Viel Schweiss um nichts

Ich wache schweissgebadet auf. Instinktiv suche ich mein Handy und kontrolliere die Zeit. 8 Uhr. «Das darf nicht wahr sein», denke ich mir. Wie von der Tarantel gestochen richte ich mich auf, ziehe Hosen und T-Shirt an und renne die Treppe runter. Fluchend suche ich den Schlüsselbund und öffne, nachdem ich ihn gefunden habe, die Tür und gleich darauf den Briefkasten. Unter verschiedenen Reklamesendungen, zwei Ansichtskarten und einer Wochenzeitung liegt sie, die neuste Ausgabe des Zofinger Tagblatts.

Zurück in der Wohnung öffne ich mit zittrigen Händen die Zeitung. Die ersten Seiten interessieren mich für einmal herzlich wenig, stattdessen blättere ich schnell zu den Regionalsportseiten. Dann erstarre ich. «Jetzt ist es also doch passiert», denke ich. Vor mir liegt eine halb leere Seite, auf welcher anstelle des Matchberichts des gestrigen Heimspiels des EHC Olten nur die Zeilen «hier kommt der ehco hin» zu lesen sind.

Nicht nur das: Im unteren Teil haben sich zahlreiche Fehler eingeschlichen. So steht im Titel zum Abschneiden der regionalen Schützen an den Weltmeisterschaften statt der «Schiess-WM» die «Scheiss-WM», und im Service-Block sind mehrere Fragezeichen nicht durch die aktuellsten Resultate ersetzt worden.

Was denken sich bloss nur alle Abonnentinnen und Abonnenten? Und mein Chef erst? Ich male mir die übelsten Geschichten aus und wie mein Leben wegen eines ärgerlichen Missgeschicks total aus den Fugen gerät. Gleichzeitig hadere ich mit mir selbst. Hätte ich doch gestern Abend einen Wecker gestellt. Hätte ich zum Zeitvertreib doch nur nicht im Bett die neusten Folgen meiner Lieblingsserie auf dem Smartphone angeschaut. Wäre ich die letzten Tage einfach öfters früher schlafen gegangen. So aber wurde ich von der Müdigkeit übermannt und bin eingenickt, bevor ich meinen Spätdienst als Sportredaktor von zuhause aus überhaupt erst antreten konnte.

Wenig später blicke ich erneut auf das Handy. Wieder schweissgebadet. Wieder suchen meine Augen die Zahlen, die die Tageszeit angeben. 4.17 Uhr. Von aussen höre ich leise das Meer rauschen, die Anspannung löst sich. Langsam realisiere ich, dass ich seit gestern in den Ferien bin. Glück gehabt – es war alles nur ein Albtraum.