Stan Horansky will nicht bloss ein Passagier sein

Sein Talent? Riesig – nicht zu übersehen. Sein Potenzial? Unermesslich – längst nicht ausgeschöpft. Gleitet Stan Horansky mit Puck am Stock über das Eis, sieht es fast so aus, als würde sich der Stürmer des EHC Olten schwebend leicht bewegen: Dynamisch, diszipliniert, kontrolliert, technisch versiert. Der Slowake mit Schweizer Lizenz besitzt alle Facetten, einen gewichtigen Teil jenes Vereins zu sein, der hohe Ziele anstrebt.

Stan Horansky ist denn zuletzt auch zu einer grossen Leaderfigur gereift und hat massgeblichen Anteil daran, dass der EHC Olten am Mittwochabend beim SC Langenthal (Schoren, 19.45 Uhr) in die Playoff-Halbfinalserie steigt.

28 Qualifikationsspiele verpasst
Als «fantastisch» und «unglaublich» beschreibt er das Gefühl seines 3:3-Ausgleichs gegen Thurgau in Viertelfinalspiel fünf. Es war gleichzeitig ein befreiendes Gefühl. Endlich dort angekommen zu sein, wo er längstens hätte sein wollen: inmitten des Teams. Denn nur kurze Zeit nach seinem Wechsel zum EHCO verletzt sich Horansky am Ellbogen. Und keine drei Wochen nach seiner langersehnten Rückkehr verletzt er sich wiederum am Oberkörper, was eine letztlich zehnwöchige Pause zur Folge hatte.

Insgesamt verpasste Horansky nicht weniger als 28 aller 46 Qualifikationsspiele. «Das war eine harte Zeit. Vor allem rutschten wir in die Krise und ich konnte nicht mithelfen, wieder da rauszufinden», sagt er und ergänzt: «Ich hatte lange gebraucht, bis ich mich auf dem Eis wieder wohlgefühlt hatte. Bis ich wieder ein gewisses Mass an Selbstvertrauen getankt hatte. Aber jetzt bin ich glücklich, dass ich mich im richtigen Moment gefangen habe.»

Umso mehr Spass habe er nun auch wieder auf dem Eis. Auf Nachfrage, was Spass für ihn bedeute, meint er sinnbildlich: «Nicht nur Passagier zu sein.» Mit anderen Worten: Stan Horansky will Pilot sein. Also jener Spieler, des das Spiel lenken und beeinflussen kann. Der Verantwortung übernimmt. Egoist Horansky? Der 24-Jährige, der vom EHC Biel zum EHCO stiess, winkt ab: «Ich akzeptiere jede Rolle im Team und bin glücklich, wenn ich dem Team helfen kann.»

Der Vollprofi
Das tut er nun nach unglücklichen Monaten zur wertvollsten Zeit – und zur vollsten Zufriedenheit: «Stan hat sich seit seiner Verletzung sehr stark entwickelt. Und mit seinem Talent war er auch sehr schnell wieder auf seinem Level. Er ist nicht nur ein Skorer, sondern leistet auch defensiv sehr wertvolle Arbeit, achtet auf die blauen Linien, trägt Sorge zur Scheibe, hat kaum Puckverluste. Und er hat durch sein ausgeprägtes Backchecking auch grossen Einfluss in der Angriffsauslösung», lobt EHCO-Trainer Chris Bartolone.

Solche Worte des Cheftrainers kommen nicht von ungefähr: Stan Horansky gilt als äusserst pflichtbewusst, geniesst einerseits das Privileg, mit seinem Hobby seinen Lebensunterhalt zu verdienen, arbeitet aber auch stets hart an sich – auch neben dem Eis: So nimmt er beispielsweise auch im Sommer regelmässig den Stock hervor, um das Gefühl der Stocktechnik nicht zu verlieren. Oder Horansky graut es nicht davor, ins Fitnesscenter zu gehen – im Gegenteil: «Bin ich einmal mehrere Tage nicht am Kraftaufbauen, fühle ich mich schwach, leer und den Pflichten nicht gerecht geworden», erzählt Horansky.

Schlechtes Gewissen
Dass er seinen Job seriös ausübt, zeigt auch eine Episode aus der Zeit, in welcher er sich während einer Verletzung zur Ablenkung und Erholung Anfang Jahr in Zermatt eine Auszeit gönnte. Just in jener Zeit, als der Walliser Bilderbuch-Ort wegen Lawinen von der Aussenwelt abgeschnitten war, konnte der 24-Jährige nicht rechtzeitig nach Olten zurückkehren. Obwohl er wegen der Verletzung ohnehin nicht hätte trainieren können, plagte ihn als Vollprofi das schlechte Gewissen, nicht wieder zur Mannschaft stossen zu können. «So bin ich», sagt er auf die Episode angesprochen und lacht.

Bleibt nur noch eine letzte brisante Frage: Was ist möglich gegen den SC Langenthal? «Alles», sagt Stan Horansky. Der EHC Olten von heute sei mit jenem Krisen-EHCO vom Januar nicht zu vergleichen. «Ich hoffe, dass wir an der Thurgau-Serie anknüpfen können. Mit den Fans im Rücken und unserem Einsatz, bin ich sehr zuversichtlich», so Oltens Nummer 91. Und Horansky sagt: «Es wird eine spannende Serie mit vielen Emotionen. Halten wir uns an den Game-Plan, können wir diese Serie gewinnen.»