Ohne Diplom kein neuer Kontrakt für Nicola Nocita

Der Vertrag von Trainer Nicola Nocita und dem SC Zofingen war bis Mitte November befristet. Nun gehen der 1.-Liga-Aufsteiger und der 50-Jährige getrennte Wege – laut allen Partien einvernehmlich. Nach 14 Partien überwintert der Aufsteiger auf Platz neun, hat vier Zähler Abstand auf einen Abstiegsplatz – das Minimalziel Ligaerhalt liegt in Reichweite. «Ich fand, es läuft nicht schlecht und hatte es gut mit der Mannschaft», sagt der scheidende Trainer.

Nocita wurde beim SCZ vor eineinhalb Jahren Cheftrainer und hat mit der Equipe die Promotion in die 1. Liga geschafft. «Das war ein grosser Erfolg für unseren Verein», betont Hansjörg Ryter, Präsident des SC Zofingen. Den Aufstieg honorierte man, indem man Nocita einen Vertrag bis zur Winterpause anbot. «Dies, obwohl er nicht im Besitz des notwendigen A-Diploms ist», betont Ryter, «und unter anderem aus beruflichen Gründen und altershalber diese Ausbildung verständlicherweise nicht in Angriff nehmen möchte.» 8300 Franken habe die Ausnahmebewilligung des Schweizerischen Fussballverbandes gekostet, damit Nocita als Cheftrainer an der Seitenlinie stehen darf. Sie wäre bis Ende Saison gültig gewesen. Insofern überrascht der Moment des Trainerwechsels. «Für uns ist jetzt der beste Zeitpunkt», sagt Ryter. Im Sommer hätte man ohnehin eine neue Lösung gesucht, um weitere Kosten zu vermeiden. Und die Winterpause sei länger als die Sommerpause. Die kommenden zwei Wochen leitet der bisherige Assistent Flavio Catricala die Trainings, danach pausieren die Zofinger sechs Wochen. Rückrundenstart ist im März.

Am Dienstag sprach Hansjörg Ryter mit der Mannschaft und dem Staff. Sportchef Pietro Di Natale wohnte der Sitzung bei. Letzterer bezeichnet den Bruch mit Nocita als «vermeidbar»: «Er hat mit einer guten Truppe in den letzten eineinhalb Jahren einen sehr guten Job gemacht und war auch dank den Bedingungen, die der Verein für ihn schuf, sportlich erfolgreich.» Di Natale streicht Nocitas Herzblut, Engagement und dessen wertvolle Erfahrung heraus. «Es war mein Wunsch, dass die Zusammenarbeit mit ihm weitergeht.» Dies, obwohl es immer mal wieder Diskussionspunkte gegeben habe. Neben der Sache mit dem fehlenden A-Diplom, die bekannt und akzeptiert war, hätten wohl auch persönliche Gründe zur Trennung geführt. «Das müssen wir respektieren», betont Di Natale. Ob nach Nocitas Abgang auch das Kader Veränderungen erfahren wird, werde sich zeigen – aber Zusatzarbeit während der Transferperiode fällt für den Sportchef wohl an.

Bis Ende November stehen mit allen Spielern Gespräche zu deren befristeten Vereinbarungen an. Dass Nicola Nocita nach der Winterpause nicht mehr Trainer sein wird, erfuhren die Akteure von ihm im Whatsapp-Teamchat. Aus allen Wolken seien sie nicht gefallen, so Captain Robert Majic: «Aber persönlich finde ich es sehr schade, dass es zur Trennung kommt.» Aus sportlicher Sicht hätte nichts dagegen gesprochen, Nocita als Trainer zu behalten. «Was er mit uns erreicht hat, spricht für ihn und wir harmonierten gut. Im Moment sind die Hintergründe für mich und auch für andere schwierig nachzuvollziehen.»

Nicola Nocita will weiter verfolgen, wie sich das Fanionteam schlägt, sucht aber kein neues Traineramt. «Ich gönne mir eine Pause nach der intensiven Zeit beim SCZ.» Zur geplatzten Vertragsverlängerung sagt er: «Ich musste damit rechnen, dass man nicht langfristig auf mich setzt. Ich habe ja gewusst, was ich im Sommer mit dem befristeten Vertrag unterschreibe, konnte 1:1 zusammenzählen. Ich gehe aber nicht im Groll und bin dankbar für die Zeit, die mir der SCZ ermöglichte.»

 

KOMMENTAR

Es gibt Argumente für und gegen eine Trennung 

Die Trennung von Trainer Nicola Nocita ist für Nicht-Direkt-Involvierte ziemlich schwierig nachzuvollziehen. Denn betrachtet man die rein sportlichen Kennzahlen seiner eineinhalbjährigen Amtszeit beim SC Zofingen, spricht grundsätzlich wenig für einen Wechsel auf der Trainerbank. In seiner ersten Saison als SCZ-Cheftrainer holte Nicola Nocita in 26 Spielen überragende 68 Punkte und stieg souverän in die 1. Liga auf. Der Vorsprung der Thutstädter auf den Zweitplatzierten Pajde betrug letztlich 13 Zähler. Und auch der Auftakt in die aktuelle 1.-Liga-Spielzeit gelang den Zofingern durchaus. Zwar beträgt der Vorsprung des Neunten auf den Strich «nur» vier Punkte, aber das hat auch damit zu tun, dass die Gruppe 2 der vierthöchsten Liga bisher sehr ausgeglichen ist und es keine Punktelieferanten wie in früheren Jahren gibt.

Dass der SC Zofingen nicht längerfristig mit einem Cheftrainer zusammenarbeiten kann, der nicht im Besitz der notwendigen Diplome ist, versteht sich von selbst. Es geht einerseits um die Einhaltung der Reglemente und andererseits um die Kosten der Ausnahmebewilligung. Allerdings hätte der SCZ Nicola Nocita ohne weitere Folgen noch bis Ende Saison wirken lassen können. Ob die Trennung in der Winterpause oder doch erst nach der Saison «sinnvoller» ist, hängt nicht zuletzt damit zusammen, wie schnell ein Nachfolger gefunden wird.

Bleiben gewisse zwischenmenschliche Schwierigkeiten, die es zwischen Teilen des Vorstandes und dem Trainer gegeben haben soll. Wer sagt, solche Differenzen dürfen eigentlich keine Rolle spielen, hat noch nie in einem Verein gearbeitet, der nicht zuletzt auf Ehrenamtlichkeit aufgebaut ist. (mwy)