Mehr Gestalter als Verwalter

«Architektur und Raumgestaltung müssen über das rein Nützliche hinausgehen und dem Geist des Bewohners entsprechen.» Dieses Zitat von Hans Aemisegger spricht Bände. Der 61-Jährige aus Unterkulm arbeitet als selbstständiger Architekt, ist kreativ und freut sich, wenn er auf individuelle Wünsche seiner Kundschaft eingehen kann. Was für seine Arbeit gilt, gilt im übertragenen Sinn auch für seine Tätigkeit als Präsident des Aargauischen Fussballverbandes (AFV). Aemisegger ist nicht in erster Linie Administrator, Kontrolleur und Verwalter, nein, er ist vor allem Gestalter. Und legt sein Hauptaugenmerk auf das Wohl der 85 Aargauer Fussball-Vereine und deren Funktionäre. Ihr Empfinden liegt ihm am Herzen. Und zwar auf und neben dem Spielfeld.

Nach dem Amtsantritt als ranghöchster Funktionär des AFV 2011 setzte Aemisegger neue Akzente. Eigenwillig, konsequent, hin und wieder sogar stur – aber immer mit einer Prise Menschlichkeit. Das Resultat kann sich sehen lassen. Es ist viel passiert unter seiner Führung. Das Sahnehäubchen auf der Torte ist die jährliche Fussballnacht, eine Gala mit weit über 400 Gästen aus der Aargauer Fussballszene. Der Grossanlass mit vielen Ehrungen, Ansprachen und einem bunten Unterhaltungsprogramm geht in diesem Jahr zum sechsten Mal über die Bühne. Gewählt werden heute in Brugg der Funktionär und der Schiedsrichter des Jahres. Prämiert werden die fünf vorbildlichsten Vereine. Eine solche Veranstaltung im Zeichen des Aargauer Fussballs wäre vor zehn Jahren undenkbar gewesen.

Seit Aemisegger das Zepter schwingt, wurden weitere Akzente gesetzt: Eingeführt wurde das 2.-Liga-Kickoff-Spiel, bei welchem zum Auftakt einer Saison Mitte August der Fairplay-Gewinner der 2. Liga auf den 3.-Liga-Meister trifft. Beim Allstar Game im Frühling spielt eine Auswahl von Aargauer 2.-Liga-Fussballern gegen den FC Aarau. Und während der Winterpause findet die AFV-Wintermeisterschaft statt. Hier können sich 2.-Liga-Teams auf Kunstrasen auf die Rückrunde vorbereiten. Bleibt der AFV-Futsal-Cup Mitte Dezember zu erwähnen. Unter der Führung von Aemisegger gab es ausserdem viele Verbesserungen im Kommunikationsbereich. Grosser Beliebtheit bei Trainer, Schiedsrichtern und Funktionären erfreut sich das Symposium mit Referaten von Persönlichkeiten aus Sport, Politik und Wirtschaft. Dazu gibts eine informative Webseite, das zweimal jährlich erscheinende Magazin «Hattrick», die Liga-News und Live-Übertragungen der Auslosungen im Aargauer Cup.

Der AFV hat sich in den vergangenen Jahren modernisiert. Er ist salonfähig geworden. Aus einem reinen Verwaltungsapparat und Dienstleistungsbetrieb ist eine moderne, gut funktionierende Einrichtung geworden. Was Aemisegger in der Zeit zwischen 2011 und 2017 geleistet hat, verdient Respekt. Der Präsident selbst bleibt bescheiden: «Ich bin beeindruckt, was die Klubverantwortlichen während eines Jahres leisten und mag die Kontakte mit den Menschen, die sich Tag für Tag und ehrenamtlich zum Wohl ihres Klubs einsetzen. Ich bin mir bewusst, dass ich für die Vereine da bin und nicht die Vereine für mich.» Aemisegger weiss, wovon er spricht. Er ist seit 50 Jahrzehnten im Fussball mit dabei. «Ich war Spieler, Trainer, Sportchef und Funktionär», blickt er zurück, «und hatte in allen Funktionen grossen Spass. Der Fussball ist meine grosse Leidenschaft. Und das wird er Zeit meines Lebens auch bleiben.» (Ruedi Kuhn/AZ)