
«Die vier Jahreszeiten im Uerkental» begeistern das Publikum im Aargauer Kunsthaus

Der Maler und Bildhauer Giuseppe Canova wäre begeistert, könnte es sehen, welche Freude er den Besuchern der Ausstellung «Blinde Passagiere» mit seinen zehn Meter langen Panoramabildern «die vier Jahreszeiten im Uerkental» bereitet. «Es war immer der Wunsch meines Mannes, dass die vier Bilder einmal gesamthaft einem breiteren Kreis zugänglich gemacht werden können», sagt seine Frau Heidi Canova. Giuseppe Canova erlebte die Erfüllung seines grossen Traums selbst nicht mehr; er verstarb am 1. April 2013 im Alter von fast 90 Jahren.
Giuseppe Canova wuchs in Viareggio auf und studierte in Pisa. In jungen Jahren war er als Schauspieler beim Theater, Film und Radio und als Bühnenbildner tätig. 1964 heiratete er Heidi Stauffer, die in Menziken Lehrerin war. Seit 1965 lebte er dort mit seiner Frau in einer Zweizimmerwohnung, bevor das Paar nach Bottenwil zog. Hier bezogen sie ein Einfamilienhaus. Als diese zu klein wurde, verlegte der Künstler sein Atelier in einen alten Zirkuswagen, den er «Il Carrozzone» nannte. Dort entstanden auch die auf Leinwand aufgezogenen «Vier Jahreszeiten im Uerkental».
Die zehn Meter langen Ölbilder geben das Panorama vom Bottenwiler «Forehoger» in jeder Jahreszeit wieder. Noch zu Lebzeiten wünschte sich Giuseppe Canova, dass diese Bilder ans Aargauer Kunsthaus übergehen. Dafür wurde ein Schenkungsvertrag mit dem Kunsthaus in Aarau abgeschlossen. 2014 wurden die vier Panoramen dem Kunsthaus übergeben.
«Weil die Bilder so lang sind, wurde dies zu einer logistischen Herausforderung», sagt Kunsthaus-Kurator Thomas Schmutz. Die vier Bilder seien von kultureller Bedeutung. «Giuseppe Canova hat ein wichtiges Dokument für die Region geschaffen», so Schmutz weiter. «Canovas Anspruch an Inhalt und Format war hoch und es ist erstaunlich, wie viel Wille er für die Bilder aufgewendet hatte, obwohl er sie nie verkaufen wollte.»
Bekannter Künstler im Kanton
Der aus der Toskana stammende Giuseppe Canova sei ein im Aargau bekannter Künstler gewesen, sagt der Kurator. Die regionale Bedeutung des Künstlers sei ein Grund, wieso das Aargauer Kunsthaus die vier Panoramabilder übernahm. «Wir sind ein national bekanntes Kunsthaus, das jedoch auch Künstlern aus der Region Raum bietet.» Jährlich muss das Kunsthaus eine Triage aus Hunderten von Schenkungsanfragen treffen.
Giuseppe Canova hat viele Jahre an den Panoramabildern gearbeitet. Unzählige Male stieg er auf den «Forehoger» in Bottenwil, wo er in eine wunderschöne Landschaft eintauchte. «Die Natur und das wechselnde Lichtspiel faszinierten ihn besonders», sagt Heidi Canova. «Er liess sich von den grünen, satten Farben inspirieren», sagt seine Frau. Für die Grüntöne in seinen Werken habe er keine einzige grüne Farbtube verwendet. «Am liebsten mochte er aber den Winter.»
Erst einmal vereint ausgestellt
Die vier Panoramabilder «Die vier Jahreszeiten im Uerkental» waren nur einmal, 1990, bei der Jubiläumsausstellung «25 Jahre Giuseppe Canova in der Schweiz» in einem extra neben der Galerie «il Carrozzone» in Bottenwil zugemieteten Zelt gesamthaft zu sehen. Das Winterbild entstand 1977, der Herbst 1978/79, der Frühling 1979/80 und der Sommer 1985/86. Die Bilder sind Teil der aktuellen Ausstellung «Blinde Passagiere» und noch bis zum 15. April im Kunsthaus Aarau zu sehen.
Unter dem Motto «Blinde Passagiere. Eine Reise durch die Schweizer Malerei» macht das Aargauer Kunsthaus in Aarau lange verborgenen Schätzen bekannt. Es zeigt zahlreiche thematische Werkgruppen von Kunstschaffenden aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Mit mehr als 250 Exponaten von rund 130 Künstlerinnen und Künstlern zeigt die monumentale Aarauer Ausstellung ein verlässliches Bild der kaum in einem Museum zu sehenden Schweizer Kunst vor allem aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Ausstellung ist noch bis zum Sonntag, 15. April, im Aargauer Kunsthaus in Aarau.