Schnittlauch aus Afrika – klimaneutral importiert

Letzthin hat auf Facebook jemand ein Foto von einer Packung Schnittlauch veröffentlicht. Darauf war zu sehen, dass ein Schweizer Grossverteiler doch tatsächlich diesen Sommer Schnittlauch aus Kenia verkauft (hat). Der Gipfel dabei noch: Um das Umweltbewusstsein der Firma ins rechte Licht zu rücken, prangte auf der Packung sogar noch ein Signet, auf dem zu entnehmen war, dass CO  kompensiert worden sei. Über die Gründe, warum der Lebensmittelanbieter beziehungsweise der Importeur das Grünzeugs aus Afrika einfliegen lässt, kann ich hier nur spekulieren – naheliegend ist wohl, dass der Preis den Ausschlag gegeben hat. In Zeiten, in denen die Grossverteiler aber gleichzeitig mit regionalen Produkten Sympathien zu gewinnen versuchen, kann ich eine solche Sortimentspolitik fast nur noch als schizophren bezeichnen. Schlimm, wenn so was auf fruchtbaren Boden fällt. Aber in Zeiten, in denen Geiz als geil bezeichnet wird, wohl nur mehr als logisch. Auf das Anprangern im Netz reagierte der Grossverteiler, dass infolge Mehltau die nötigen Mengen nicht geordert werden konnten und man deshalb auf Importware zurückgegriffen hat.

Ist denn Schnittlauch ein solch lebenswichtiges Kraut, welches das ganze Jahr im Sortiment sein muss? Angebot und Nachfrage sind wohl die Zauberwörter. Solange wir Konsumenten diesen Wahnsinn mitmachen, werden Auswüchse wie der geschilderte Schnittlauch-Import vermutlich weiterhin zu beobachten sein. Vielleicht könnte bezüglich dieser Problematik eine kleine Kräuterzucht auf dem Fenstersims für Abhilfe schaffen.

Vielleicht sollte ich hier aber nicht den Zeigefinger erheben. Auch ich habe Nachholbedarf, was Nachhaltigkeit betrifft. Ich kann vielleicht mein Umweltbewusstsein etwas beruhigen, wenn ich abends elektronische Geräte ausschalte, um Strom zu sparen. Solange ich aber jedes Jahr mehrere Male mit dem Flugzeug unterwegs bin und nur noch selten öffentliche Verkehrsmittel benutze, sollte ich womöglich besser schweigen.

Der Weg zur Verhältnismässigkeit ist noch weit. Mit etwas gesundem Menschenverstand können wir ihn aber etwas verkürzen.