
Nur ein «ganz gut» reicht für London
Sie kam, rannte – und sorgte für einen Paukenschlag. Mujinga Kambundji drückte der 42. Ausgabe des Pfingstmeetings in Zofingen schon früh ihren Stempel auf. Gleich beim ersten Start über die 100 m knackte die 24-jährige Bernerin mit 11,26 Sekunden die Limite für die Weltmeisterschaften vom 5. bis 13. August in London. Rund eineinhalb Stunden später, im Final der 100-m-Trophy, doppelte Kambundji nach und unterbot mit 11,24 Sekunden den von Swiss Athletics vorgegebenen Wert ein zweites Mal. Auch über 200 m wusste sie zu glänzen, aufgrund des zu starken Rückenwinds wurden ihr die 22,87 Sekunden aber nicht als WM-Limite anerkannt. «Die Zeiten bestätigen, dass ich gut im Fahrplan bin», freute sich Kambundji trotzdem über ihren Erfolg, den man nicht zwingend hatte erwarten dürfen. Weil das Mitglied des ST Bern zuletzt mit Wadenproblemen zu kämpfen hatte, verzögerte sich ihr Start in die Freiluft-Saison. In Zofingen bestritt die EM-Bronzemedaillengewinnerin des letzten Jahres deshalb erst ihren zweiten 100-m-Wettkampf in diesem Jahr. «Überrascht bin ich nicht unbedingt», erklärte Mujinga Kambundji. Sie habe gewusst, dass sie trotz der Vorgeschichte mit der Wade eine Zeit unter 11,30 Sekunden laufen könne. «Ich fühle mich ganz gut, und die Bedingungen mit dem warmen Wetter und der schnellen Bahn waren ideal», erklärte Kambundji. Entsprechend zufrieden zeigte sich die Schweizer 100-m-Rekordhalterin mit ihrem Vorlauf. «Im Final wäre ich gerne nochmals etwas schneller gelaufen, aber ich will mich nicht beklagen», sagte sie lachend.
Obwohl das WM-Ticket nun gelöst ist, werde sich an der weiteren Saisonplanung nichts ändern. «Ich habe jetzt die Gewissheit, dass es gut kommt», blickte Mujinga Kambundji auf die bevorstehenden, wettkampfintensiven Monate. Ihre Erleichterung rührt auch daher, weil man am Anfang der Saison nie weiss, ob alles richtig funktionieren wird. «Auch wenn du gut trainiert hast, ist trotzdem eine leichte Unsicherheit vorhanden», so Mujinga Kambundji.
Zwei solide Läufe
Knapp über der WM-Limite geblieben ist Noemi Zbären. Die 23-jährige Hürdenläuferin des SK Langnau gewann zwar ihre beiden Läufe problemlos, musste aber im Ziel resigniert feststellen, dass es nach 13,22 und 13,30 Sekunden mit London noch nicht geklappt hat. «Überglücklich bin ich nicht gerade. Ich dachte, dass mein erster Lauf schneller war», sagte Zbären, die sich wegen der «super Bedingungen» eine Zeit unter den geforderten 12,98 Sekunden erhofft hatte. Abgesehen davon zeigte sich die Emmentalerin aber zufrieden mit ihrem Wettkampf. «Beide Läufe waren sehr solide, es fehlten einzig noch ein paar andere schnelle Athletinnen, die daneben drücken», sagte Zbären. Grundsätzlich sei sie nach ihrer rund einjährigen Verletzungspause froh, wieder auf der Bahn im Einsatz zu stehen. «Ich habe viel dafür gegeben und kann nun die Früchte meiner Arbeit ernten», erzählte Zbären, die sich im Mai 2016 einen Riss des vorderen Kreuzbands im linken Knie zugezogen hatte. Entsprechend froh war sie um die Startgelegenheit in Zofingen. «Für mich ist es nach wie vor ein Reinfinden. Ich spüre die lange Pause und muss jetzt den Rhythmus wieder kriegen», sagte die WM-Sechste 2015. Der Fakt, dass ihr Knie der Belastung von zwei Rennen an einem Tag standhält, lässt Noemi Zbären aber zuversichtlich in die Zukunft blicken: «Ich bin glücklich, wie es läuft, und hoffe, dass ich die WM-Limite noch knacken kann.»
Im Schatten von Mujinga Kambundji und Noemi Zbären sorgte Jason Joseph für Aufsehen. Kurz vor Kambundjis Coup verbesserte das 18-jährige Talent des LC Therwil mit 13,25 Sekunden über 110 m Hürden den Schweizer U20-Rekord um 0,06 Sekunden. Damit knackte Joseph die Limite für die U20-EM vom 20. bis 23. Juli in Grosseto.
Auf die Teilnahme in Zofingen verzichtet hat derweil Jan Hochstrasser. Der 28-jährige Safenwiler 1500-m-Läufer, der einen Start über 800 m geplant hatte, zog eine Erholungswoche ein und fokussierte sich auf anstehende Prüfungen seines Betriebswirtschaftsstudiums. Obwohl der Lokalmatador fehlte, zeigte sich Peter Brühlmann zufrieden mit dem Verlauf des Pfingstmeetings. In erster Linie freute sich der OK-Präsident über die unterbotenen Richtwerte. «Davon lebt ein Meeting», sagte Brühlmann. Weil Mujinga Kambundji und Jason Joseph ihre Limiten am Anfang des Wettkampftages erfüllt hätten, «sorgte das für eine tolle Stimmung im Allgemeinen». Als einzigen Wermutstropfen bezeichnete Brühlmann die Verspätungen im Zeitplan. «Ich wusste zwar, dass es eine enge Sache geben wird», sagte er, «dass wir diesen dennoch nicht einhalten konnten, hat mich genervt.»