Von Bäumen und Menschen: Urs Hecht ist ein Guru unter den Brennern

Er hat es erneut geschafft: Bereits zum siebten Male kann sich Urs Hecht aus Gunzwil das Prädikat «Brenner des Jahres» ans Revers heften. Fünf Goldmedaillen in verschieden Kategorien und über ein Dutzend Silbermedaillen hat ihm der Branchenverband DistiSuisse für die Saison 2017/18 verliehen. Der Bernerrosen Apfelbrand und der Wald Holunderbrand wurden sogar Kategoriensieger. Eine 47-köpfige Jury benotete die von 97 Brennereien eingereichten Spirituosen – sogar eine analytische Untersuchung wurde vorgenommen.

Der heute 53-jährige Urs Hecht hat sich den Edelbränden verschrieben. 1984 übernahm er die damals noch traditionelle fahrbare Lohnbrennerei seines Vaters, stieg dann jedoch zur eigenen Produktion um und konnte 1994 die erste Auszeichnung bei der Sissacher Schnapsprämierung einheimsen. Hecht investierte Ende der 90er-Jahre tüchtig in den Neubau der Brennerei am Grasweg in Gunzwil, welches heute zu Beromünster gehört, und baute 2008 mit einer Holzhalle aus. Die Gunzwiler Destillerie beschäftigt heute fünf Personen. Den Erfolg hat Urs Hecht insbesondere seinem fachmännischen Können und dem leidenschaftlichen, konsequenten Streben nach höchste Qualität zu verdanken. «Wenn wir uns auf dem Markt behaupten wollen, müssen wir die Besten sein», sagt der Gunzwiler Brenner.

Hochstammbäume favorisiert
Urs Hecht hat seine ganz eigene Philosophie. Einerseits kauft er konsequent nur Schweizer Früchte ein. Hochstammbäume haben es ihm besonders angetan, die Aromatik sei eine andere, erklärt er. Die Hochstammfrüchte mit Luzerner Herkunft für die Edelbrände stammen aus dem Seetal und dem Surental. Hechts Gedanken für die Wertschöpfungskette beginnen bereits beim Pflanzen des Baumes. Es sei eine Frage und Aufgabe für Generationen. So verschwinden, erzählt Urs Hecht, derzeit zusehends die Bäume des Berner Rosenapfels. «Jetzt muss man neue anbauen, denn es braucht eine Anlaufzeit von 10 bis 15 Jahren.» Viele der Bäume seien um die 50 Jahre alt, mit 80 Jahren hat ein Baum seinen «Dienst» getan, weshalb jetzt für Nachwuchs gesorgt werden muss. Früher hätten die Landwirte noch automatisch dafür gesorgt, jetzt diktiere es zusehends der Markt. «Sie sind auf dem richtigen Weg, der Ansatz ist da», beurteilt Urs Hecht deshalb die Bemühungen um Hochstammbestände im Luzerner Seetal. Der Gunzwiler Brenner arbeitet seit Jahren mit den gleichen Obstproduzenten zusammen. Sollte die Qualität nicht stimmen, setzt er bei der Linie Urs Hecht auch mal einen Jahrgang aus. Die Brände dieser Linie werden mindestens fünf Jahre im Holzfass gelagert. Neben der Linie Urs Hecht produziert man aber auch weitere Fruchtbrände.

Und quasi als Experiment sind der «Hochstämmli»-Likör und der Honigchrüter zu verstehen – auch diese wurden ausgezeichnet. Hecht destilliert und verarbeitet schonend – dem Aroma zuliebe. Der diesjährige Ertrag wird gemäss Urs Hecht unterschiedlich ausfallen. Der Frost hat bekanntlich dem Obst- und Weinbau im April massiv zugesetzt. Die Menge an Kirschen liegt hinter anderen Jahren zurück, aber immerhin dürfte die Qualität stimmen. Bei Apfel und Williamsbirnen sieht es umfangmässig gar nicht gut aus. Bei Pflümli und Zwetschgen werde die Qualität gut sein.

Die Quittenernte dürfte nach einem mengenmässig schwachen letzten Jahr auch heuer knapp ausfallen. Ganz allgemein hofft Urs Hecht auf einen guten Spätherbst. Bezüglich Witterungsbedingungen weiss er: «Man muss den Hochstammbaum dort pflanzen, wo die Kälte nicht bleibt.» Bisher habe man diese Bäume meist nur dort gepflanzt, wo es Platz gehabt habe, und nicht dort, wo es für «für den Baum selber stimmt». Dem derzeitigen Rummel um Gin und Whisky von Schweizer Brennereien kann Urs Hecht wenig abgewinnen. «Wieso soll ich Whisky machen, wenn ich hier Bäume habe?», fragt er. Er wird weiterhin auf Brände aus reiner Schweizer Produktion und aus Schweizer Naturprodukten setzen. «Ohne gute Frucht kein Brand.»