Kölliken erwägt Verkauf seines Elektrizitätswerks

 

Die Gemeinde würde mit einem Verkauf gegen die Aktionärsstrategie handeln

Das Elektrizitätswerk Kölliken (EWK) könnte bald zum Verkauf stehen. Der Gemeinderat Kölliken und der Verwaltungsrat der EWK Energie AG prüfen die Option eines Verkaufs, heisst es in einer Mitteilung. Als Gründe werden zukünftige Regulierungen im Elektrizitätsmarkt sowie technische und marktregulatorische Entwicklungen genannt. Denn mit diesen seien wegweisende Entscheide verbunden, etwa im Bereich Zählerwesen, Marktpflege und Tarife. Der Schritt Köllikens erstaunt, zumal die EKW Energie AG gemäss Geschäftsbericht 2015 «weiterhin gut im Markt aufgestellt ist». Im selben Bericht wird die Verabschiedung der Aktionärsstrategie erwähnt, die unter anderem festhält, dass die Gemeinde Kölliken langfristig 100 Prozent der Aktien halten soll.

Mit dem Entscheid, das gemeindeeigene Elektrizitätswerk zu verkaufen, wäre Kölliken in guter Gesellschaft. 2014 etwa verkaufte Brittnau das Elektrizitätswerk an die Aargauischen Elektrizitätswerke (AEW). In Sisseln wird am 12. März über einen Verkauf der Anlagen der Elektrizitätsversorgung (Elektra) an die AEW abgestimmt. Nach der Rücktrittserklärung der ElektraKommission per Ende 2017 zweifelt der dortige Gemeinderat an einer professionellen Weiterführung des Werks.

AEW kauft regionale Netze
In den letzten fünf Jahren hat die AEW Energie AG drei Netze von regionalen Energieversorgungsunternehmen gekauft. An ihrer letzten Jahres-Pressekonferenz liessen die AEW verlauten, dass sie über Budget und Willen verfügen, um noch mehr Elektrizitätswerke zu kaufen. «Das Betreiben von Verteilnetzen gehört zum Kerngeschäft der AEW Energie AG, und es passt daher gut in unsere Strategie, Netze zu kaufen», sagt Kommunikationsbeauftragte Yvonne Kohler. Seien die AEW an einem ausgeschriebenen Netz interessiert, reichten sie eine Offerte ein.

In der Vergangenheit stiessen EW-Verkaufspläne bereits auf Widerstand. In Strengelbach stimmte die Bevölkerung mittels Referendumsentscheid für den Verkauf ihres Elektrizitätswerks an die Zofinger StWZ Energie AG, jedoch nur mit einem hauchdünnen Mehr von 27 Stimmen. In Niederwil lehnte die Bevölkerung 2015 den Verkauf ihres Elektrizitätswerks deutlich ab. Die Bewohner schreckten vor dem steigenden Strompreis zurück, der mit einem Verkauf verbunden gewesen wäre. Die Verkaufspreise für die Elektrizitätswerke der genannten, zwischen 1300 und 4500 Einwohner aufweisenden Gemeinden, betrugen zwischen 7 und 10,2 Millionen Franken. Der Preis für das EWK, das gut 4000 Einwohnern Strom liefert, dürfte sich in diesem Rahmen bewegen.

Gemäss Mitteilung will Kölliken seine Bevölkerung in den Prozess hin zum möglichen Verkaufsentscheid einbeziehen. So sollen die Abklärungen des von der EKW Energie AG beigezogenen externen Beraters durch eine Gruppe von Einwohnern begleitet werden.