
Stiftung Villa Erica baut hindernisfreien Neubau
Die Sonne erhellt für kurze Zeit die weissen Fassaden im Hintergrund. Dann schieben sich Wolken dazwischen und es wird wieder dunkler. Jetzt stecken die Beteiligten ihre Spaten in die Erde und posieren fürs Foto.
Gestern fand der Spatenstich für den Neubau der Stiftung Villa Erica an der Bahnhofstrasse in Nebikon statt. In den nächsten Monaten werden sich allmählich Mauern von unten zwischen die Sonne und die Nachbarsfassaden schieben. Die Stiftung realisiert mit dem dreigeschossigen Neubau einen lang ersehnten Wunsch – bereits 2013 hat der Stiftungsrat Pläne für einen multifunktionalen Neubau geschmiedet. Denn die Platzverhältnisse seien eng geworden. 50 Mitarbeitende der Stiftung kümmern sich heute an fünf verschiedenen Standorten in Nebikon um die schulische, berufliche und soziale Integration von über 60 Jugendlichen und Erwachsenen mit psychischen Beeinträchtigungen oder Verhaltensauffälligkeiten.
Im Neubau entstehen Studios und Kleinwohnungen, eine Werkstatt mit geschützten Arbeitsplätzen (Konfektion, Holzwerkstatt und Kreativatelier). Zudem lässt die Stiftung einen Lehrbetrieb für Hauswirtschaft, eine Mensa sowie einen Verkaufsladen für Eigenprodukte bauen. Das Raumpotenzial kann die Stiftung damit von 16 auf 25 Arbeitsplätze steigern. Die Komplexität der Zusammensetzung des Gebäudes hat zu vielen Diskussionen geführt. Michael Kosswig, Architekt der Architektengruppe Olten, meinte dazu: «So etwas habe ich noch nie erlebt.» Nicht weniger als zwanzig Baukommissionssitzungen habe er im Rahmen des Projekts miterlebt. Alle Betroffenen seien in die Planungsarbeit einbezogen worden.
Auch Armin Bugelnig, Bereichsleiter Verwaltung der Stiftung und Vorsitzender der Baukommission, verwies auf die vielen Abklärungen. «Wir haben von Anfang an die Anliegen der Betreuten und Mitarbeitenden aufgenommen und mit den Nachbarn den Kontakt gesucht.» Das habe nicht zuletzt dazu geführt, dass sich die Stiftung vor wenigen Wochen nach Rückmeldungen der Lernenden dazu entschied, lediglich neun anstatt zehn Wohneinheiten zu realisieren – damit werden die Räume grösser.
Der Neubau kommt auf der unbebauten Nachbarparzelle der jetzigen Liegenschaft der Villa Erica an der Bahnhofstrasse zu stehen. Mit dem Neubau will die Stiftung das bestehende Angebot nicht nur erweitern und verbessern, sondern auch mehr zusammenführen. Dies mache wirtschaftlich wie auch emotional Sinn, sagte der Stiftungsratspräsident Daniel Späti am Spatenstich. Bisher verfügte die Stiftung über einen gemieteten Standort. Dieser fällt nun weg.
Die Stiftung Villa Erica wurde 1983 gegründet. Sie setzt auf drei Leistungsbereiche: Sekundarschule und Berufsbildung – beide mit Wohnangebot – sowie die Werkstatt für Erwachsene mit individuellem Wohnangebot. In diesem Rahmen können die betreuten Menschen ihren Schulabschluss erlangen, einen Beruf erlernen oder einer regelmässigen Arbeit nachgehen.
Der Neubau kostet insgesamt 7,2 Millionen Franken. Der Kanton Luzern wird sich aufgrund der Sparmassnahmen nicht an den Kosten beteiligen, heisst es in der Pressemitteilung. Bisher seien knapp 90 Prozent der Finanzierung gesichert. Die Finanzierungslücke von 1,4 Millionen Franken will die Stiftung durch Spenden decken. Im Frühling 2019 soll der Neubau bezugsbereit sein. Am Montag ist der Baustart.