Der EHC Olten begeistert im Spitzenkampf und blamiert sich in Zug

Es hätte alles perfekt gepasst. Ein 5:4-Sieg nach Penaltyschiessen im dramatischen Spitzenkampf gegen La Chaux-de-Fonds nach 0:3-Rückstand am Samstag vor über 3000 begeisterten Zuschauern. Und dann am Sonntag mit einem weiteren «Dreier» gegen die EVZ Academy und sechs Siegen in Serie in die neuntägige Pause bis zum nächsten Meisterschaftsspiel gegen den EHC Kloten am 4. Dezember. Es blieb beim Wunschdenken.

Die Mannschaft des EHC Olten versaute sich die schöne Serie und all die positiven Gefühle mit einem ganz schwachen Drittel in Zug. 2:0 führten die Powermäuse nach einer keinesfalls überzeugenden Darbietung nach 40 Minuten in der stimmungsarmen Bossard-Arena. Doch danach stellte das Team einmal mehr auf unverständliche Art und Weise den Betrieb ein. Man liess dem Gegner zu viel Raum, agierte in allen Zonen sorglos und unkonzentriert. Die logische Quittung dieses Nachlassens waren drei Treffer der Zuger und unter dem Strich eine verdiente Niederlage.

So kann und darf ein selbst ernanntes Spitzenteam nicht auftreten. Es ist und bleibt eine Frage des Charakters, wie eine Mannschaft mit einem unbequemen Gegner, wie es die von Trainer Jason O’Leary hervorragend eingestellte EVZ Academy zweifellos einer ist, umgehen kann. Spektakel gegen La Chaux-de-Fonds ist gut und recht. Aber knochenharte Arbeit vor trister Kulisse gehört ebenso dazu.

Ausser sich vor Wut
Kein Wunder jedenfalls, war EHCO-Trainer Chris Bartolone nach der Schlusssirene ausser sich vor Wut. Begleitet von an dieser Stelle nicht druckreifen Flüchen warf er sämtliche Stöcke der Spieler durch den Garderobentrakt. Und, als er seine Schäfchen in der Kabine versammelt hatte, gab es eine verbale Brause, die sich gewaschen hatte, oben drauf. Die Türe blieb so lange zu wie nach der 1:5-Niederlage in Weinfelden vor gut einem Monat. Der US-Amerikaner hatte offensichtlich die Schnauze gehörig voll von seinen Spielern, die sich mit ihrer Nonchalance und ihrem Minimalismus mal wieder selber im Weg standen.

Angesichts der Niederlage und Bartolones Wutausbruch rückten ein paar bemerkenswerte Personalien in den Hintergrund. Im Spiel gegen La Chaux-de-Fonds verletzte sich Verteidiger Anthony Rouiller am Knie. Wie schwerwiegend die Verletzung ist, wird sich erst nach einer MRI-Untersuchung klären. Ein längerfristiger Ausfall des Spielmachers wäre auf jeden Fall keine gute Nachricht für die Mannschaft, die die Kreativität des 24-Jährigen dringend benötigt.

Nur wenige waren solide
Wegen Rouillers Ausfall kam in Zug dafür Luca Zanatta zu seiner verfrühten Saisonpremiere. Er erledigte seinen Job an der Seite des ebenfalls sehr soliden Stéphane Heughebaert fehlerfrei, was man von anderen Spielern bei weitem nicht behaupten kann. Dem Siegtreffer der Zuger ging ein dummer Puckverlust von SCB-Leihgabe Colin Gerber voraus. Kurz zuvor hatte der seit geraumer Zeit seiner Form hinterher laufende Captain Lukas Haas mit einem kapitalen Fehler bereits für höchste Alarmstufe vor dem bedauernswerten Matthias Mischler gesorgt.

Die Niederlage in Zug überschattete auch das gute Wochenende der Oltner Sturmreihe mit Topskorer Cason Hohmann, Jewgeni Schirjajew und Stan Horansky. Das Trio harmoniert bestens und war auch für die beiden Treffer in Zug besorgt. Vor allem Hohmann scheint seine Rolle in der Mannschaft gefunden zu haben und entpuppt sich langsam aber sicher als die erhoffte Verstärkung auf der Ausländerposition.

Interessantes Detail am Rande: Der wieder genesene Marco Truttmann war in den beiden Spielen am Wochenende offiziell überzählig. Der wohl teuerste Spieler des Kaders wurde vom Trainer, der sein Team nach der jüngsten Siegesserie verständlicherweise nicht verändern wollte, zweimal nicht berücksichtigt. Die Niederlage in Zug dürfte für Truttmann nun wieder ein Türchen geöffnet haben. Wenigstens etwas.

Olten – La Chaux-de-Fonds 5:4 n.P. (0:1, 1:2, 3:1, 0:0)


Kleinholz. – 3309 Zuschauer. – SR: Dipietro/Weber, Rebetez/Schlegel. – Tore: 12. Stämpfli (Cameron) 0:1. 26. Bonnet (Kühni) 0:2. 27. Cameron (Miéville) 0:3. 31. Schneuwly (Hohmann) 1:3. 42. Mäder (Schwarzenbach, Grossniklaus) 2:3. 48. Bonnet 2:4. 50. Eigenmann (Horansky, Hohmann/Ausschluss Carbis) 3:4. 52. Schirjajew (Hohmann, Eigenmann) 4:4. – Strafen: 10-mal 2 Minuten plus 1-mal 10 Minuten (Haas) gegen Olten, 8-mal 2 Minuten plus 1-mal 10 Minuten (Wetzel) gegen La Chaux-de-Fonds.
Olten: Mischler (27. Rytz); Eigenmann, Simon Lüthi; Bucher, Barbero; Bagnoud, Colin Gebrer; Rouiller, Grossniklaus; Schwarzenbach, Mäder, Gervais; Huber, Rexha, Vodoz; Wyss, Schneuwly, Haas; Horansky, Schirjajew, Hohmann.
La Chaux-de-Fonds: Wolf; Jacquet, Zubler; Stämpfli, Valentin Lüthi; Hofmann, Prysi; Rodondi, Kühni; Bonnet, Coffman, Carbis; Hasani, Miéville, Cameron; Dubois, Weder, Hobi; Voirol, Wetzel, Schnegg.
Bemerkungen: Olten ohne Muller (verletzt), Truttmann, Ulmer (beide rekonvaleszent), Zanatta (im Aufbau bei Basel) und Roland Gerber (SCL Tigers). La Chaux-de-Fonds ohne Grezet, Bays, Erb, Guebey, Ausgburger, Kiss, Ahlström, Wollgast (alle verletzt) und Tanner (bei Biel). Pfostenschüsse: 2. Stämpfli, 4. Miéville, 33. Barbeor, 50. Eigenmann. 27. Timeout Olten. 52. Timeout La Chaux-de-Fonds.

EVZ Academy – Olten 3:2 (0:1, 0:1, 3:0)
Bossard-Arena. – 246 Zuschauer. – SR: Ströbel/Hendry (Burgy, Betschart). – Tore: 14. Schirjajew (Hohmann, Horansky) 0:1. 40. (39:32) Hohmann (Heughebaert, Zanatta) 0:2. 44. Haberstich (Walz, Kläy) 1:2. 49. Oejdemark (Elsener, Kläy/Ausschluss Lüthi) 2:2. 57. Kläy (Haberstich) 3:2. – Strafen: 3-mal 2 plus 1-mal 10 Minuten (Schwenninger) gegen die EVZ Academy, 2-mal 2 Minuten gegen Olten.
EVZ Academy: Aeschlimann; Elsener, Wüthrich; Maurer, Oejdemark; Capaul, Fohrler; Graf; Widerström, Schwenninger, Leuenberger; Eugster, Lust, Bougro; Lanz, Rudolf, Bach Nielsen; Haberstich, Kläy, Walz.
Olten: Mischler; Eigenmann, Lüthi; Grossniklaus, Bucher; Bagnoud, Colin Gerber; Heughebaert, Zanatta; Horansky, Schirjajew, Hohmann; Schwarzenbach, Mäder, Gervais; Wyss, Schneuwly, Haas; Huber, Rexha, Vodoz.
Bemerkungen: Olten ohne Rouiller, Muller (beide verletzt), Ulmer (rekonvaleszent) und Roland Gerber (SCL Tigers). – 59. Timeout Olten, ab 58:10 ohne Goalie.

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