
Alterswohnung ja, aber erst mit 85 Jahren
Wohnen im Alter – ein Thema, das zurzeit viele Gemeinden umtreibt. Auch Nebikon, wo sich die Zahl der Ü-70-Jährigen gemäss der Immobilienberatungsfirma Fahrländer Partner AG bis im Jahr 2030 auf 16,6 Prozent der Gesamtbevölkerung verdoppeln soll. Deshalb lancierte die Gemeinde zusammen mit der CAS Gruppe, einer Gesamtdienstleisterin in der Bau- und Immobilienbranche, im September eine Bedürfnisabklärung. 470 Fragebogen hat die Gemeinde an Nebiker verschickt, die über 55 Jahre alt sind. 222 Einwohner – die meisten zwischen 55 und 67 Jahre alt – haben teilgenommen.
Die Resultate zur Studie liegen nun vor. Die Studie führt zutage, dass über hundert der Befragten bei ihrem nächsten Umzug in mittelpreisige, altersgerechte Wohnungen ziehen wollen, mehr als siebzig in günstige. Vor dem Hintergrund, dass gemäss Kaufkraftpotenzial 2013 mehr als die Hälfte der Nebiker eine tiefe Kaufkraft aufwiesen, ist das nicht weiter erstaunlich. Zudem entspricht das reine Einkommen von Nebiker Rentnern lediglich 76 Prozent von dem, was der Schweizer Durchschnitt erhält.
öV und zentrale Lage
Luzia Kneubühler, Sozialvorsteherin der Gemeinde, überraschen die Ergebnisse nicht; auch dass die meisten der Befragten beim nächsten Umzug in eine 2- bis 3½-Zimmer-Wohnung ziehen wollen. Die meisten der Befragten können sich einen Umzug in eine Alterswohnung aber erst zwischen 80 und 85 Jahren vorstellen; etwas weniger auch zwischen 70 und 80. Zwischen 85 und 90 kommt ein Umzug für die meisten hingegen nicht mehr infrage. Etwas weniger als zehn Prozent wollen gar nicht umziehen. Die gewichtigsten Argumente für einen Umzug sind die Nähe zu Infrastrukturen, zum öV und die zentrale Lage. Ungefähr 160 TeilnehmerInnen würden eine Alterswohnung im Zentrum von Nebikon präferieren. 43 Prozent der Befragten wünscht sich zusätzlich zu ihrer Wohnung ein Gemeinschaftsraum wie beispielsweise ein Café.
24-Stunden-Spitexdienst
Zu einer Alterswohnung gehört für die Befragten ferner das Angebot von diversen Dienstleistungen wie Spitex, Mahlzeiten- oder Reinigungsdienst. Zwei von drei stuften einen ambulanten Haus- und Pflegedienst während 24 Stunden als sehr wichtig oder wichtig ein. Luzia Kneubühler sagt auf Anfrage, dass das Angebot der Spitex ausgebaut werden soll, damit die Einwohner auch länger zu Hause bleiben könnten. «Für das Angebot einer 24-Stunden-Spitex, palliative Care oder psychiatrischen Spitex muss aber regional zusammengearbeitet werden.» Die Spitexorganisationen führten in dieser Angelegenheit bereits Gespräche, denn auch die anderen Gemeinden seien auf eine Zusammenarbeit angewiesen.
Überrascht hat Luzia Kneubühler an der Studie einzig, dass viele der Befragten den Wunsch nach einer Eigentumswohnung äusserten. Fast 150 der Befragten bevorzugen bei einem Umzug diese Wohnform. Die Sozialvorsteherin vermutet, dass eher Leute an der Umfrage teilgenommen haben, die bereits Eigentum besitzen und für das Alter eine kleinere Wohneinheit wünschen. «Ein Teil der Bevölkerung befasst sich wohl gar nicht mit dem Wohnen im Alter.» Wichtig sei sicherlich ein Mix zwischen kleinen Mietwohnungen und Eigentumswohnung. Im Detail kann Luzia Kneubühler aber noch nicht Auskunft geben. «Es muss Wohnraum geschaffen werden, wie ist noch offen.» Das weitere Vorgehen wird der Gesamtgemeinderat im Januar besprechen. Ein Thema wird dort auch die Finanzierung sein. Eine Baugenossenschaft fände Kneubühler am sinnvollsten. Gemäss Befragung sind aber lediglich 18 Personen bereit, sich finanziell an einer Baugenossenschaft beteiligen.