehlender Auseinandersetzung mit dem Gegenstand. Die Schweizerischen Finalwettkämpfe Gewehr 10 Meter am Wochenende in Reiden, organisiert vom Wehrverein Pfaffnau und Pistolenschützenbund Reiden, bieten allen Interessierten eine ideale Gelegenheit, allfällige Vorurteile einer kritischen Prüfung zu unterziehen und aus nächster Nähe mitzuerleben, was es heisst, Sportschiessen auf höchstem Niveau zu betreiben.
Am Samstag treten die besten sechs Mannschaften der Schweiz im direkten Vergleich gegeneinander an. Vor Ort sein werden zahlreiche Nationalkaderathletinnen, Olympia-Teilnehmer sowie WM- und EM-Medaillengewinner. Mittendrin bewegt sich auch Janine Frei. Die 19-jährige Pfaffnauerin ist für die Luftgewehrschützen Olten lizenziert und will mit ihren Teamkollegen bei der Vergabe des Schweizer-Meister-Titels mit der Mannschaft ein ernsthaftes Wort mitreden. Im bisherigen Meisterschaftsverlauf haben die Solothurner überzeugt. Dank sechs Siegen aus sieben Duellen haben sie Vorrunde auf Rang eins abgeschlossen.
Allerdings beginnen die Finalwettkämpfe wieder bei Null. Für Janine Frei ist das kein Problem: «Der Modus ist fair. Am Samstag treten alle Teams am gleichen Ort unter den gleichen Bedingungen an. Das beste Team wird sich durchsetzen», sagt sie. Trotz der guten Resultate sieht Janine Frei sich und ihr Team nicht in der Rolle der Topfavoriten. «Die Siege und vor allem die Konstanz auf hohem Niveau geben uns schon ein gutes Gefühl. Doch die Topanwärter auf die Goldmedaille sind andere», sagt Frei. Die Luzernerin denkt vor allem an die Teams aus Nidwalden und Tafers. Die Freiburger sind Rekordmeister in der seit 1982 ausgetragenen Mannschaftsmeisterschaft. Aus den Oltner Ambitionen macht Janine Frei aber auch keinen Hehl: «Die Halbfinalqualifikation ist das Ziel. Und dann sind die Medaillen zum Greifen nah.»
Treffsicher und erfolgreich
Janine Freis Aufstieg in die Gilde der besten Gewehrschützen des Landes verläuft schnell und praktisch ohne Umschweife. Durch ihren Grossvater und Vater kommt sie früh mit dem Schiesssport in Kontakt. Richtig gepackt wird sie allerdings erst, als ihr drei Jahre älterer Bruder Dominik mit dem Schiessen beginnt. Mit 13 Jahren nimmt sie erstmals und ohne spezifische Vorbereitung an den Zentralschweizer Meisterschaften in der Kategorie Schüler teil. Sie siegt auf Anhieb. «Wenn man gut trifft und erfolgreich ist, fällt es schon leichter, sich immer intensiver mit einem Hobby auseinanderzusetzen», sagt Janine Frei.
Sie trifft gut. Und sie ist erfolgreich. Neben zahlreichen Siegen auf Nachwuchsstufe bei regionalen und kantonalen Wettkämpfen gewinnt sie 2014 in Bern am Eidgenössischen Schützenfest für Jugendliche in der Kategorie U16 auf die 10-Meter-Distanz. Es ist bis heute ihr grösster Erfolg. Die guten Resultate der jungen Schützin bleiben in der Szene nicht unbemerkt. Vor rund zweieinhalb Jahren wird sie vom Trainer der LG Olten, Walter Vonäsch, kontaktiert und angefragt, ob sie Interesse habe, bei der Schweizerischen Mannschaftsmeisterschaft Gewehr 10 Meter anzutreten. «Ich habe nicht viel über diesen Wettkampf und die Oltner Mannschaft gewusst», verrät Janine Frei. Trotzdem sagt sie nach kurzer Bedenkzeit zu.
Bereut hat Frei es nie. «Ich wurde super aufgenommen und habe die Teilnahme an der Mannschaftsmeisterschaft von Anfang an als riesige Chance gesehen.» Diese Chance hat die Studentin der Musikwissenschaften und Geografie an der Universität Bern genutzt. Rasch etabliert sie sich als wichtige Teamschützin. Der Final am Samstag in Reiden wird bereits ihr dritter in der Mannschaftsmeisterschaft. 2017 belegen die Oltner Rang sechs, 2018 Platz fünf.
Tipps vom Olympiateilnehmer
Auch in der laufenden Saison ist Janine Frei für die LG Olten ein sicherer Wert. Sie kommt in allen sieben Begegnungen zum Einsatz, erzielt Resultate zwischen 193 und 199 von maximal 200 Punkten. Aushängeschild im Team der Solothurner ist Jan Lochbihler. Der Olympiateilnehmer von Rio 2016 ist seit zweieinhalb Jahren Profi. «Es ist für mich ein riesiges Privileg von seinen Erfahrungen profitieren zu können», sagt Janine Frei.
Auch wenn sich der 26-Jährige «technisch und mental auf einem anderen Level» bewege, seien seine Inputs enorm wertvoll. Ob das für die Lokalmatadorin letztlich zu Edelmetall reichen wird, zeigt sich am Samstag in Reiden.
So wird am Samstag der Meister erkoren
Bei der Schweizer Mannschaftsmeisterschaft Gewehr 10 m treten in der Nationalliga A acht Teams an. In der Vorrunde, in der alle Equipen einmal gegeneinander antreten, absolvieren acht Schützinnen und Schützen pro Team jeweils 20 Schüsse. Die Einzelresultate werden addiert und das Team mit dem höheren Total erhält zwei Punkte gutgeschrieben. Nach der Vorrunde qualifizieren sich die besten sechs Teams für die Ausmarchung um den Meistertitel. Diese findete am Samstag in der Johanniterhalle in Reiden statt. Dabei treten die Teams zunächst in zwei Dreiergruppen an, der Erst- und Zweitplatzierte pro Gruppe qualifiziert sich für die Halbfinals. Deren Sieger ermitteln dann den Mannschaftsmeister 2018/19. Zusätzlich bestreiten die NLA-Teams auf den Rängen sieben und acht am Samstag in Reiden gegen die Erst- und Zweitplatzierten der beiden NLB-Gruppen die Auf-/Abstiegsrunde um die letzten beiden Startplätze in der NLA für die Saison 2019/20.
Luzerner Kantonalmatch
Die besten Luzerner Schützinnen und Schützen ermitteln am Freitag ebenfalls in der Johanniterhalle in Reiden ihre Kantonalmeister. Die Wettkämpfe der Kategorien U21, Elite und Veteranen beginnen um 17.45 Uhr. Der Final der besten Eliteschützen (Gewehr und Pistole) findet um 21.15 Uhr statt. Der Eintritt zu allen Wettkämpfen ist frei, die Organisatoren des Wehrvereins Pfaffnau und des Pistolenschützenbundes Reiden führen eine Festwirtschaft.