
Ex-Pilot Rico Peter wird Bahntrainer der südkoreanischen Weltcup-Teams
Eigentlich wollte es Rico Peter nach seinem Rücktritt von der Spitzensport-Karriere ruhiger angehen und die Zeit mit seiner Familie geniessen. Doch daraus wird vorerst nichts. Der bald 35-jährige Kölliker hat ein Angebot des südkoreanischen Bobverbands erhalten, dessen Weltcup-Teams als Bahntrainer zu unterstützen – und er hat zugesagt. «Das war ein interessantes Angebot, das ich nicht ablehnen konnte. Ich hatte mit Südkoreas Athleten stets ein tolles Verhältnis», sagt Rico Peter.
Nach Bekanntwerden seines Rücktritts sei Yun-jong Won, Viererbob-Silbergewinner bei den Olympischen Winterspielen im letzten Februar, auf ihn zugekommen und habe gefragt, ob er Lust zu dieser Aufgabe hätte. Nach weiteren Abklärungen vonseiten des südkoreanischen Verbands war der Vertrag unter Dach und Fach.
Der Leidenschaft frönen
Mit dem Engagement schlägt Rico Peter zwei Fliegen mit einer Klappe. Einerseits bleibt er seiner Leidenschaft, dem Bobsport, treu. «Zudem hat mich die Arbeit als Trainer schon als Profi interessiert», erklärt der Lastwagenchauffeur. Peter ist froh, dass er seine ersten Schritte als Funktionär ausserhalb der Landesgrenzen machen darf. «In der Schweiz stehe ich den Athleten noch zu nahe», erklärt er, «aber vielleicht kehre ich dereinst mit Erfolg zurück.»
Aus diesem Grund zeigt sich auch Swiss Sliding damit einverstanden, dass ein erfolgreicher Ex-Athlet seine Erfahrung der Konkurrenz weitergibt. «Gespräche haben stattgefunden, aber es war für beide Seiten in Ordnung, dass ich mich zuerst im Ausland als Trainer versuchen will», sagt Peter.
Tipps bei der Linienwahl
Rico Peters Engagement ist vorerst für die Weltcup-Saison 2018/19 befristet. Diese beginnt am 8. Dezember im lettischen Sigulda und endet mit den Weltmeisterschaften im März in Whistler (Ka). Nebst der Vorbereitung soll Peter die Piloten Yun-jong Won und Donghyun Kim sowie deren Anschiebern – noch ist offen, ob ein südkoreanisches Frauenteam im Weltcup starten wird – an den Rennen betreuen und ihnen zeigen, wo im Eiskanal die schnellste Linie liegt. «Ich will ihnen Tipps geben, was das Fahrerische anbelangt und übermitteln, wie man schnell unterwegs sein kann», sagt Rico Peter. Hier soll seine Erfahrung aus 13 Jahren als Pilot im Bob-Zirkus zum Tragen kommen. «Schliesslich ist es uns in der Bahn immer besser gelaufen als im athletischen Bereich beim Start», sagt Peter und lacht.
Die Zusage bedeutet für den Aargauer Sportler des Jahres 2015 jedoch auch, dass er seine Tochter wieder weniger oft sehen wird. «Nach meinem Rücktritt war es schon das Ziel, mehr zuhause zu sein», sagt Rico Peter. Als die Anfrage des südkoreanischen Verbands kam, dachte er sich: «Wenn nicht jetzt, wenn denn?». «Wenn du ein Jahr von der Bildfläche verschwunden bist, denkt vielleicht niemand mehr an dich», so Peter. Seine Familie zeigt Verständnis für den Entscheid und freut sich mit ihm. «Sie meinten, sie würden es nicht anders kennen, dass ich viel unterwegs bin», sagt er schmunzelnd.