
An den Börsen geht der Kater um
eunruhigt Sie die Talfahrt der Börsen? Sie besitzen keine Aktien? Privat vielleicht nicht – als BVG-rentenversicherte Arbeitnehmerin oder Arbeitnehmer indirekt schon. Unsere Pensionskassen und -stiftungen müssen in Aktien und Immobilien investieren, sonst könnten unsere Altersrenten nicht mehr finanziert werden – «mündelsichere» Anlagen wie Staatsanleihen werfen zu wenig ab.
Letztes Jahr war ein gutes Jahr für uns Arbeitnehmende. Gemäss der Grossbank UBS fiel die BVG-Jahresperformance so hoch aus wie seit dem Jahr 2009 nicht mehr. Im Durchschnitt der von der UBS beobachteten Kassen resultierte eine Rendite von 7,82 Prozent. Interessant: Nach Grösse der Pensionskassen eingereiht, erreichten die «kleineren» Einrichtungen mit 8,35 Prozent die beste Anlagerendite. BVG-Einrichtungen müssen ihre Gelder differenziert einsetzen – Obligationen, auch wenn sie derzeit kaum etwas an Rendite abwerfen, sind Pflicht. Treiber der «Hausse» für unser Alterskapital waren primär die Aktien. Die Märkte kannten 2017 nur eine Richtung: aufwärts.
Damit scheint derzeit Schluss zu sein. Seit dieser Woche sind die Börsen ausser Rand und Band. Es rumpelt in den Märkten. Eine Korrektur sei überfällig gewesen – zu selbstgefällig wurden viele Anleger, zu einhellig war die Meinung, es könne nur noch aufwärtsgehen, erklären uns jene, die dem Kleinanleger noch in der letzten JanuB ar-Woche Aktien schmackhaft machen wollten.
Was sind die Gründe für die Baisse? Der US-Arbeitsmarktbericht für den Januar erwischte viele Anleger auf dem falschen Fuss. So paradox sich das liest: die USWirtschaft brummt, die Unternehmen machen satte Gewinne, benötigen mehr Personal – die Löhne steigen. Mehr Lohn bedeutet mehr Kaufkraft und löst mehr Konsum aus. Da macht sich plötzlich die Angst vor Inflation breit – obwohl sich die Zeichen anziehender Teuerung schon länger mehren, bisher aber unter den Teppich gewischt wurden.
Für Aktien-affine Leute stellt sich die Frage, ob die Korrektur eine Kaufgelegenheit ist oder ob das Ende der Hausse naht. Die Experten bleiben mehrheitlich zuversichtlich. Eine Rezession zeichne sich nicht ab, im Gegenteil: Die Wirtschaft wächst weltweit synchron und so kräftig wie lange nicht. Wir werden es sehen – und auf unseren BVGKonti verspüren.
Die Wirtschaft brummt also, während Staaten weltweit (und in der Schweiz Kantone und Gemeinden) rote Zahlen schreiben – nach «kreativen» Lösungen suchen, sich zu finanzieren, ohne dabei die Wirtschaft abzuwürgen. Aus diesem Grund kaufen Notenbanken enorme Mengen an Staatspapieren auf – allen voran jene der Vereinigten Staaten, Japans, aber auch die Europäische Zentralbank. Sie tun dies, um Geld ins System zu pumpen und die verlorenen Staatsvermögen aus der Finanzkrise wiederherzustellen.
Notenbanken haben Macht und Macht kann korrumpieren. Damit ist nicht die Schweizerische Nationalbank gemeint, sondern die US-Notenbank. Die, wie die Nomination des neuen Chefs gezeigt hat, ein Spielball von Präsident Trump zu sein scheint. Und: die «Federal Reserve» ist nicht nur im Markt, sie ist der Markt. Die US-Notenbank steckt bis hoch zum Hals in Staatspapieren. Jeder Schritt aus diesem Sumpf droht die Märkte in den Rückwärtsgang zu zwingen. Nicht besser die Europäische Zentralbank. Sie hält Staaten wie Griechenland, Italien, aber auch Frankreich mit dem Kauf ihrer Schulden über Wasser.
Vor 30 Jahren waren Aktien noch reale Papiere – versehen mit Coupons, die man für die jährliche Dividende mit der Schere abzutrennen und zur Auszahlung bei der Aktiengesellschaft einzureichen hatte. Für einen Verkauf des Wertpapiers musste dieses erst dem Depot bei der Bank entnommen werden.
Tempi passati. Die Börsenwelt ist virtuell geworden. In Sekundenschnelle, auf einen Klick mit der Computermaus werden heute Millionen verschoben. Selbst bei der staatlichen PostFinance darf Frau und Herr Jedermann Börsenmakler spielen – und kann ohne Zeitverzug das Vermögen zum Guten oder Schlechten umschichten.