Unverständlich

Aarburg ist eine der ärmsten Gemeinden im Kanton. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt bei 3500 Franken – das sind ganze 1000 Franken mehr als der Betrag, der unter Finanzanalysten als noch tragbar gilt. Die 8000-Seelen-Gemeinde muss massiv sparen, das ist Realität. Es sind wohl oder übel unpopuläre Entscheide nötig, denn der Aufwand beispielsweise im Flüchtlingswesen wird nicht ab-, sondern eher weiter zunehmen. Dass der Gemeinderat hier bei Kultur und Tourismus Abstriche macht, ist dennoch unverständlich, irritierend und falsch.

Unverständlich: Mit dem Verzicht auf die Bibliothek liessen sich jährlich 60‘000 Franken sparen – aber keine 27 Millionen. Mit einer Schliessung würde mehr kaputt gemacht, als sich sparen lässt. Noch wichtiger: Ohne ein gutes Kulturangebot lockt ein Ort kaum Neuzuzüger an, keine Familien und keine Gutverdiener. Sie droht zur Schlafgemeinde zu verkommen. Stattdessen macht die Exekutive jene wütend, die seit jeher in «ihrem» Städtli zu Hause sind und den Gemeinderat bereits wiedergewählt haben.

Irritierend ist auch dessen Argumentation. Denn selbst wenn die Gemeinde mit der Bibliotheksschliessung und dem Streichen weiterer Posten die Steuern senken könnte: Für Zuzüger attraktiv wird sie beim heutigen Rekordsteuerfuss von 124 Prozent deshalb noch lange nicht. Es braucht bessere und mehrheitsfähige Lösungen. Keine Alibiübungen.

Unter diesen Gesichtspunkten erscheint das Vorhaben, die Stadtbibliothek zu schliessen, als falsch. Dass es sich um eine nachhaltige Lösung handelt, müsste der Gemeinderat erst noch beweisen. Schafft er dies nicht – und davon ist Stand heute auszugehen – darf ihn eine Abfuhr an der Gmeind nicht überraschen.