
EHCO-Captain Lukas Haas ist nach Blinddarmdurchbruch in aufstrebender Form
Stoisch, gefasst und bedacht, aber stets hellwach für die nächste Situation: Über die Spielart von Lukas Haas wurden im Kreise des EHC Olten schon hitzige Debatten geführt. Wie er behäbig übers Eis gleitet – man könnte prompt meinen, er hätte im Alter von 30 Jahren kaum Spass an seinem Job, an seiner Berufung Eishockey. Doch Lukas Haas hat die unlernbare Hockey-Eigenschaft, mit dem Kopf, mit dem Auge, mit den Händen einen Augenblick schneller zu sein als seine Gegner, das Spiel vorauszusehen. Das bewies er auch am Sonntag gegen Kloten. Plötzlich erahnte er eine 2:1-Situation, in welcher er geduldig den idealen Abspielmoment abwartete und Mäder zum Ausgleich bediente. Und wie er Kloten-Torhüter Joren van Pottelberghe zum 3:1 vernaschte, war Extraklasse.
Mehr als muskuläre Schmerzen
Solche Momente werden von dem EHCO-Captain mit einer Erfahrung von stolzen 330 NLA-Spielen sowie 269 NLB-Partien auf dem Buckel erwartet, sind aber gewiss nicht selbstverständlich. Vor allem nicht, wenn man Haas’ turbulenten Dezember beachtet. Es geschah im Morgentraining des 3. Dezember, als der EHCO-Stürmer plötzlich starke Bauchschmerzen verspürte und mit Verdacht auf eine simple Bauchmuskel-Verletzung das Training abbrach. Lukas Haas verbrachte den Tag zu Hause, die Schmerzen wurden stärker. Am Morgen danach wacht er mit über 40 Grad Fieber auf. «Da wusste ich: irgendetwas stimmt nicht.» Er liess sich im Notfall untersuchen. Die Diagnose: Blinddarmdurchbruch – eine lebensbedrohliche Erkrankung. Lukas Haas wurde erfolgreich notoperiert. Daraufhin folgten zwei Wochen Bettruhe, die er aufgrund einer Überwachung der Blutwerte im Spital verbringen musste.
Nur drei Wochen später steht Haas wieder auf dem Eis. «Ich lag zwei Wochen rum. Der Wiederaufbau dann war hart. Ich verbrachte auf und neben dem Eis zehn Tage mit intensiven Trainingseinheiten. Ich musste beissen. Aber das war nötig und hat mich letztlich zurückgebracht», erzählt Haas, der offensichtlich erstarkt aus seiner Krise herausfand. Denn vor dem Zwischenfall war Lukas Haas in ein persönliches Tief gefallen. «Ich hatte einen guten Saisonstart. Doch dann kreierte ich nicht mehr so viel, die Scheibe lief nicht mehr für mich, mir gelang kaum etwas», sagt Haas, «aber ich blieb dran, legte den Fokus auf mein Defensivspiel. Denn ich wusste, dass es offensiv irgendwann wieder laufen würde.»
Es läuft derzeit nicht nur ihm. «Wir haben aus unseren Fehlern gelernt, sind während der Qualifikation als Team reifer geworden», so der Captain. Mit dem Reifeprozess im Hinterkopf und viel Selbstvertrauen wollen die Oltner, die heute gegen Langenthal antreten, in den letzten 12 Qualifikationsspielen weit vorne bleiben. «Unter die ersten Zwei zu kommen ist unser Ziel», sagt Haas, der gleichzeitig den Warnfinger hebt: «Uns ist bewusst, dass man schon mit einer oder zwei Niederlagen wieder durchgereicht wird.»