
«Arbeitslosigkeit im Kanton Luzern hat viele Gesichter»
Seit Jahren liegt die Arbeitslosenquote des Kantons Luzern deutlich unter dem Landesdurchschnitt, in den letzten drei Jahren waren es über ein Prozent weniger. Letztes Jahr waren es noch 1,9 Prozent gegenüber 3,2 Prozent in der gesamten Schweiz – in den letzten zwei Jahrzehnten lag die Quote nur in den Jahren 2000 und 2001 mit 1,3 respektive 1,2 Prozent tiefer. «Die Luzerner Wirtschaft basiert auf soliden Säulen. Einerseits finden wir im Kanton Luzern Weltkonzerne wie zum Beispiel Schindler, Emmi oder Schurter, gleichzeitig ist das Gewerbe sehr breit abgestützt. Ein weiteres wichtiges Standbein ist der Tourismus. Unsere Wirtschaft ist also breit diversifiziert», erklärt Karin Lewis, Leitung Arbeitsmarkt, Dienststelle Wirtschaft und Arbeit des Kantons Luzern diese «rüüdig» guten Zahlen.
Wirklich kein Klumpenrisiko?
Aufgrund dieser Diversifikation sieht Karin Lewis auch kein Klumpenrisiko. Nicht ganz wegzudiskutieren ist dieses jedoch trotzdem nicht: Die Weltwirtschaft wächst, der Tourismus in der Innerschweiz kann gute Zahlen vermelden, alleine die Stadt Luzern konnte 2017 über fünf Prozent mehr Übernachtungen verzeichnen. Nach der Finanzkrise 2008 gingen im 2009 die Übernachtungszahlen jedenfalls zurück. Auch die anderen Sparten litten damals: Bei den Bauaufträgen war die Entwicklung negativ, die Konjunktur in der Industrie kühlte sich deutlich ab. Die Kapazitätsauslastungen in den einzelnen Segmenten verringerten sich schon 2008 merklich. 2009 lag die Arbeitslosenquote im Kanton Luzern bei 2,9 Prozent.
Saisonale Schwankungen
Die höchste Arbeitslosenquote im Kanton Luzern verzeichnete 2017 das Gastgewerbe, auf welches die Saison jeweils einen grösseren Einfluss hat. Gemäss Dienststellenleiterin Karin Lewis gibt es hier grosse Schwankungen beim Bedarf an Hilfs- und Fachkräften. Immerhin: Die durchschnittliche Arbeitslosenquote sank von 5,1 auf 4,7 Prozent. Dass es im Sozial- und Gesundheitswesen letztes Jahr sogar etwas mehr Arbeitslose gab, erklärt sich Lewis damit, dass im Gesundheitswesen ein Trend zur höheren Berufsbildung deutlich festzustellen ist. «Hier herrscht ein Fachkräftemangel. Im tieferen Segment ist die Nachfrage hingegen eher rückläufig.» Interessant: Die Arbeitslosenquote bei den über 50-Jährigen lag im Kanton Luzern im Februar 2018 mit 1,9 Prozent sogar unter der Gesamtquote von 2,1 Prozent. «Vor allem das Risiko, den Job zu verlieren, ist für sie immer noch kleiner als für Jüngere.» Das ist zwar ein positiver Aspekt für das Segment der älteren Arbeitnehmer. Dennoch konstatiert Karin Lewis: «Gleichzeitig sehen wir jedoch, dass ältere Arbeitslose deutlich mehr Zeit brauchen, um wieder eine Stelle zu finden. Bei der Langzeitarbeitslosigkeit nimmt der Anteil 50+ leicht zu, was einen Zusammenhang mit den geburtenstarken Babyboomer-Jahrgängen hat. Für die Integration in den Arbeitsmarkt braucht es zukunftsorientierte Stellensuchende, die fit sind und wissen, was sie können und wollen sowie Arbeitgeber ohne Vorurteile. Trotz der grösseren Schwierigkeiten bei der Jobsuche verzichtet der Kanton Luzern aber auf ein alterspezifisches Programm für ältere Jobsuchende, wie es der Kanton Aargau vor einigen Jahren mit der Kampagne «Potenzial 50plus» durchgeführt hatte. «Die Arbeitslosigkeit im Kanton Luzern hat viele Gesichter. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, die Situation jedes Einzelnen individuell – und nicht nach Altersgruppe – zu analysieren. Entsprechend gleisen wir die passende Unterstützung auf. Wir unterstützen die Stellensuchenden seit Jahren unter anderem mit Einzelcoachings durch Fachleute aus der Privatwirtschaft», so Karin Lewis.