Für die sauberste Art der Abwasser-Reinigung ist die ARA zu klein

Plastikabfälle in Binnengewässern und Ozeanen sind eine Sauerei, die langsam, aber sicher in eine Umweltkatastrophe ausufert. Genauso schlimm, wenn nicht schlimmer, sind Mikroverunreinigungen in unseren Abwässern. Hier geht es um kleinste Kunststoffpartikel, die in Kosmetika (Stichwort: Peeling) zu finden sind, aber auch um Schwermetalle, Rückstände pharmazeutischer Produkte – und Hormone. Alle diese Stoffe können unsere bisherigen Abwasserreinigungsanlagen (ARA) nicht entfernen – eine zusätzliche Klärstufe drängt sich auf.

Eine solche ist im Seetal in Planung. Dort will man eine entsprechend ausgerüstete Grosskläranlage bei Wildegg bauen und die gereinigten Abwässer von Hochdorf bis Wildegg der Aare übergeben, was in Zukunft den Aabach entlastet. Die Entlastung eines kleinen Baches – ein Vorfluter, wie es in der Fachsprache heisst – ist bei der ARA der Erzo in Oftringen schon bald Realität. Mit einer Druckleitung wird künftig dafür gesorgt, dass das gereinigte Abwasser nicht mehr in den Tych fliesst, sondern direkt der Aare übergeben werden kann.

Anders und schlecht ist die Situation beim Thema Mikroverunreinigungen. Dazu Jacques Hartmann, Geschäftsführer der Entsorgung Region Zofingen (Erzo): «Unsere Anlage ist dem Bund für die kostenintensive Eliminierung von Mikroverunreinigungen zu klein.»

Um was geht es? Die zusätzliche Klärstufe kostet mehr als 10 Millionen Franken, sagt Hartmann, an die der Bund 75 Prozent leisten würde. Dies aber nur, wenn im Einzugsgebiet der ARA mindestens 80 000 Menschen leben. Ausgeklammert wird hier die Schmutzfracht. Ansonsten spricht man bei ARAs von Einwohnergleichwerten, in welche die Abwässer von Industrie und Gewerbe eingerechnet werden.

9 Franken «Busse»
Es kommt noch «dicker», weil die Erzo mit ihren rund 40 000 Leuten im Einzugsgebiet zu klein ist, muss sie pro Jahr und Kopf dem Bund 9 Franken «Busse» abliefern. Hartmann relativiert: Etwa gleichviel würde der Betrieb der neuartigen Klärstufe kosten. Zum Stichwort neuartig sagt Hartmann: «Wir betreten da wirklich Neuland.» So sehr er gerne optimal gesäubertes Abwasser hätte – ist er nicht unfroh, mit «seiner» Anlage nicht zu den Pionieren zu gehören.