Unfallprävention: Auch Kleider machen sichtbar im Dunkeln

Am Morgen und am Abend ist es momentan dunkel und es schneit oder regnet oft – in der Winterzeit keine ungewöhnliche Situation. Trotzdem passieren gerade in dieser Jahreszeit immer wieder Unfälle mit Fussgängern und Autofahrern. In der Region gab es vergangene Woche gleich zwei solcher Unfälle: Zwei Kinder sind auf einem Fussgängerstreifen in Kölliken von einem Auto angefahren worden, ein Jugendlicher in Aarburg von einem Lieferwagen (ZT/LN vom 9. und 11. Januar). Während der Lenker des Lieferwagens den Jugendlichen nach dem Unfall ins Spital gefahren hat, ist der Lenker des Unfallwagens in Kölliken – ein dunkler Ford Ranger – unerkannt geflüchtet. Dank eines Hinweises aus der Bevölkerung konnte der Lenker am Montag verhaftet werden.

Modisch und trotzdem sichtbar

Schwierige Strassenverhältnisse mit Dunkelheit, Schnee und Regen fordern von Fahrzeuglenkern maximale Aufmerksamkeit und eine vorsichtige Fahrweise. Doch auch Fussgänger seien verpflichtet, aufzupassen und dafür zu sorgen, dass Automobilisten sie rechtzeitig erkennen könnten, sagt Bernhard Graser, Mediensprecher der Kantonspolizei Aargau. Dunkle Kleidung sei keine optimale Voraussetzung, um als Fussgänger unfallfrei durch den Winter zu kommen. An diesem Punkt setzt die Markenkampagne Made Visible an, die vom Touring Club Schweiz TCS und der Beratungsstelle für Unfallverhütung bfu getragen wird, finanziert wird sie über den Fonds für Verkehrssicherheit FVS. Kampagnenleiter Helmut Gierer vom TCS sagt: «Unser Ziel ist, in der Bevölkerung ein Umdenken zu erreichen: Mode und Sichtbarkeit, das lässt sich auch verbinden.» Auf der Homepage www.madevisible.swiss werden neben Verhaltenstipps in der dunklen Jahreszeit auch Kleidung und Accessoires mit reflektierenden und leuchtenden Details präsentiert. Die Plattform dient dabei als Vermittler, gekauft werden die Kleidungsstücke und Accessoires direkt beim Anbieter. «Untersuchungen bei den Zielgruppen zeigen, dass über 80 Prozent der Befragten die Kampagne mittlerweile kennen», erklärt Gierer. Er vergleicht die Kampagne mit Skihelmen auf der Piste: Waren anfänglich die Träger von Helmen die Aussenseiter, sind in der Zwischenzeit die Träger von Mützen oder Stirnbändern in der Unterzahl. Ein ähnliches Umdenken soll auch im Strassenverkehr stattfinden: Für Fussgänger und Velofahrer soll normal werden, reflektierende Kleidungsstücke und Accessoires zu verwenden – auch für kurze Wege innerhalb des Quartiers. Wie beim Helm auf der Skipiste gilt auch hier: Reflektierende Kleidung ist der Beitrag jedes Einzelnen. Gegenseitige Rücksichtnahme im Strassenverkehr ist aber auch weiterhin nötig.

Eigenverantwortung wichtig

Ein weiteres Problem ortet Polizeisprecher Bernhard Graser darin, dass Erwachsene oft als schlechte Beispiele im Strassenverkehr vorausgehen: Als Fussgänger lassen sie sich von Handys ablenken, hören über Kopfhörer Musik oder treten auf den Fussgängerstreifen hinaus, bevor sie sicher sind, dass sie vom herannahenden Auto wirklich gesehen werden. «Es ist schade, dass Erwachsene sich als Fussgänger nicht aufmerksamer verhalten. Sie haben ja meist eine Doppelrolle und kennen die Situation auch aus Sicht des Autofahrers.» Die Präventionsmassnahmen der Polizei würden sich daher darauf konzentrieren, die Fussgänger zu sensibilisieren: Den Verkehr vom sicheren Strassenrand aus beobachten und erst dann loslaufen, wenn der Autofahrer den Fussgänger sicher gesehen hat. «Für Erwachsene gelten die gleichen Regeln, die die Kinder im Verkehrsunterricht an der Schule lernen», so Graser, «Fussgänger haben trotz generellem Vortrittsrecht auch Eigenverantwortung.» Zusätzlich sensibilisieren die Regionalpolizeien die Bevölkerung beispielsweise im Herbst mit Aktionen zu Licht und Sichtbarkeit – auch sie raten zu reflektierenden und leuchtenden Kleidern und Accessoires zu greifen. Präventivmassnahmen vor Ort seien hingegen schwierig, so Graser, da sich Unfälle mit Fussgängern nicht an einem Ort häuften, sondern sich überall ereignen könnten.