«De Letscht»

Alles scheint alltäglich: Der Wecker klingelt um sieben Uhr, zum Zmorge gibts ein Müesli. Danach das gewohnte Velorennen zum Bahnhof, um den Zug gerade noch knapp zu erwischen. Drei Minuten früher losfahren wäre ja zu viel verlangt. Zehn Minuten später die Ankunft in Zofingen, dann zehn Minuten Fussweg zum Büro. Ein «Guete Morge» allerseits, den Computer hochfahren, ein kurzer Blick in die Zeitung. Um neun Uhr schliesslich die morgendliche Redaktionssitzung.

So weit, so routiniert. Trotzdem ist heute alles anders. Ich habe meinen letzten Arbeitstag. In einer halben Woche beginnt für mich die Rekrutenschule. Ein Sprung aus der Redaktionsstube in eine komplett andere Welt.

Trotz der zeitlichen Nähe scheint diese noch fern. Mit der Arbeit beschäftigt, bemerke ich den bevorstehenden Umbruch kaum. Im Grossraumbüro offenbart sich mir die alltägliche Szenerie: Da stehen die Pulte, Stühle und Computer, genauso wie sie immer dastehen. Vor, hinter und neben mir arbeiten meine Kolleginnen und Kollegen konzentriert an der morgigen Ausgabe der Zeitung, so wie jeden Tag. Leise läuft am Produktionstisch das Radio, wie gewöhnlich. Um 17.15 Uhr die Telefonkonferenz mit der Redaktion in Aarau, schon hundert Mal gesehen und gehört. Inmitten dieser Kulisse vergesse ich, dass dies schon bald nicht mehr zu meinen Alltag gehören wird.

Das Ende kommt Knall auf Fall. Den Abschied realisiere ich erst, als ich Feierabend mache. Statt ein kurzes «e schöne Obe zäme» verabschiede ich mich bei jedem persönlich – auf lange Zeit. Ich verlasse das Büro, realisiere, dass die geschilderten Szenen für mich das letzte Mal vonstattengegangen sind. Vor dem Redaktionsgebäude halte ich einen kurzen Moment inne. Wehmütig blicke ich zurück, wenn auch gespannt, was die Zukunft für mich bringen wird.