Sammeln statt verbrennen: Kunstoff-Entsorgung ist jetzt gebührenpflichtig

Ab sofort müssen «Plastiksammler» im Bezirk Zofingen für die Entsorgung von Kunststoffen zahlen. Was für viele wie eine Art Bestrafung für Umweltschützer aussieht, sei eine längst nötige Massnahme, sagt Dieter Gloor, Geschäftsführer des gleichnamigen Recyclingcenters aus Zofingen. «Vor zwei Jahren gab es noch einen Markt, um diese Ware abzusetzen», sagt Dieter Gloor, «deshalb konnten wir Kunststoffabfall aus den Haushalten noch gratis entgegennehmen.» Ein Grossteil des Materials ist damals nach China exportiert worden. Weil die chinesische Regierung den Import inzwischen verboten hat, können die Haushaltskunststoffe nicht mehr kostendeckend vermarktet werden. «Die Entsorgung ist für jeden Recycler stark defizitär geworden, weil er gezwungen war, den Kunststoff der Kehrichtverbrennungsanlage zuzuführen und dort zu entsorgen», sagt Gloor. Eine herbe Enttäuschung für viele Sammler.

Noch wird 80 Prozent verbrannt
Joghurtbecher, Waschmittelflaschen, Blumentöpfe und Folien aller Art: Plastikabfälle füllen den Kehrichtsack im Nu. Das kostet nicht nur Gebühren, sondern schadet auch der Umwelt. «80 Prozent aller Kunststoff-Abfälle in der Schweiz werden noch zusammen mit dem Kehricht verbrannt», sagt Markus Tonner, Geschäftsleiter der Inno-Recycling AG aus dem thurgauischen Eschlikon. «Ein Vorgang, der der Umwelt schadet und viel Co  produziert.» Die InnoRecycling AG kämpft dagegen an und hat deshalb das Projekt «Bring Plastic Back» lanciert. Ziel ist es, die Kunststoffabfälle separat in dafür vorgesehenen Plastiksäcken zu sammeln. Die Idee scheint zu gefallen, die Säcke sind inzwischen an 460 Annahme- und Sammelstellen in der ganzen Schweiz erhältlich.

Beim Projekt macht auch eine Gruppe von neun Entsorgungsfirmen aus den Kantonen Aargau, Solothurn und Luzern mit, die sich extra für «Bring Plastic Back» zusammengeschlossen haben (wir berichteten). Dazu gehören auch das Gloor Recycling Center in Zofingen, die E. Flückiger AG in Rothrist sowie die Sammelstelle an der Gländ-strasse in Vordemwald und weitere.

Die Thurgauer Unternehmung InnoRecycling AG nimmt den von den neun Firmen in Dagmersellen zentral zusammengeführten und gepressten Plastik und bringt ihn nach Eschlikon, von wo aus er weiterverarbeitet wird.

Bei den am Projekt beteiligten Firmen gilt ab 1. September ein neues Regime in der Kunststoff-Entsorgung. Plastik kann nur noch in den entsprechenden «Bring Plastic Back»-Sammelsäcken abgegeben werden, die dort erhältlich sind. Kostenpunkt für einen 60-Liter-Sack, den man auch im Internet bestellen kann: Fr. 2.50, oder rund 20 Prozent weniger, als ein entsprechender Kehrichtsack in den meisten Gemeinden kostet.

Günstiger als Kehrichtsäcke
Dass an den Sammelstellen künftig weniger Plastik abgegeben wird, weil die Entsorgung kostet, glauben die Verantwortlichen nicht. Sie stellen bei ihren Kunden immer wieder fest, dass der grösste Teil davon sehr umweltbewusst sei und das neue System eben wegen der Nachhaltigkeit und Einfachheit begrüsst würde. «Zudem ist die Entsorgung im Kunststoffsack günstiger als im Kehrichtsack», betont Dieter Gloor aus Zofingen.

Auch wenn, wie InnoRecycling-Geschäftsleiter Markus Tonner einräumt, im Schnitt nur 60 Prozent eines Sammelsacks recycelt werden könnten, so lohne sich die Sache trotzdem. Die restlichen vierzig Prozent werden zu Flocken verarbeitet und in der Zementherstellung verwendet. Dort ersetze das Abfallprodukt Kohle, die ebenfalls eingeführt werden müsse. Mit den von InnoRecycling produzierten sogenannten Regranulaten werden Paletten, Rohre, Transportverpackungen, Kisten, Profile, Folien oder Säcke hergestellt.

In der Schweiz besteht noch ein grosser Nachholbedarf im Plastik-Recycling. So liegt die Quote für Plastikfolien zurzeit bei mageren zehn Prozent – in Deutschland ist sie gut viermal höher.