
Bemerkenswertes vom FC Aarau im Tessin: Sieg gegen Chiasso
Um was geht es für den FC Aarau in dieser Saison noch? In einer Meisterschaft, in der die Entscheidungen über Auf- und Absteiger gefallen sind, ist bei der Zielsetzung Kreativität gefragt. Aber Leistungssport ohne Ziele ist sinnlos. Wenn am 21. Mai das letzte Saisonspiel abgepfiffen wird, wollen die Aarauer «Best of the Rest» sein. Heisst: Die zweite Tabellenhälfte anführen, also Rang 6 belegen. Das ist alles andere als ein Ruhmesblatt für eine Mannschaft, die pro Saison knapp 5 Millionen Franken kostet. Aber man muss die Ziele halt der Entwicklung entsprechend anpassen.
Die Reise am Sonntag nach Chiasso war der Auftakt zur Mission «Best of the Rest». Und er gelang: Dank beispielloser Effizienz gewann Aarau 2:0 gegen einen der Direktkonkurrenten um diesen Rang 6. Das eiskalte Verwerten von Torchancen war in dieser Saison bislang keine Stärke des FCA. Umso erstaunlicher, dass Patrick Rossini und Igor Nganga die ersten zwei nach der Pause nutzten. Bis zum 1:0 für Aarau (57.) hätte Chiasso längst führen müssen, vergab vier hundertprozentige und etliche weitere Chancen.
Zu beiden FCA-Toren lieferte Alessandro Ciarrocchi die Vorarbeit. Auch das ist bemerkenswert: Erstens ist der Stürmer der Schwiegersohn von Chiasso-Trainer Baldo Raineri, seine zwei Vorlagen dürften am Familientisch noch für Diskussionen sorgen. Dass Ciarrocchi zum Matchwinner wurde, war nicht vorauszusehen: Bis zur Traumflanke auf Rossini vor dessen 1:0 (57.) spielte Ciarrocchi schwach. Und dann die Kehrtwende nach der Pause. Hat das Einfluss auf seine Zukunft, sprich, auf eine allfällige Vertragsverlängerung? Ciarrocchi sagt: «Ich möchte gerne bleiben und wünsche mir so schnell wie möglich Klarheit. Und ich denke, dass ich Qualitäten habe, mit denen ich dem FC Aarau in der nächsten Saison helfen und ein Führungsspieler sein kann.»
Keller und Rahmen: Ein Treffen
Ein Mitspracherecht, welche Verträge verlängert werden, hat der baldige Cheftrainer Patrick Rahmen. Er sass auch in Chiasso auf der Tribüne neben Sportchef Sandro Burki. Was sah das Duo noch? Mit dem 16-jährigen Stevan Lujic tut sich auf der linken Abwehrseite ein kleines Juwel hervor, beeindruckend die Ruhe des Teenagers am Ball. Zudem zeigte Spielmacher Gianluca Frontino, welches Repertoire er besitzt. Und im Tor bewies Lars Hunn, dass die grossen Lobeshymnen auf ihn nicht zu Unrecht angestimmt werden. Das 2:0 in Chiasso war erst der zweite Auswärtssieg des FC Aarau in der laufenden Saison. Der erste gelang am 14. Oktober 2017 in Wil (3:1). Bei beiden Auswärtssiegen war Stephan Keller auf dem Papier Assistenztrainer, in der Praxis aber der Chef: Damals in Wil vertrat er den gesperrten Marinko Jurendic. Gestern in Chiasso sass der offizielle Interims-Chefcoach Ton Verkerk zwar auf der Bank, doch bekanntlich überlässt er Keller die Teamführung.
Während bei Verkerk klar ist, dass er nur temporär für den FCA im Dienst steht, ist Kellers Zukunft offen. In den nächsten Tagen findet ein erstes Treffen zwischen ihm und Patrick Rahmen statt. Dabei wollen sie herausfinden, ob sie als Chef und Assistent harmonieren könnten. Keller, seit Sommer 2017 beim FCA unter Vertrag, sagt: «Solange ich nicht anderweitig Klarheit habe, wünsche ich mir, beim FCA zu bleiben.»
Challenge League:
Chiasso – Aarau 0:2. Schaffhausen – Rapperswil-Jona 2:4. Winterthur – Wil 0:3. Wohlen – Vaduz 2:2. – Heute Montag: Servette – Xamax (20.00 Uhr). – Rangliste: 1. Xamax* 29/71. 2. Schaffhausen 30/51. 3. Vaduz 30/50. 4. Servette 29/49. 5. Rapperswil-Jona 30/49. 6. Wil 30/34. 7. Aarau 30/34. 8. Chiasso 30/30. 9. Winterthur 30/24. 10. Wohlen 30/17. * = Aufstieg; + = freiwilliger Abstieg
Chiasso – Aarau 0:2 (0:0)
Comunale Riva IV. – 612 Zuschauer. – SR: Jancevski. – Tore: 53. Rossini (Ciarrocchi) 0:1. 68. Nganga (Ciarrocchi) 0:2.
Chiasso: Russo; Soumare, Delli Carri, Guerchadi, Belometti (90. Facchin); Rey (82. Gennari); Hamadi, Fatkic, Said, Ceesay; Josipovic (53. Farrugia).
Aarau: Hunn; Giger (43. Maksimovic), Thrier, Nganga, Lujic; Jäckle, Perrier; Gjorgjev (93. Cani), Frontino, Ciarrocchi; Rossini (82. Hammerich).
Bemerkungen: Chiasso ohne Monighetti (gesperrt), Chitchanok, Nilovic (beide verletzt), Bellante, Charlier, Cvetkovic, Martignoni, Oberlin, Soumah, Urbano und Vergine (alle nicht im Aufgebot). Aarau ohne Garat, Tasar (beide gesperrt), Burkard, Deana, Lüscher-Boakye, Mehidic, Misic, Peralta, Peyretti, Ramadani, Thaler, Yapi (alle verletzt) und Corradi (nicht im Aufgebot). – 41. Giger verletzt ausgeschieden. 52. Pfostenschuss Ceesay. – Verwarnungen: 26. Perrier, 49. Soumare, 70. Said (alle Foulspiel), 89. Gjorgjev (Unsportlichkeit). – Platzverweis: 78. Soumare (wiederholtes Foulspiel).