
Langsam muss man sich Sorgen machen um den EHC Olten
Manchmal schadet der Blick zurück nicht. Es ist knapp ein Jahr her, da verlor der EHC Olten zunächst ein Heimspiel gegen den SC Langenthal (2:5) und kassierte zwei Tage später in Visp eine 2:6-Schlappe. Besonders im Wallis hatte die damals von Maurizio Mansi gecoachte Mannschaft eine fürchterliche Leistung abgeliefert. Mit der bekannten Konsequenz, dass Mansi des Amtes enthoben und durch Bengt-Ake Gustafsson ersetzt wurde.
Indiskutabel und blamabel
Jetzt, ein Jahr später, fühlt man sich aus Sicht der Oltner wieder an jene dunklen Tage erinnert. Am Samstag verlor man zu Hause gegen Ajoie mit 1:3. Nach einer über weite Strecken ungenügenden Darbietung, die nahtlos an jene der 2:3-Niederlage in Langenthal anschloss. Und dann, 20 Stunden nach dem Verlustgang gegen die Jurassier, setzten die Oltner noch einen drauf. Bei den GCK Lions, die mit nur drei Sturmlinien und ohne eine ganze Reihe von Leistungsträgern antraten, kassierten sie nach einer schwachen Leistung eine blamable 2:7-Schlappe.
Nach diesem katastrophalen Auftritt in Küsnacht (und den beiden vorangegangenen) muss man sich langsam, aber sicher Sorgen machen, wohin die Leistungskurve dieser Mannschaft zeigt. Auch wenn man all die Verletzungen und die nach dem personellen Umbruch längere Angewöhnungszeit als entschuldigende Argumente vorbringt, so bleibt die Tatsache, dass der EHCO, sieben Wochen vor dem Beginn der Playoffs, einer einzigen Baustelle gleicht.
Nicht bereit
Woran das liegt? Fakt ist, dass die zehntägige Spielpause nach dem 3:2-Sieg in Rapperswil Anfang Dezember der Mannschaft sämtlichen Rückenwind aus den Segeln genommen hat. Was insofern erstaunlich ist, als dass sich nach diesem Break die personelle Situation leicht entspannte und einige Stammkräfte zurückkehrten. Doch der gewünschte Effekt hat sich nicht eingestellt. Im Gegenteil: In den fünf Spielen seit dem Erfolg in Rapperswil gingen die Oltner viermal als Verlierer vom Eis und besiegten lediglich den EHC Visp nach Penaltyschiessen. Die Personalrochaden haben sich negativ ausgewirkt. Vor allem scheint es, dass Jay McClement auf seiner «natürlichen» Position als Center der Mannschaft viel weniger bringt als in jener Phase, als er als (Not-)Verteidiger agieren und das EHCO-Spiel von hinten heraus organisieren konnte.
Auffällig auch, dass das Team in den drei Spielen des neuen Jahres nie bereit war und jedes Mal früh in Rückstand geriet. Gegen die GCK Lions lag man nach einem miserablen Auftakt bereits nach 15 Minuten mit 0:4 im Hintertreffen. Das deutet darauf hin, dass die Mannschaft mental ganz einfach nicht auf der Höhe ist. Was wiederum ins Aufgabengebiet des Trainers fällt. Weshalb schafft es Gustafsson nicht mehr, dass seine Spieler von Anfang an bereit sind? Und – was noch viel gravierender ist: Wo ist das klar erkennbare Konzept? Wo ist der Plan, den diese Mannschaft zum jetzigen Zeitpunkt eigentlich befolgen können müsste? Der Verdacht liegt nahe, dass dieser Plan schlicht nicht existiert. Und das ist die bitterste Erkenntnis dieses erschreckenden Januar-Lochs.
Ist Gustafsson der richtige Mann?
Es steht ausser Frage, dass diese Mannschaft vom Personal her die Qualität hat, im Konzert der Grossen an der Spitze der Swiss League mitspielen zu können. Aber es fehlt ihr die Anleitung, wie sie ihr Können effizient aufs Eis zu bringen vermag. Womit wir wieder beim Trainer angekommen sind und der Frage, ob Bengt-Ake Gustafsson wirklich der richtige Mann hinter der EHCO-Bande ist. «Wir behalten immer die gesamte Entwicklung im Auge», sagt Geschäftsführer Peter Rötheli auf die Frage, ob die Position des Trainers gefährdet ist. Vorderhand lässt man sich in Olten also nicht von den Emotionen leiten. Und das ist angesichts der immer noch guten Tabellenlage auch nachvollziehbar.
«Das war von A bis Z schlecht», beschönigte Gustafsson die Leistung seiner Mannen in Küsnacht in keinster Weise und stellte fest: «Während die Lions um jede Scheibe gekämpft haben, versuchten wir es, schön zu machen, anstatt kompromisslos und gradlinig zu Werke zu gehen.» Ihm als Coach seien ein Stück weit die Hände gebunden gewesen: «Ich kann nicht mehr als reden.» Er habe im Voraus gewarnt und während des Spiels immer wieder Inputs gegeben. Allein, diese fruchteten überhaupt nicht. Gustafsson appelliert nun an die Eigenverantwortung seiner Spieler: «Ich habe viele Ideen, was es zu ändern gilt, doch nun muss jeder selbst in den Spiegel schauen und bei sich überprüfen, was es zu verbessern gilt.»
Derweil rang EHCO-Captain Cédric Schneuwly nach einer im negativen Sinn denkwürdigen Partie nach Worten: «Das darf eigentlich nicht passieren». Dennoch meinte er, dass es Tage gebe, an denen nichts klappe: «So einen haben wir eingezogen.» Doch auch Schneuwly weiss, dass es so, wie in den vergangenen drei Spielen, nicht weitergehen kann: «In erster Linie brauchen wir nun unseren ersten Sieg im neuen Jahr.» Der ist tatsächlich bitter nötig, will man die bösen Geister des Vorjahres schnellstens wieder vertreiben. (Von Marcel Kuchta und Tobias Schalk)