
Lorenz Huber mag die Farbigkeit des Schnees
Draussen qualmende Schlote, brummende LKWs. Drinnen ruhende Berge und Seen. Im Atelier von Lorenz Huber im Industriegebiet von Littau reiht sich Bild an Bild, darauf Gebirge um Gebirge – der Grosse Spannort, das Bergdorf Niederrickenbach oder der Pilatus. Drei Bilder des Luzerner Hausbergs kann Lorenz Huber zurzeit in der Kornschütte in Luzern ausstellen. Seit Donnerstag zeigt die Gilde Schweizer Bergmaler (GSBM) anlässlich ihres 30-Jahr-Jubliläums 62 Werke von Bergmalerinnen und Bergmalern. Der Luzerner Lorenz Huber ist seit 1995 Mitglied der Gilde.
Vor fünf Jahren hat sich Lorenz Huber in seinem Atelier eingerichtet. Seine Bilder hängen an den Wänden verteilt. Darunter sind Porträts und Stillleben. In der Mitte des Raums steht ein grosser Tisch, auf dem er die Bilder selber einrahmt – das Schlechtwetterprogramm, wie der 65-Jährige schmunzelnd hinzufügt. Lorenz Huber mag die Natur, er mag das Gebirge. «Ich war schon immer in den Bergen unterwegs», sagt er. Huber malt «plein air». Das heisst, er trägt seine Staffelei in einer Hand und die Leinwand in der anderen hoch in die Alpen. Dort erläuft er sich einen geeigneten Standort für seine Staffelei. Dann weiden sich seine Augen am Anblick der Berge, am Tag, der allmählich erwacht oder sich den ganzen Tag unter einer Nebeldecke versteckt.
Lorenz Huber geht es um die Stimmung. Er könnte auch ein Foto knipsen und zurück ins Atelier. Details ordnet er aber der Atmosphäre unter. «Zudem ist das Licht viel farbiger vor Ort.» Für einen Sonnenaufgang muss er deshalb mehrere Male an den gleichen Ort zurück, bis das Gemälde fertig ist. Lorenz Huber malt am liebsten mit Öl und Pastellfarben, er malt klein- sowie grossformatig.
Zuerst KV-Lehre
Lorenz Huber wollte bereits als Kind Kunstmaler werden. Eine vererbte Nierenkrankheit zwang ihn aber dazu, zuerst eine KV-Lehre zu absolvieren, weil er unter anderem die Sehkraft verlor. Durch erfolgreiche Augenoperationen konnte er sein inneres Bedürfnis, wie er selbst sagt, ausleben. Seit 1980 ist Lorenz Huber freischaffender Maler. An der Tagesschule des Kunstseminars Luzern hat er sich zum Maler ausbilden lassen.
Lorenz Huber kann viele Anekdoten dazu erzählen: Dass er sich beispielsweise in Niederrickenbach Dachlatten in der Klosterschreinerei besorgte, um eine Vorrichtung zusammenzuzimmern, auf die er drei Gemälde nebeneinanderstellen konnte. Der Föhnwind hätte das Gestell fast fortgeblasen, sagt er. Einmal haben ihm japanische Touristen in den Bergen geholfen, seine Staffelei durch die Schneelandschaft zu tragen. Anschliessend sagte ein Tourist: «Sie haben einen anstrengenden Beruf.» Kurz vor Weihnachten war er wieder auf den Ski im Brisengebiet unterwegs. Wegen eines Schlaganfalls muss er aber seine einstige Trittsicherheit vorsichtig zurückerlangen. Die grossen Fenster lassen viel Licht ins Atelier von Lorenz Huber. Damit kommt auch die Stimmung der Bilder besser zur Geltung. Manchmal ist der Schnee grau, manchmal rosa – je nach Lichtverhältnissen, die zum Zeitpunkt herrschten, als Lorenz Huber die Bilder malte. Besonders hat es ihm der Winter angetan. Er möge die ungemeine Farbigkeit des Schnees, sagt er. Andere sähen nur weiss. Für Lorenz Huber ist es die wechselnde Stimmung des Lichts, die ihn das Zusammenspiel von Fels, Himmel, Wasser und Schnee immer wieder neu erleben lässt und für ihn den inneren Antrieb ist. «Der Einfallswinkel vom Licht ist entscheidend.»
Auch der Ausstellungsort, die Kornschütte, ist lichtdurchflutet. Vor den grossen Fenstern fliesst die Reuss entlang. In der Ferne erhebt sich der Pilatus. Auf den 62 Bildern, die 39 Künstlerinnen und Künstler gemalt haben, sieht er aber eigentlich viel schöner aus. Die Ausstellung zeigt die ganze Bandbreite künstlerischer Herangehensweisen und Umsetzungen: von fotorealistischen Werken bis zu abstrakten Bildern der hiesigen Gebirge. Die Ausstellung «Luzerner Hausberge» dauert bis 28. Januar.