
Neun starten, fünf kommen an – das Gipfel-Treffen der Kandidatinnen und Kandidaten aus Rothrist
Neun Frauen und Männer wollen in den Gemeinderat. Wer sie sind und was sie vertreten, stand im Fokus einer Podiumsdiskussion.
Draussen lud ein perfekter Sommerabend zum Grillieren ein – dennoch zog es am Dienstag gegen 200 Rothristerinnen und Rothrister in den Gemeindesaal Breiten. Hier präsentierten sich an einer Podiumsdiskussion alle neun Kandidatinnen und Kandidaten für den Gemeinderat. Drei Bisherige treten nicht mehr an: Gemeinderat Peter Vonlanthen (parteilos), Vizeammann Heinz Kellerhals (FDP) und Gemeindeammann Hans Jürg Koch (SVP). Damit gilt es auch die Führungspositionen neu zu besetzen.
Während viele Gemeinden krampfhaft Anwärter für Gemeinderat, Kommissionen und Schulpflege suchen, befindet sich die über 8800 Einwohner zählende Gemeinde in einer komfortablen Lage. Für die fünf Ratssitze bewerben sich: Adrian Schmitter (SVP, bisher); Philipp Steffen (EVP, bisher); Swen Andres (parteilos, neu); Ralph Ehrismann (FDP, neu); Muriel Fiechter Oberholzer (SP, neu); Claudia Lengyel-Zimmerli (SVP, neu); Hans Rudolf Sägesser (FDP, neu); Hanspeter Sommer (parteilos, neu) und Daniela Weber (parteilos, neu). Genügend Kandidaten gibt es auch für die Kommissionen und die Schulpflege.
Wer künftig die Geschicke von Rothrist in der Exekutive leitet, entscheidet sich am 24. September. Wer ist die oder der Richtige? Dies fragte sich eine Einwohnerin, die das Podium anregte, und Gemeinderat sowie Parteien nahmen den Ball auf. Schon im Mai ging die Gemeinde in die Offensive. Erstmals lud sie zu einer Infoveranstaltung ein. Vertreter der Behörden und Kommissionen stellten ihre Aufgaben vor.
Am Dienstagabend nun hatten die Gemeinderatskandidaten Gelegenheit, sich zu positionieren. Im Fokus standen die finanzielle Situation der Gemeinde, Verkehrsfragen, der Umgang mit den Soziallasten und die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden. Um den zeitlichen Rahmen nicht zu sprengen, konnte sich jede Kandidatin und jeder Kandidat zu jeweils zwei der vier Themen äussern – zu welchen, erfuhren sie erst auf dem Podium. Die Raumtemperatur stieg während den über 100 Minuten kontinuierlich. Dies lag am erfreulichen Besucherandrang, der fehlenden Lüftung, den brennenden Bühnenscheinwerfern, aber vor allem an den spannenden Frage-Antwort-Runden. «Sie werden schon etwas in die Mangel genommen und grilliert», sagte Philippe Pfister, Chefredaktor des Zofinger Tagblatts, der das Podium moderierte.
Unter dem Strich war klar, dass alle Kandidaten die Arbeit des bisherigen Gemeinderats wertschätzen und fortführen möchten. Unisono erklang die Erkenntnis, dass Sparen die grösste Herausforderung darstellt. Konkrete, kontrovers diskutierte Sparoptionen kamen aufs Tapet: Etwa die Eintrittspreise für Auswärtige im Hallenbad zu erhöhen, auf den bislang kostenlosen, öffentlichen Parkplätzen Gebühren einzuführen oder das Potenzial der Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden zu überprüfen. Doch wo die Schraube anziehen, damit Rothrist attraktiv bleibt? Die Seniorenreise oder die Jubilarsgeschenke einsparen? Kein Thema. Dagegen könnte es sich lohnen, die Belegung der öffentlichen Räume zu analysieren und zu fördern. Bei der flächendeckenden Einführung von Tempo 30 waren die Meinungen geteilt, der Asylund Sozialbereich dagegen einte sie wieder: Hier zeigte sich klar, dass die Gemeinden gegenüber Bund und Kanton wenig Spielraum haben und nur eine regionale Zusammenarbeit Wirkung zeigen kann, um Kosten zu senken.
Authentisch, offen und engagiert zeigten sich die Kandidaten. «Man hat schon gespürt, wer am besten geeignet ist»; meinte ein Besucher beim Verlassen des Saals. «Das Podium bot eine Entscheidungshilfe.» Nun hat Rothrist die Qual der Wahl.