
Bilder vom Kölliker „Sonnenkreisel“-Künstler stehen zum Verkauf
Vor zehn Jahren herrschte Kreisel-Fieber in Kölliken. Am «Sonnenkreisel» beim Gemeindehaus, dem ersten Kreisel des Dorfs, wurde schon seit Sommer 2007 gebaut, alle warteten gespannt auf seine Fertigstellung. Ins Zentrum dieses historischen Bauwerks gehörte ein markanter Kreiselschmuck. Die Gemeinde hatte dazu einen Wettbewerb ausgeschrieben, lokale Gewerbetreibende und Künstler machten ihre Eingaben.
Die einmalige Gelegenheit, sich mit einem Kreiselschmuck zu verewigen, wäre am Kölliker Maler Heini Eichholzer fast vorbeigegangen. Damals 80 Jahre alt, war er gerade in einer sehr fruchtbaren Phase seines Schaffens. Von früh bis spät malte er Menschen, war ganz vernarrt in ein und dasselbe Sujet, das er auf jedem neuen Bild wieder anders in Szene setzte. Als Silhouetten angedeutet, schienen seine Menschen mal aus dem Bild den Betrachter zu beobachten, mal ins Gespräch vertieft zu sein und mal etwas hilflos nach dem weiteren Lebensweg zu suchen. Ein Freund der Eichholzers sagte einst zum Maler, er solle doch auch ein Kreisel-Projekt eingeben. «Ich könnte es mir überlegen», sagte dieser darauf. Für seinen Wettbewerbsbeitrag kam nur ein Titel infrage: «Menschen».
Erika Eichholzer erinnert sich gut an den Prozess, der ihren Mann zum Kölliker «Sonnenkreisel»-Künstler machte. Und was es auslöste. Die drei Meter hohen Stahlfiguren, die manch ein Suhrentaler auf dem Arbeits- und Heimweg passiert, bildeten das erste dreidimensionale Werk von Heini Eichholzer. «Wir haben das Modell für die Projekteingabe zusammen aus Karton gebastelt», sagt Erika Eichholzer. Als er den Zuspruch erhielt, war er auch schon mit dem ersten Problem konfrontiert: «Es gab damals niemanden in der Region, der so dicken Stahl schneiden konnte», sagt Erika Eichholzer heute. Per Zufall fanden sie ein Bündner Lasertechnikunternehmen – der Kreiselschmuck war gerettet.
Das Lebenswerk wird verkauft
Erika Eichholzer steht in der Eingangshalle ihres Hauses am Landhausweg. Möbel stehen keine mehr darin, nur noch zwei Ledersessel im Wohnzimmer. Heini Eichholzer ist vergangenen Sommer gestorben, 89 Jahre wurde er alt. Erika Eichholzer (85) ist inzwischen in eine altersgerechte Wohnung gezogen. «Im Haus würde ich mit all den Erinnerungen leben. In der Wohnung konnte ich neu anfangen», sagt sie. Leer ist das Haus, das die Eichholzers in den 1980er-Jahren nach ihren Vorstellungen bauen liessen, aber mitnichten. In jedem Zimmer sind Bilder ihres Mannes, schön an den Wänden entlang aufgereiht. Im Schlafzimmer stehen Landschaften in Aquarell, unter den Stubenfenstern geometrische Studien aus der blauen Phase des Künstlers. Einen Stock tiefer reihen sich abstrakte Werke in Orange- und Gelbtönen an die Beduinen-Serie, treffen Bilder aus Birkenrinde auf die urbane Bilderreihe mit spitzen Kirchtürmen. Und dann sind da die Menschen, unzählige Silhouetten, die miteinander plaudern oder ihren Weg im Leben suchen.
Heini Eichholzer war ein eifriger Künstler, malte hunderte Bilder. Auch wenn er viele davon an Ausstellungen verkauft hat, sind es immer noch zu viele, als dass seine Witwe sie in ihr neues Heim zügeln könnte. Ihre Lieblingsbilder hängen bereits an den Wänden ihrer Wohnung und denjenigen ihres Sohnes und ihrer Enkel. Für den Rest – um die 300 Bilder – hat die Familie keine Wände mehr frei, keinen Stauraum mehr in den Kellern. Die Bilder sollen verkauft werden. Als Galerie eignet sich nichts besser als das Haus, in dem sie entstanden sind. Zweimal im Februar wird Erika Eichholzer dem Publikum ihre Türen öffnen, darf sich jeder seinen Eichholzer erstehen kommen. «Ums Geld geht es mir nicht», sagt sie, die Bilder werden denn auch nur zu etwa einem Viertel des einstigen Ausstellungswertes angeboten. Die Hälfte des Erlöses wird für wohltätige Zwecke gespendet.
Ehefrau als Managerin
Kennen gelernt hatten sich Erika und Heini Eichholzer am Zürichsee Anfang der 1950er-Jahre. Als gelernter Stoffdrucker-Dessinateur – er bedruckte kostbaren Stoff von Hand – pulsierte in Heini Eichholzer schon immer eine künstlerische Ader. «Zu malen begonnen hat er aber erst, als wir in den Aargau zogen», erinnert sich seine Witwe. Die inzwischen dreiköpfige Familie zügelte 1963 nach Reinach, wo Heini Eichholzer in seiner Freizeit zu malen begann. Bald schon sollte ein altes denkmalgeschütztes Bauernhaus in Zetzwil seine Aufmerksamkeit erregen. Die drei zogen erneut um und der Künstler wurde über die nächsten Jahre zum Renovateur – bis das alte Haus wieder im ursprünglichen Glanz erstrahlte.
Beruflich erfand sich Heini Eichholzer mehrere Male neu. In der ersten Zeit im Aargau restaurierte er alte Möbel, danach machte er die Meisterschule in Mechanik und wurde bei Sprecher und Schuh Chef des Materiallagers.
1985 machten sie sich an den Bau ihres Hauses in Kölliken. Wegen Rückenproblemen – acht Schrauben mussten ihm in die untere Wirbelsäule gebohrt werden – liess er sich frühzeitig pensionieren. Fortan konnte er sich ganz der Malerei widmen, während Frau Erika seine Managerin war, sich um das Geschäftliche kümmerte und seine Ausstellungen organisierte. 2002 reisten die Eichholzer-Bilder gar an das internationale Kunstforum nach Rom. 2014 organisierte das Ehepaar die letzte Ausstellung in Unterentfelden. Des Malens wurde Heini Eichholzer bis zuletzt nie müde. Die Bilder, die im Kölliker Haus in Schlafzimmer, Stube, Küche und Keller auf Besucher warten, beweisen dies.
Der Bilderverkauf findet am Samstag, 9. und Sonntag, 17. Februar je zwischen 11 und 16 Uhr am Landhausweg 16 in Kölliken statt. Die Hälfte des Erlöses wird gespendet.